Nach vier Siegen in Folge beendet der TBV Lemgo Lippe sein Comeback-Jahr auf internationaler Bühne mit einer Niederlage. Durch das 28:34 (10:15) beim dänischen Spitzenteam aus Gudme rutschen die Lipper in der Gruppe B vorerst auf den dritten Rang ab, besitzen mit acht Punkten aber nach wie vor beste Chancen, sich im neuen Jahr frühzeitig fürs Achtelfinale der European League zu qualifizieren.

 

Die Lipper erwischten einen denkbar schlechten Start in die Partie: Keine fünf Minuten waren in der Jysk Bank Arena von Odense gespielt, als Florian Kehrmann seine Mannschaft erstmals zu sich zitieren musste. 0:4 lag man da bereits zurück – und musste schleunigst den Reset-Knopf finden. Zu schwerbeinig hatte sich der TBV im eigenen Angriffsspiel präsentiert und aus dem Positionsspiel so keine Lösungen gefunden. Die flinken Dänen hatten recht wenig Mühe, die Halbpositionen zu verriegeln und bestachen offensiv zunächst vor allem durch die Wurfgewalt ihres Rückraum-Hünen Emil Laerke. Der 2,03 Meter große Halblinke hatte nach neun Minuten bereits viermal ziemlich unbedrängt einnetzen können.

 

6:36 Minuten waren bereits auf der Uhr, als Bjarki Már Elísson per Gegenstoß auf 1:4 verkürzte. Erst als Kehrmann die TBV-Abwehr mit Kapitän Andrej Kogut und Lukas Hutecek umbaute, kam der deutsche Pokalsieger besser in Fahrt. Erst wuchtete Carlsbogård zweimal humorlos aus neun Metern ins Netz, dann besorgte Lukas Zerbe aus dem Lemgoer Überzahlspiel heraus den 9:10-Anschluss. Elísson zum Fünften rundete eine perfekte Phase zum 10:10-Ausgleich ab. Doch der erste Durchgang endete, wie er begann: mit einem Zwischenspurt des Gastgebers, der sich so zur Halbzeit ein komfortables Polster zurechtgelegt hatte.

 

Eine Vorentscheidung war das keinesfalls: Mit ordentlich Wut im Bauch eröffnete Tim Suton den zweiten Durchgang mit seinem Treffer zum 11:15. Nachdem das österreichische Schiedsrichtergespann eine Zeitstrafe gegen die Bank des dänischen Spitzenreiters verhängt hatte, bäumte sich der TBV auf: Erst traf Finn Zecher nach erfolgreichem Block der TBV-Abwehr ins leere Tor, dann verkürzte Frederik Simak nach erneutem Ballgewinn auf 14:17 (38.). Auch wenn dieser kurz darauf eine Zeitstrafe sah, blieb Lemgo am Drücker:

 

Als Zecher als Sieger aus dem Duell mit Gudmes Rechtsaußen Kasper Kildelund hervorging, brachte Carlsbogård den TBV nach 40 Minuten wieder auf ein Tor heran (16:17). Näher bekamen die Lipper das Team von Nicolej Krickau allerdings nicht mehr zu packen. Nachdem die Lemgoer Deckung Gudmes Shootingstar Mathias Gidsel lange an einem eigenen Torerfolg erfolgreich gehindert hatte, zeigte dieser zunehmend seine ganze Klasse im Eins-gegen-eins. Eine Dreiviertelstunde war rum, als sich der dänische Spitzenreiter auf 18:23 abgesetzt hatte.

 

Beim freien Wurfversuch von Jerry Tollbring zeigte Zecher sein ganzes Können, als er den Ball mit dem Schienbein noch entscheidend touchierte und seine ganzen 1,98 Meter aufbringen musste, um den Ball noch auf der Linie zu erwischen. Nach der Auszeit ging der TBV ins 7:6, leistete sich kurz darauf aber einen Ballverlust, den Gudmes Kreisläufer Oscar Bergendahl in der 54. Minute zur 22:28-Vorentscheidung nutzte.

 

TBV-Trainer Florian Kehrmann: „Die erste Anfangsphase haben wir total verschlafen, kämpfen uns dann mit viel Aufwand zurück ins Spiel und haben dann vor der Halbzeit die zweite schlechte Phase, in der wir das Spiel herschenken. Dann war die Hypothek zur Halbzeit schon sehr hoch. Trotzdem haben wir es irgendwo geschafft, im Spiel zu bleiben, kämpfen uns wieder auf ein Tor heran. Ab der 40. Minute kam dann die dritte schlechte Phase. Irgendwann konnten wir das nicht mehr auffangen und letztendlich haben wir auch verdient verloren. Gegen so eine Spitzenmannschaft muss alles passen. Das hat es heute nicht. Jetzt gilt es wieder schnell zu regenerieren für das Heimspiel gegen Göppingen.“

 

TBV Lemgo Lippe: Zecher (1), Mühlenstädt; Hutecek, Elísson (8), Kogut, I. Guardiola, Simak (3), Carlsbogård (4), Schagen, Schwarzer, Suton (2), Zerbe (6/2), Cederholm (3), Reitemann, Blaauw (1).