Quelle „TBV Lemgo Lippe.

Nach dem kräftezehrenden Aufgalopp begibt sich der Tross des TBV Lemgo Lippe mit vier Punkten auf der Habenseite und gut erholt bereits am Samstagmittag auf die Reise (463 Kilometer) ins Schwabenland, wo er tags drauf auf die „Wild Boys“ aus Stuttgart treffen wird. Anwurf in der Porsche-Arena ist um 16:00 Uhr.

 

Nach der Auftaktniederlage in Mannheim gegen die Löwen (20:30), in der TBV-Trainer Florian Kehrmann den TVB Stuttgart jedoch nicht so schlecht sah, „wie es das Ergebnis ausgedrückt hat“, konnten die Schwaben ihre Heimspielpremiere gegen Aufsteiger Essen souverän (31:23) für sich entscheiden. Beim kürzlichen 30:28-Auswärtserfolg im Derby gegen die Gallier aus Balingen kam den Gästen auch ihre außergewöhnlich hohe Qualität zwischen den Pfosten zugute: Mit Ex-Weltmeister Johannes Bitter und dem im Sommer dazugestoßenen Slowenen Promoz Prost verfügt Stuttgart über reichlich internationale Erfahrung im Tor.

 

Mit 4:2-Punkten rangieren die Stuttgarter aktuell auf dem zehnten Tabellenplatz. Kehrmann: „Die Vorzeichen sind bei beiden Mannschaften ähnlich, beide sind gut in die Saison gekommen und haben ihre ‚Pflichtaufgaben‘ erfüllt.“ Schattiert wurden die sportlichen Positivschlagzeilen des kommenden Gastgebers zuletzt aber vor allem durch die Nachricht, dass in der Porsche-Arena bis auf Weiteres nicht vor mehr als 500 Zuschauern gespielt werden darf.

 

Ein herber Rückschlag, fasst die Mehrzweckhalle doch 6211 Plätze. Doch unter der Woche überschritt Stuttgart bei der Corona-Inzidenz den kritischen Wert von 50. Um das finanzielle Überleben sichern zu können, überlässt der Verein daher künftig seinen VIP-Kunden den Vortritt. Immerhin werden wohl einige wenige Trommler den Gastgeber akustisch unterstützen dürfen.

 

Zurück zum Sportlichen: Auf beiden Seiten hat jeweils ein Akteur eine Vergangenheit beim kommenden Gegner vorzuweisen. Für die Lipper gibt es ein Wiedersehen mit ihrem langjährigen Linksaußen Patrick Zieker. Der heute 26-Jährige war vor einem Jahr aus familiären Gründen ins Schwabenland gewechselt. Den umgekehrten Weg schlug TBV-Linkshänder Bobby Schagen ein, den es nach drei Jahren bei den „Wild Boys“ zurück in die Region Ostwestfalen-Lippe zog.

 

Mindestens ein wachsames Auge wird der TBV im gegnerischen Angriffsspiel auf den rechten Rückraum der Gäste haben müssen: Dort lauern mit dem Isländer Viggo Kristjansson (kam von der HSG Wetzlar) und Jerome Müller (Eulen Ludwigshafen) zwei torgefährliche Akteure auf, die den Abgang von David Schmidt (Bergischer HC) augenscheinlich überkompensieren können. Ersterer hat mit 23/5 Toren einen Einstand nach Maß hingelegt und hat damit momentan den zweiten Platz in der Torjägerliste inne, Müller war in der vergangenen Saison mit immerhin 107 Toren treffsicherster Schütze der Eulen. In dieser Saison traf er für seinen neuen Klub bislang sieben Mal ins Schwarze.

 

Deshalb sieht Florian Kehrmann das entscheidende Zünglein an der Waage vor allem in der an diesem Tag besser performenden Abwehr: „Es wird ein Spiel, das sicherlich über die Deckungsreihen entschieden wird.“ Nach dem personell großen Umbruch vor einem Jahr (zehn Zu-, sechs Abgänge) hat Trainer und Geschäftsführer Jürgen Schweikardt diesmal lediglich drei Neuankömmlinge integrieren müssen und sieht sein Team inzwischen als „sehr eingespielt.“

 

In der Vergangenheit lieferten sich beide Mannschaften zumeist ein Duell auf Augenhöhe, welches im Februar der TBV Lemgo Lippe zuletzt in der heimischen Phoenix Contact-Arena mit 27:23 für sich entscheiden konnte. Die letzte Rückreise aus dem Schwabenland konnte der TBV im Oktober 2019 mit einem Punkt antreten (26:26), nachdem er in der Saison 2018/2019 noch mit 23:25 das Nachsehen hatte. In elf Aufeinandertreffen erspielten sich die Lemgoer fünf Siege und zwei Remis.

 

„Für uns gilt es, die sehr kompakte Stuttgarter 6:0-Abwehr auseinanderzuziehen, wirklich in die Tiefe zu kommen, dann auch Folgehandlungen zu spielen und – was uns in den ersten Spielen vielleicht noch so ein wenig gefehlt hat – konsequent abzuschließen“, weiß Kehrmann um das Erfolgsrezept, nicht nur die Gesamtbilanz gegen Stuttgart zu verbessern, sondern vor allem die ersten zwei Auswärtspunkte in der noch jungen Saison einzufahren.

 

Geleitet wird die Partie von den Schiedsrichtern Sebastian Grobe und Adrian Kinzel. Bezahlsender Sky zeigt die fünf Sonntagspartien ab 15.35 Uhr in der Konferenz. Das Einzelspiel geht um 15.55 Uhr auf Sky Sport 5 live.