Beratungsstellenleiterin Brigitte Dörhöfer. Foto: Verbraucherzentrale in Detmold.

Prepaid-Kreditkarten, die sich nach der Bestellung via Internet nicht als finanzielle Soforthilfe, sondern als kostenträchtiges Zahlungsmittel entpuppten. Energieversorger, die Kunden mit unzulässigen Preiserhöhungen überrumpelten. Haustürverkäufer, die angesichts der bevorstehenden Fusion von Unitymedia und Vodafone zum Abschluss überflüssiger Verträge für den Fernsehempfang drängten. Und wenn etwas schieflief, wo eigentlich gezahlt werden sollte, folgte auch 2019 alsbald unerwartete Post eines Inkassobüros – mit der Ankündigung oft hoher Gebühren, drohender Mahnbescheide oder Zwangsvollstreckung inklusive. Bei rund 4500 Verbraucheranliegen war die Verbraucherzentrale in Detmold im vergangenen Jahr Ansprechpartnerin, um Verbraucherrechte durchzusetzen oder unberechtigte Forderungen abzuwenden.

 

„Auch wenn wir wegen der Corona-Pandemie einige Wochen keine persönliche Beratung anbieten konnten, waren wir per Telefon und E-Mail weiter mit Ratsuchenden in regem Austausch und Kontakt. Dabei hat sich gezeigt, dass gerade in unsicheren Zeiten der Schutz vor Übervorteilung durch unseriöse Geschäftspraktiken besonders gefragt ist“, erklärte Beratungsstellenleiterin Brigitte Dörhöfer bei der Vorstellung des Jahresberichts 2019. Ab dem 18.05.2020 konnten wir wieder, nach telefonischer Absprache, persönliche Beratungstermine vergeben, Erfreulich sei zudem, das Ratsuchende nun auf das neue Beratungsangebot zur “ Rechtsberatung im Gesundheitswesen “ zählen können.Bei einem Vorsorgetag hat die Beratungsstelle informiert, warum Patientenverfügung, Vorsorge- und Betreuungsvollmacht bei Krankheit und Pflegebedürftigkeit so wichtig ist.

 

Neun Telekommunikationsverträge, voraussichtliche Zahlungen in Höhe von 3.500,00 € und die Verschuldung in Sicht – das war die Situation eines Verbrauchers aus Lippe. Die Beratungstelle Detmold hakte erfolgreich beim Anbieter nach: Die Verträge wurden storniert und die drohende Verschuldung abgewendet. Viele Ratsuchende kamen mit Anliegen und Problemen rund ums Thema Telekommunikation in die Beratungsstelle. Neben den Klassikern – nicht nachvollziehbare Posten auf der Telefonrechnung, Stolperfallen beim Anbieterwechsel oder Frust, wenn vertraglich zugesicherte Internetgeschwindigkeiten und die Übertragungsraten beim tatsächlichen Surfen im Alltag meilenweit auseinanderlagen – sorgte mangelhafte  Information beim Vertragsabschluss in Telefon-Shops für Ärgernisse.

 

„So berichteten Verbraucher, dass sie überrumpelt worden waren und Verträge unterschrieben hatten, deren Konditionen und Kosten sie erst im Nachhinein überblicken konnten“, erläuterte Beratungsstellenleiterin Brigitte Dörhöfer. Bei einer landesweiten Stichprobe hatte die Verbraucherzentrale festgestellt, dass neun von zehn Shops ihren gesetzlichen Informationspflichten vor Abschluss eines Handyvertrages nicht nachgekommen waren. Danach müssen Kunden die wesentlichen Vertragsinhalte im Produktinformationsblatt vor der Unterschrift ausgehändigt werden. Zum Weltverbrauchertag hat die Beratungsstelle nicht nur gezeigt, wie Kunden darauf pochen können, die vorgeschriebenen Informationen vom Verkäufer auch ausgehändigt zu bekommen. Die Verbraucherzentrale NRW hat zudem ein 14-tägiges Widerrufsrecht bei solch komplexen Vertragskonstellationen gefordert.

 

Nach TelDaFax, FlexStrom und Care Energy war mit der Bayerischen Energieversorgung BEV erneut ein Energieversorger mit fragwürdigem Geschäftsmodell Pleite gegangen. „Wir haben nicht nur über die Entwicklungen des Insolvenzverfahrens informiert, sondern auch Schritte erläutert, um offene Forderungen wie Boni und Guthaben gegen die BEV durchzusetzen und gegebenenfalls anzumelden“, zeigte die Beratungsstellenleiterin die Hilfestellungen für Ratsuchende auf. Auch am Telefon untergeschobene Verträge hatten wieder Konjunktur. So waren etwa mit dem Versprechen, 1.000 Euro gewonnen zu haben, Verbraucher zum Abschluss eines Zeitschriften-Abos gedrängt worden. Denn dies sei zur Abwicklung nötig, weil der vermeintliche Gewinn versteuert werden müsse. Hierzu waren dann auch Kontodaten der Opfer abgefragt worden.

 

Erst mit Zusendung der Vertragsunterlagen war den am Telefon Überrumpelten dann klar geworden, dass sie auf eine Abzockmasche hereingefallen waren. Ob Warenbestellungen über Shopping-Plattformen oder Abos für Streaming-Dienste: Einmal mehr hatten Kriminelle mit Hilfe gestohlener Daten im Internet auf Kosten ihrer Opfer eingekauft oder auf deren Namen Verträge abgeschlossen. Betroffene erfuhren vom Identitätsdiebstahl meist erst, wenn sie Rechnungen oder Inkassoschreiben erhielten oder unbekannte Abbuchungen auf ihrem Konto vorfanden. In der Rechtsberatung hat die Beratungsstelle dubiosen Forderungen einen Riegel vorgeschoben und auch präventiv Tipps gegeben, um Datendiebstahl vorzubeugen.

 

Erneuerbare Energien zuhause selber nutzen – bei diesen Aktionen hat die Beratungsstelle verschiedene Wege aufgezeigt, wie man erneuerbare Energien einsetzen kann und dabei die Energiekosten im eigenen Haus senkt und auch einen Beitrag zum Klimaschutz beitragen kann. Die Themen erstreckten sich von kleinen “ Kraftwerken “ in Form von Stecker – Photovoltaik – Systemen und großen Anlagen über regenerativen Zusatzsystemen zur Heizungsunterstützung bis hin zu voll regenerativen Heizungssystemen. Die politischen Entscheidungen rund um den Klimaschutz haben viele Verbraucher vor die große Frage gestellt, welche Sanierungen sinnvoll sind und auch gefördert werden können.

 

Mit Beratungen und Aktionen half die Beratungsstelle, um mit den Investitionen für sich selbst und auch die kommunalen Anstrengungen zum Klimaschutz das Beste rauszuholen. Seit dem Sommer 2019 ist die Verbraucherberatung nun auch “ Refill Station „. Mitgebrachte Flaschen können kostenlos mit Trinkwasser aufgefüllt werden, ein Beitrag mit dem Ziel, Plastikmüll zu vermeiden.