Das neu entstehende Kantorat der vier kooperierenden Ev.-ref. Kirchengemeinden Bad Meinberg, Cappel-Istrup, Horn und Wöbbel mit dem Schwerpunkt der popularen Kirchenmusik ging am Samstag Abend mit seiner „4Regio-Sounds“ Konzert- und Kulturreihe in die letzte Runde. Die Konzertlesung mit dem Pianisten Friedrich Thomas und dem Schauspieler Stefan Imholz schloss diese Reihe „4Regio-Sounds“ vorerst ab.
Dabei wurden die Besucher*nnen diesmal auf klassische Wege geführt. Ziel sei nämlich nicht die Verdrängung der klassischen Musik, sondern eine gegenseitige Bereicherung und der Transfer zwischen „Alt und Neu“. Dass die Musik von damals zur ihrer Zeit brandaktuell war und die Komponisten gar wie heutige Pop-Stars gefeiert wurden, gerät oft in Vergessenheit.
Pianist Friedrich Thomas und Schauspieler Stefan Imholz verstanden es, das Publikum in Wöbbel mit ihrer sympathischen Art und ihrem künstlerischen Können in den Bann zu ziehen. Text und Musik traten sich dabei nicht nur gegenüber, sondern verbanden sich in wechselseitiger Beziehung miteinander.
Die Künstler ließen die Zuhörerschaft in die Welt des 19. Jhd. eintauchen. Im Jahre 1889 erschien das von Komponist Albert Dietrich (1829-1908) zusammengestellte Bändchen „Erinnerungen an Johannes Brahms“. Hierin schildert Dietrich mit Hilfe gesammelter Briefe ihre innige Freundschaft und die gemeinsam geteilten Erlebnisse. Ferner war die Verehrung für das Genie Brahms zu spüren, dessen Kompositionen wohl jedes Mal sehnsüchtigst erwartet wurden.
Imholz verstand es, dies lebhaft und klar artikuliert erfahr- und erlebbar zu machen. Vor allem aber kam Brahms menschliche Nähe, die warmherzige, aber auch humorvolle Art zum Ausdruck, die Teile seiner Persönlichkeit waren. So soll er mitunter seinen Schabernack mit einigen Damen getrieben haben und sie durch Widersprüchlichkeiten in eigenartige Situationen hineinmanövriert haben.
Etwa in der Mitte der Konzertlesung grinste Imholz plötzlich über beide Ohren und verfolgte mit seinem Blick etwas auf dem Boden vorbei an Pianist Thomas. „Meine erste Kirchenmaus“ kommentierte er die Szene, in der eine Maus ganz ungeniert ihren Weg an ihm vorbei, am Altar entlang, ihr Quartier aufsuchte. Neben dieser Szene gab es immer wieder Gelegenheit zum Schmunzeln, aber auch Zeit zum Nachsinnen. Schön war es zu spüren, wieviel Wertschätzung die beiden Künstler füreinander hatten, in dem sie sich jeweils über den Beitrag des anderen freuten und damit zu einer gemütlichen Konzertatmosphäre beitrugen.
Die Musik Dietrichs ist lyrisch und oft wie die von Brahms von einer Volkstümlichkeit durchzogen. So bezaubern die wunderbaren Melodien und markanten Rhythmen. Thomas überzeugte mit einer sehr einfühlsamen Art des Klavierspielens, schaffte er es doch jedem Stück seinen ganz eigenen Charakter zu verleihen. Hierbei waren nicht nur die Klavierstücke op. 2 und op. 6 von Dietrich ein absoluter Genuss, sondern einen „raschen und feurigen“ Höhepunkt bildete auch Brahms Scherzo in es-Moll op. 4. Nach dem Schlusston kommentierte eine Konzertbesucherin dies mit einem staunenden „Donnerwetter“.
Einige Stammbesucher der Konzertreihe sprachen von dem Konzerterlebnis gar von einem Höhepunkt der „4Regio-Sounds“- Reihe. Das Beste kommt zum Schluss – wie man so schön sagt. Die Konzertreihe nimmt hiermit in jedem Fall (vorerst) ein fulminantes Ende. Im Rahmen des Programmes „Kultur im ländlichen Raum“ wird dieses Projekt gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Weitere Informationen zur Reihe finden Sie auf www.4regio-sounds.de!