Mensch und Maschine teilen sich die Arbeit: Professor Röcker übergibt einem kollaborativen Roboter ein Bauteil zur weiteren Verarbeitung. Jeder übernimmt die Aufgaben, die er am besten ausführen kann. Foto: Stiftung Standortsicherung Kreis Lippe

Menschen mit und ohne Behinderung die Zusammenarbeit ermöglichen – und das mithilfe eines technischen Assistenzsystems: Dieses Ziel verfolgt das Projekt enableIT. Das Projekt entstand im Rahmen der Stiftungsprofessur „Nutzergerechte Gestaltung von technischen Systemen mit Schwerpunkt Informatik“ an der technischen Hochschule OWL (TH OWL) von Professor Carsten Röcker. Mario Heinz und Philip Sehr bearbeiten das Projekt als wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) und promovieren auch in diesem Bereich.

 

Menschen mit Einschränkungen oder Behinderungen haben oft Schwierigkeiten, einen passenden Arbeitsplatz zu finden, der ihren Bedürfnissen gerecht wird. Dadurch wird ihnen die Möglichkeit verwehrt, einer erfüllenden und zufriedenstellenden Tätigkeit nachzugehen und selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Sie fehlen außerdem als zusätzliche Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt und müssen oft auf Kosten der Sozialsysteme leben. „Gelungene Inklusionsmöglichkeiten sind daher nicht nur für die Betroffenen selber, sondern auch für die Gesellschaft im Allgemeinen von enormer Bedeutung“, erklärt Professor Röcker.

 

Wichtiger Kooperationspartner des Projekts ist die INTEG GmbH, ein Integrationsbetrieb für Behinderte aus Bad Driburg. „Im bisherigen Projektverlauf haben wir die verschiedenen Produktionsumgebungen der INTEG GmbH besucht und Gespräche mit den sozialen, technischen und organisatorischen Fachkräften durchgeführt. Der Fokus lag dabei insbesondere auf der Beobachtung der Arbeitsabläufe an manuellen Montage- und Kommissionierungsstationen“, berichtet Heinz. Ein weiterer zentraler Aspekt der Beobachtungen betraf die Arbeitsweise der Mitarbeiter mit Behinderungen. Die Ergebnisse der Analyse sind daraufhin verwendet worden, um die Anforderungen für die Assistenzsysteme festzulegen. „Als nächstes entwickeln wir einen Prototypen, um zu prüfen, ob dieser in der realen Produktionsumgebung anwendbar ist“, beschreibt Heinz das weitere Vorgehen.

 

Neben enableIT hat Professor Röcker, seitdem er die Stiftungsprofessur Ende 2014 übernommen hat, bereits zehn weitere Projekte mit Studierenden und Doktoranden gestartet und davon schon acht erfolgreich abgeschlossen. Besonders erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist die Möglichkeit der Promotion der Hochschule: „Nicht jedem ist bewusst, dass man an der TH OWL in spannenden Bereichen forschen und so auch promovieren kann“, weist Röcker auf diese besondere Chance hin.

 

Die Stiftung Standortsicherung, Phoenix Contact, Wincor Nixdorf, das Fraunhofer-Anwendungszentrum Industrial Automation (IOSB-INA) haben die Stiftungsprofessur fünf Jahre mit insgesamt 500.000 Euro finanziert. „Da Unternehmen der Region in die Projekte eingebunden sind, können Forschungsergebnisse direkt in der Praxis umgesetzt werden“, lobt Dr. A. Heinrike Heil, Geschäftsführerin der Stiftung Standortsicherung, den Mehrwert der geförderten Professur.

 

Damit Studierende noch besser auf die Herausforderungen in der Mensch-Maschine-Interaktion vorbereitet sind, hat Professor Röcker neue Veranstaltungen in diesem Bereich für Bachelor- und Masterstudiengänge im Fachgebiet Elektrotechnik und Technische Informatik entwickelt. Darüber hinaus baute Professor Röcker das „Digital Innovation Lab“, ein Labor zur Durchführung praxisbezogener Forschung, auf.

 

Informationen zu Professor Carsten Röcker:

Professor Carsten Röcker stammt aus Erding bei München. Als Wissenschaftler hat er einen fächerübergreifenden Hintergrund mit Abschlüssen in Informatik, Psychologie, Ingenieurwesen, Management und Kommunikationswissenschaft. Der Wissenschaftler verfügt über 20 Jahre Forschungserfahrung in den Bereichen Nutzerorientierte Systemgestaltung und Technologie-Akzeptanz und wirkte an zahlreichen internationalen Projekten mit. Lehraufträge führten ihn unter anderem an Hochschulen in Aachen und Graz. Daraufhin kam er durch die Stiftungsprofessur an die Hochschule OWL. Seit April 2019 ist er stellvertretender Leiter des Instituts für industrielle Informationstechnik (InIT).

 

Informationen zur Stiftung Standortsicherung:

Die gemeinnützige Stiftung Standortsicherung wurde 2001 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, den Standort Lippe langfristig und dauerhaft zu stärken. Dazu gilt es, abseits der bekannten Maßnahmen neue Möglichkeiten zu suchen und innovative Wege zu beschreiten, um die Region Lippe nachhaltig zu fördern und Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Die Stiftung fördert Projekte in den Bereichen Bildung, Wissenschaft sowie Kultur und Ehrenamt. Weitere Informationen zur Stiftung finden sich unter: www.stiftung-standortsicherung.de.