Zur Unterstützung der vom Hochwasser betroffenen Menschen wollte einer der wohl prominentesten deutschen Waffenhersteller und Behördenausrüster, Heckler & Koch aus Oberndorf im Schwarzwald, 15.000 Euro spenden. Empfänger sollte der Verein „Aktion Deutschland hilft“ sein, doch die Überweisung wurde aus „ethischen Gründen“ nicht angenommen. In einem offenen Brief hat sich das Unternehmen dazu wie folgt geäußert:
Offener Brief an die Aktion Deutschland Hilft e. V.
„Sehr geehrter Bundespräsident a.D. Köhler,
sehr geehrter Bundesminister Maas,
sehr geehrte Damen und Herren,
mit großer Anteilnahme haben wir, die Geschäftsführung, der Betriebsrat und die Belegschaft von Heckler & Koch in Oberndorf, die bestürzenden Bilder vom Hochwasser im Ahrtal und in anderen Teilen Nordrhein-Westfalens sowie von Rheinland-Pfalz gesehen. Unser Mitgefühl gilt den Menschen, die bei der Katastrophe ihre Angehörigen, ihre Gesundheit oder ihr Hab und Gut verloren haben, unsere Sorge all jenen, die nun vor dem Nichts stehen.
In Anbetracht der bewegenden Ereignisse entschlossen wir uns, wie viele andere Belegschaften in Deutschland, spontan zu helfen. Wir folgten dem Aufruf der „Aktion Deutschland Hilft“ und sammelten Spenden für die Flutopfer. Innerhalb weniger Tage kamen etwa 7.500 Euro zusammen.
„Übernehmen Sie Verantwortung und bewirken Sie gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern Großes!“ So formulieren Sie es auf Ihrer Webseite „aktion-deutschland-hilft.de“. Weiter heißt es dort: „Verdoppeln Sie die Spenden Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und schaffen Sie so einen zusätzlichen Anreiz, sich für Menschen in Not zu engagieren“.
Das haben wir getan. Am 4. August 2021 überwiesen wir den Betrag in Höhe von 15.000 Euro auf Ihr Spendenkonto. Einen Monat später erhielten wir von Ihnen per E-Mail folgende Mitteilung: „Aufgrund unserer ethischen Leitlinien wurde durch einen Vorstandsbeschluss entschieden, dass wir Ihre Spende nicht annehmen können.“
Wir bedauern diese Entscheidung nicht nur wegen der hilfsbedürftigen Menschen in den Katastrophengebieten, sondern auch, weil damit unser Unternehmen und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ein völlig falsches Licht gesetzt werden. Ohne dass Ihre Internet-Unterseite „Mission & Leitlinien unseres Handelns“ Aufschluss darüber gibt, was die Aktion Deutschland Hilft e.V. unter „unethisch“ versteht, spricht aus dem Vorwurf, wir würden ein „unethisches Geschäft“ betreiben, vor allem tiefe Unkenntnis. Zwei Beispiele:
Erstens: Die Polizistinnen und Polizisten, Soldatinnen und Soldaten, die direkt nach der Flut in die betroffenen Gebiete geeilt waren, um den Menschen vor Ort zu helfen, werden von Heckler & Koch ausgerüstet. Wohl kaum ein Bürger in den Flutgebieten, der nicht froh und dankbar war, dass ihm unsere Sicherheitskräfte in diesem Moment zur Seite standen.
Zweitens: Gewiss erinnern Sie sich an die Bilder vom Einsatz der Bundeswehr zur Rettung deutscher und afghanischer Staatsbürger vor den Taliban in Kabul. Diese Mission konnten Soldaten u.a. aus Frankreich, Großbritannien, Norwegen, den USA und Deutschland auch deshalb erfolgreich ausführen, weil sie mit Waffen von Heckler & Koch ausgerüstet waren. Waffen, mit denen sie sich selbst und andere schützen konnten.
Es bestürzt uns, wenn der Vorstand der „Aktion Deutschland Hilft“ unsere Spende mit dem Hinweis ablehnt, dieses Geld sei mit unethischen Mitteln erworben worden. Dies setzt nicht nur uns als mittelständisches Unternehmen aus Baden-Württemberg und unsere Mitarbeiter herab, sondern auch die Sicherheitskräfte in Deutschland, der EU und der NATO, die täglich unsere Produkte benutzen.
Heckler & Koch trägt mit seinen Produkten zur Sicherheitsarchitektur Deutschlands, Europas und der NATO bei. Wir produzieren Waffen zur Verteidigung von Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Wenn es um den Export unserer Produkte geht, beliefern wir grundsätzlich nur Deutschlands Bündnispartner. Ohne Genehmigung der Bundesregierung verlässt keine einzige Waffe unser Haus.
Heckler & Koch handelt weder unethisch noch unmoralisch, sondern strikt nach Recht und Gesetz. Sicherheit und Schutz von Menschen bieten die Grundlage für Wohlstand, Freiheit und Demokratie.
Sehr geehrter Bundespräsident a.D. Köhler, sehr geehrter Bundesminister Maas,
wir sind überzeugt, dass Sie, wie wir auch, wissen, wie wichtig Solidarität gerade in Zeiten größter Not ist. Daher werden wir unserer Spende nun jeweils hälftig direkt an die von der Flut besonders schwer getroffene Gemeinde Dernau sowie an das Technische Hilfswerk geben.
Mit freundlichen Grüßen,
Dipl. Ing. Jens Bodo Koch (CEO), Dr. Björn Krönert (CFO), Dr. Manfred Haag (Betriebsratsvorsitzender)“.
Diesem Brief ist eigentlich nichts hinzuzufügen, ein Satz eventuell: Diese denkwürdige Form der Doppelmoral seitens des Vereins verhindert das Hilfe dort ankommt wo sie benötigt wird.