Der unfreiwilligen Bundeliga-Pause ist sehr wohl etwas Gutes abzugewinnen: Der früher als geplante Kurswechsel gen European League hat es den Lippern ermöglicht, den Matchplan für die morgige Auswärtsaufgabe bei Benfica Lissabon (Anwurf 20.45 Uhr, live auf DAZN) mit einer weiteren Trainingseinheit zu verfeinern. Für den TBV Lemgo Lippe geht es darum, nach dem Derbysieg gegen Lübbecke auch international auf Kurs zu bleiben.

 

Das „Qualifying“ fürs Achtelfinale geht mit dem neuen Jahr in die heiße Phase – und die Konstellation in der Lemgoer Gruppe B verspricht noch ein Hauen und Stechen um die ersten vier Plätze: „Jetzt geht es darum, die Gruppenphase mit der bestmöglichen Platzierung abzuschließen“, formuliert Florian Kehrmann das oberste Ziel für die übrigen vier Gruppenspiele.

 

Ein mickriger Punkt trennt den TBV als derzeit Tabellenvierten vom derzeitigen Spitzenreiter aus Dänemark, GOG Gudme. Dem Neujahrsauftakt in Lissabon misst Lemgos Trainer daher eine hohe Bedeutung bei: „Uns steht eine sehr wichtige Begegnung auf Augenhöhe bevor. Wir haben im Hinspiel unter Beweis gestellt, dass wir auch mit diesem Gegner mithalten können“, verweist Kehrmann auf die denkbar knappe 29:30 (16:14)-Niederlage aus dem Hinspiel. Der deutsche Pokalsieger erbrachte trotz der damals verletzungsbedingten Ausfälle von Peter Johannesson, Isaias Guardiola, Andreas Cederholm und dem später böse gefoulten Lukas Zerbe im Oktober den Beweis, dass er auf europäischem Niveau mehr als nur mithalten kann.

 

Diesmal sind die personellen Voraussetzungen ungleich besser: Neben dem Lemgoer Quartett konnte sich auch Abwehrchef Gedeón Guardiola am Düsseldorfer Flughafen seine Bordkarte abholen. Der 37-jährige EM-Silbermedaillengewinner zählt nach überstandener Krankheit wieder zum Kader. Bei Zerbe, der im OWL-Derby einen Schlag aufs Knie bekam, konnte bereits kurz nach dem Spiel Entwarnung gegeben werden. Damit fehlt den Lippern einzig Lukas Hutecek (Knöchelverletzung).

 

Mit dem aktuellen Zweitplatzierten, der sich im letzten Spiel des Jahres mit Nantes die Punkte geteilt hatte, empfängt den TBV „eine extrem starke Mannschaft, die gerade am Kreis mit sehr präsenten Spielern bestens aufgestellt ist“, hält Kehrmann große Stücke auf die Qualitäten des Ex-Kielers Rogerio Moraes und des portugiesischen Nationalspielers Alexis Hernandez Borges. Die beiden Schwergewichte waren ebenso wie der 40-jährige und zwei Meter große Linksaußen Jonas Källman vor der Saison an die Atlantikküste gewechselt.

 

Gegen die im Zentrum sehr robusten Portugiesen sind also flinke Beine und schnelles Handeln gefordert: „Unser Ziel muss es sein, den Gegner immer in Bewegung zu bringen und über unser Tempospiel zu einfachen Toren zu kommen.“ Im Blick zu behalten sind auch Benficas Toptorschützen Ole Rahmel (63 Tore in diesem Wettbewerb) und Petar Djordjic (62), die beide mehrere Jahre im deutschen Handball-Oberhaus verbrachten.

 

Zuletzt war der TBV Lemgo Lippe im Februar 2010 in der portugiesischen Hauptstadt vorstellig geworden: Damals zogen die Lipper durch den 31:18-Auswärtserfolg im Rückspiel ins Viertelfinale des Europacups ein. Ein derart deutliches Resultat ist am Dienstagabend in der 1800 Zuschauer fassenden Pavilhão da Luz, die direkt an das Fußballstadion von Benfica Lissabon grenzt, aber gewiss nicht zu erwarten. Nichtsdestotrotz lautet Kehrmanns Versprechen für Runde sieben: „Wir haben uns in den vergangenen Tagen optimal vorbereiten können und werden alles reinpacken, um die Punkte mit zurück nach Lemgo zu bringen.“ Das Schiedsrichtergespann bilden Dalibor Jurinovic und Marko Mrvica aus Kroatien.