Prof. Dr. med. Manfred Pilgramm warnt vor erhöhter Legionellen-Gefahr. Copyright: TH OWL.

Seit Monaten stehen Ferienwohnungen, Appartements, Jugendherbergen und Hotels so gut wie leer – weil sie wegen der Corona-Pandemie keine touristischen Gäste beherbergen dürfen. Prof. Dr. med. Manfred Pilgramm warnt vor einem Bakterienbefall des Wassers in Ferienwohnungen und Hotels.

 

Der Umweltmediziner und Hals-Nasen-Ohren-Arzt Manfred Pilgramm leitet das Lehrgebiet Wohnmedizin an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe. „In Ferienwohnungen und Hotels kommt meist vorbehandeltes und vorgewärmtes Wasser aus dem Hahn. Es wird in großen Behältern aufbewahrt. Wenn dieses Wasser über längere Zeit nicht über 50 Grad erhitzt wird, wachsen darin Legionellen“, erklärt Professor Pilgramm.

 

„Eine solche Situation mit wochenlangen Schließungen, wie wir sie jetzt haben, gab es vermutlich noch nie. Deswegen empfehle ich, dass die Betreiberinnen und Betreiber der Unterkünfte Untersuchungen zur Legionellen-Konzentration in ihrem Wasser machen, ehe sie wieder Gäste beherbergen.“ Die Bakterien könnten gerade bei älteren Menschen und Kindern besonders durch das Duschen Lungenentzündungen hervorrufen, so Pilgramm weiter. „Der Dampf ist das Problem, weil die Bakterien über den Dampf in die Lunge gelangen.“ Den Legionellen-Befall im Wasser kann man weder schmecken noch riechen. Aber: Mit Teststreifen kann man prüfen, ob die Konzentration zu hoch und damit gesundheitsgefährdend ist.

 

Hat man sich mit den Bakterien infiziert, dauert es meist einige Tage, bis erste Symptome wie Schmerzen beim Atmen, Schweißausbrüche oder Übelkeit auftreten. Das Tückische sei gerade jetzt, dass man die Symptome fälschlicherweise auf eine vermeintliche Corona-Infektion zurückführen könnte, weil sie so ähnlich sind, sagt der Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Durch einen Spucktest könne die Legionellen-Infektion nachgewiesen werden – weil sie bakteriell ist, lasse sie sich gut mit Antibiotika behandeln, so Pilgramm.

 

Wichtig sei, dass das Wasser in Urlaubsunterkünften vor der Wiederaufnahme des Betriebs auf Legionellen untersucht und dann soweit aufgeheizt wird, dass die Bakterien absterben. „Im Zweifel sollten Sie sich bei Ihrem Anbieter erkundigen, ob entsprechende Untersuchungen stattgefunden haben. Wenn in der Unterkunft nicht innerhalb von etwa zehn Sekunden heißes Wasser aus dem Hahn kommt, müssen Sie davon ausgehen, dass dort nicht ausreichend vorgeheizt wurde.“ Der Umweltmediziner empfiehlt, dass Betreiberinnen und Betreiber von Ferienunterkünften die Legionellen-Gefahr im Blick haben und dann, wenn der Betrieb wieder anläuft, rechtzeitig vor der Anreise der ersten Gäste ihre Wasserbassins prüfen.

 

Text: Pia Schlegel.