Das war knapp. Nach einer fesselnden Begegnung wurde der erste Auftritt des TBV Lemgo Lippe in der European League in den finalen Sekunden des Spiels entschieden. Am Ende mussten sich die Lipper am Dienstagabend dem portugiesischen Team Benfica Lissabon mit 29:30 (16:14) geschlagen geben. „Das Ergebnis ist ärgerlich, aber wir haben eine leidenschaftliche Leistung gezeigt und am Ende fehlte uns auch etwas an Spielglück“, fasste TBV-Trainer Florian Kehrmann im Anschluss an die Partie zusammen.

 

Zum Spielverlauf: Mit dem harten Spiel gegen den THW Kiel in den Knochen startete der TBV mit einer leicht veränderten Start-Aufstellung in die Partie. Knapp fünf Minuten dauerte es, bis Lukas Hutecek gewohnt Durchsetzungsstark zum 2:2 traf, Carlsbogård per Tempogegenstoß nachlegte und der Lemgo- Express in Rollen kam. Doch die Lissabonner Abwehr agierte agil und frech: Die Halb-Verteidiger traten teils weite Schritte heraus, um den Lemgoern das Tempo und die Ordnung in der Offensive zu nehmen.

 

Mitte des ersten Durchgangs kam Lemgo jedoch ebenfalls häufiger über eine gesteigerte Abwehrleistung – sowie durch Finn Zecher, der sich stetig steigerte und einige sehenswerte Paraden zeigte – zu schnellen Toren aus der ersten und zweiten Welle. Zwar netzte der treffsichere Djordjic zwei Minuten vor Ende der Halbzeit zum fünften Mal ein, aber Elísson und Hutecek legten zur 16:14-Halbzeitführung nach.

 

Weniger als zwei Minuten dauerte es, bis Benfica nach Beginn des zweiten Durchgangs ausglich und nach einem Lemgoer Ballverlust in der 33. Minute sogar die 16:17-Führung erzielte. Aber Lemgo schlug zurück: Erst fand Hutecek energisch über halblinks den Durchbruch. Sekunden später spielte der Österreicher uneigennützig in der zweiten Welle auf den durchgestarteten Elísson ab, der zum 19:18 erfolgreich war. Doch das Team von Trainer Chema Rodriguez nutzte Lemgos Fehler in der Folge eiskalt, um sich blitzschnell auf 19:22 abzusetzen.

 

Als Djordjic nach einem überharten Foul an Lukas Zerbe die rote Karte sah und der TBV erneut zum Ausgleich traf, kamen noch mehr Emotionen ins Lemgoer Spiel. Die Zuschauer in der Phoenix Contact-Arena waren jetzt bei jeder Spielaktion lautstark zu hören. Bis in die Schlussminuten blieb es unmöglich, einen Sieger vorauszusagen. Lemgo ging durch einen Doppelschlag von Tim Suton erneut in Führung. Kurz vor Ende der Partie fand Ex-Kieler Ole Rahmel bei angezeigtem Zeitspiel in letzter Sekunde mit einem Unterarmwurf die Lücke für die Portugiesen.

 

Der abgefälschte Ball landete zur 27:28-Führung für Benfica im Tor. Zwar konnte Carlsbogård bekannt spektakulär per Schlagwurf ausgleichen, aber die letzte Szene gehörte Lissabons Lazar Kukic, der sich beweglich den Weg durch die TBV-Abwehr bahnte und zum 29:30-Endstand verwandelte. Nicht ohne Grund standen die meisten der 1781 Zuschauer noch Minuten nach Abpfiff in der Halle, um beiden Mannschaften für ein spannendes und hochklassiges Handballspiel zu applaudieren.

 

Kehrmann: „Das war ein enges Kampfspiel. Zu Ende der ersten Halbzeit schaffen wir es mit guter Defensivarbeit und vielen einfachen Toren in Führung zu gehen. Ein Knackpunkt war, dass wir Benfica nach Wiederanpfiff zu schnell zurück ins Spiel holen. Am Ende ist der letzte Wurf von Benfica entscheidend.“

 

TBV Lemgo Lippe: Zecher, Mühlenstädt; Hutecek (5), Elísson (7/2), Kogut (1), I. Guardiola, Carlsbogård (5), Schagen (2), Timm, Schwarzer (1), Zerbe (2), G. Guardiola, Simak (4), Reitemann, Suton (2), Blaauw, Geis.