Die Hofjagd hat eine faszinierende Geschichte von 2.500 Jahren und stellte ein gesellschaftliches Großereignis dar. Warum, in welchem Rahmen und wie wurde an den Fürstenhöfen der Neuzeit gejagt? Wer durfte damals überhaupt jagen? Welche Rolle spielte die Hofjagd in Lippe? Und wie haben Künstler wie Lucas Cranach d.Ä., Wolfgang Birkner, Hans Steiner und Joos de Momper das höfische Waidwerk im Bild festgehalten?
Fragen wie diese nimmt die neue Sonderausstellung „Hofjagd – Privileg und Spektakel“ im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake in Lemgo unter die Lupe. Die Eröffnung findet am Sonntag, 12. September 2021, um 16 Uhr statt, und zwar mit musikalischer Untermalung des Jagdhornbläserkorps der Alten Hansestadt Lemgo. Außerdem ist die Rollende Waldschule der Kreisjägerschaft Lippe im Einsatz. Anmelden kann man sich unter Tel. 05261/94500 oder per Mail unter info@museum-schloss-brake.de. Der Eintritt ist frei.
„Wir präsentieren die unterschiedlichen Formen der Hohen Jagd, die französische Parforcejagd und die deutsche Eingestellte Jagd. Ferner die Eber- und die Beizjagd. Die historische Jagd auf Wölfe spielt ebenfalls eine Rolle“, sagt PD Dr. Heiner Borggrefe, der Kurator der Sonderausstellung. Wenn wir heute vom Jagen sprechen, denken die Befürworter an artgerechtes, freies Tierleben, an die verantwortungsvolle Pflege des Wildbestandes, an den Verzehr von gesundem Fleisch; die Gegner an ein vermeintlich überholtes Jagdgesetz, an das Töten eines Mitgeschöpfes. Diese Kontroverse leistet sich unsere Gesellschaft.
Ursprünglich wurde Wild gejagt, um verzehrt zu werden. Im Reich der assyrischen Könige entstand vor über 2500 Jahren die Hofjagd. Sie blieb bis zur Französischen Revolution ein fester Bestandteil der monarchischen Hofkultur. Jagen war Ausdruck herrscherlicher Macht. Lange diente es auch der Erziehung der männlichen Eliten zum Krieg. Jagderfolg drückte außerdem die Befähigung zum Herrscheramt aus.
Im Mittelalter entstand das herrscherliche Jagdprivileg: Kaiser oder König beanspruchten das Recht, überall in ihrem Herrschaftsraum zu jagen. Sie bevorzugten das große Wild wie Hirsch, Reh, Wildschwein und Bär. Das war die Hohe Jagd im Unterschied zur Niederen Jagd (Hase, Fuchs und Dachs). Seit dem Mittelalter bewegte sich das Jagen im Kanon einer verfeinerten und ritualisierten Hofkultur, an der adelige Damen einen großen Anteil hatten. Es diente der Unterhaltung und definierte darüber hinaus das kulturelle Selbstverständnis der Höfe.
Im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake sind Bilder der Jagd in Malerei und Graphik zu sehen. Präsentiert werden zahlreiche originale Jagdwaffen aus einer vergangenen Zeit, als noch vom Pferd mit Jagddegen, Jagdschwert und Saufeder gejagt und Vögel mit dem sogenannten Vogelschnäpper und der Leimrute erlegt beziehungsweise gefangen wurden. Seltene Objekte wie ein Jagdhorn von 1500 oder schwere, mit Dornen besetzte Schutzhalsbänder für Hunde gegen den tödlichen Kehlenbiss der Wölfe runden die Ausstellung ab.
Freuen kann man sich außerdem auf verschiedene Tierfelle, die das Gerbereimuseum Enger zur Verfügung gestellt hat. Die Besucherinnen und Besucher können im wahrsten Sinne des Wortes begreifen, wie sich ein Wildschwein, ein Braunbär, eine Wildkatze oder ein Otter anfühlen. Verschiedene interaktive Medienstation laden zum Mitmachen ein. Per Knopfdruck kann man unterschiedliche Jagdhornsignale und Tierstimmen anhören und auch dank entsprechender Hintergrundmusik in die Welt des Waldes eintauchen.
Passend zur Ausstellung sind mitreißende Konzerte, spannende Kindertheaterstücke und bebilderte Vorträge geplant. Für Kindergärten und Schulklassen gibt es spezielle museumspädagogische Angebote zum Mitmachen. Zur Ausstellung erscheint auch eine reichhaltig bebilderte Publikation mit anregenden Beiträgen zum Thema. Nähere Informationen gibt es unter www.museum-schloss-brake.de.