Fassadensanierung I: Großsanierung des Kreishauses: Rund 15.500 Quadratmeter Fassade bekommen ein nachhaltiges Upgrade. Bild: © Andreas Krukemeyer.

Papier in einer Verwaltung ist nichts Ungewöhnliches, in Lippe wird es aber gerade auch verbaut. Bei der Sanierung des Kreishauses spielen Baustoffe wie Zellulose eine bedeutende Rolle. Das Konzept der Großbaustelle bietet eine Verbindung aus ökologischen, nachhaltigen und funktionalen Komponenten, die es in der Region so noch nicht gibt. Dabei zeigt der Kreis Lippe, dass innovative Bauvorhaben einen Mehrwert auf verschiedenen Ebenen haben. „Mittelfristig muss das Ziel sein, dass bei Bauplanungen von Anfang bis Ende die Folgen für die Umwelt berücksichtigt werden – vom originären Rohstoffverbrauch und -einsatz bis hin zu dem, was mit dem Gebäude nach der Nutzung passiert“, sagt Landrat Dr. Axel Lehmann.

 

Kommunen müssen Baumaßnahmen ausschreiben. Seit einigen Jahren hat sich aber die Maxime, dass das kostengünstigste Angebot den Zuschlag erhält, relativiert. Das billigste Angebot ist nicht immer das „günstigste“. Daher hat die Verwaltung bei den Ausschreibungen für die Kreishaussanierung Wert darauf gelegt, dass eine nachhaltige Umsetzung im Fokus steht. Diese beinhaltet sowohl die Auswahl der Baustoffe als auch die Effekte der Sanierung und die Langlebigkeit des sanierten Baus. „Die Herausforderung lag in der Kombination der Ansprüche. Rund zehn Hauptkriterien galt es, miteinander zu vereinen“, erklärt Projektleiter Rainer Grabbe.

 

Die zuständigen Firmen für den Abbruch sowie den Fenster- und Fassadentausch mussten vertraglich zusichern, dass sie die entfernten Gebäudebestandteile geordnet entsorgen und in Kreisläufe zurückführen. „Damit etwa die alten Alufenster wirklich wie vorgegeben recycelt werden, müssen die Firmen Wiegekarten und Zertifikate vorlegen“, betont Uwe Schulte, verantwortlicher Planer beim Kreis Lippe.

 

Möglichst viele Bestandteile der neuen Fassade sollten zudem aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. So sind die Dämmelemente, die Dämmung und die Fenster aus Holz oder Zellulose. Aufgrund der Witterung erhielten die Fenster auf der Außenseite eine Aludeckschale. Die Fassadenbekleidung besteht ebenfalls aus Aluminium. Bei der Vergabe des Gewerks haben die Planer besonders auf den Recyclinganteil geachtet: Die beauftragte Firma musste bestätigen, dass mindestens 60 Prozent des Stoffes recycelt sind.

 

Darüber hinaus ließ sich durch einen speziellen Herstellungsprozess die Materialstärke der Teile um ein Drittel reduzieren. „Mit nachhaltigen beziehungsweise recyclefähigen Baustoffen zu arbeiten, ist ein Aspekt. Auf der anderen Seite müssen wir auch ressourcenschonend denken“, so Schulte. Die eingesetzten homogenen Baustoffe haben zudem den Vorteil, dass sie sortenrein trenn- und nahezu restlos wiederverwertbar sind.

 

Die nachhaltige Bauweise ist längst nicht selbstverständlich. Für Gebäude wie das Kreishaus gibt die Landesbauordnung enge Gestaltungsräume vor – gerade in Hinsicht auf den Brandschutz. „Dass uns eine Umsetzung durch die Zusammenarbeit mit der Genehmigungsbehörde und der Brandschutzdienststelle gelungen ist, ist wirklich ein Herausstellungsmerkmal“, freut sich Schulte.

 

Die Sanierung ist Teil der Umsetzungsstrategie „Lippe_Re-Klimatisiert“, die beim Wettbewerb „KommunalerKlimaschutz.NRW“ einen Zuschlag erhielt. Gefördert wird das Projekt mit rund 16 Millionen Euro durch das Land NRW mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der Europäischen Union.