Es ist angerichtet, die Stimmung ist elektrisiert. Zehn Monate nach dem unvergesslichen Pokalgewinn im vergangenen Jahr geht die Reise für den TBV Lemgo Lippe am Freitag erneut zum REWE Final4 nach Hamburg. Dort kommt es in der diesmal prallgefüllten Barclays Arena am Samstag im Halbfinale zu jenem Duell, das bereits im Vorjahr, an gleicher Stelle, ganz Handballdeutschland in Atemnot versetzt hat: Der Pokalsieger trifft auf den amtierenden deutschen Meister THW Kiel (Anwurf 13.30 Uhr, auch live ab 13 Uhr auf Sky Sport News HD). „Wir werden mit sehr viel Euphorie anreisen. Die Bilder aus dem letzten Jahr sind bei uns allen noch präsent und wir brennen darauf, mit über 1000 Lemgoer Fans im Rücken auflaufen zu dürfen“, freut sich ein hochmotivierter Florian Kehrmann auf das Spiel des Jahres.
Dass der Titelverteidiger aus Lippe beim Pokal-Wiedersehen mit den Zebras abermals als „großer Außenseiter“ in die Partie geht, steht für den TBV-Trainer natürlich außer Frage. So nimmt Lemgo im ersten Halbfinale eine ähnliche Underdog-Rolle ein wie der HC Erlangen in der nachfolgenden Partie gegen den in dieser Spielzeit so dominanten SC Magdeburg. „Der Sport schreibt jedoch immer wieder neue Geschichten und wir werden alles dafür tun, ein weiteres tolles Kapitel hinzuzufügen“, sind Kehrmann und seine Mannschaft bereit für den großen Showdown. Seit dem Wahnsinns-Spiel im vergangenen Juni, als der TBV das Match nach einem Sieben-Tore-Rückstand zur Pause noch mit 29:28 für sich entscheiden konnte, trafen beide Teams noch satte viermal aufeinander: Drei Partien gewann Kiel.
Im Oktober aber schaffte es Lemgo in der Phoenix Contact-Arena beim 21:21-Unentschieden erneut, dem Team von Trainer Filip Jicha die Stirn zu bieten. Nach einem heißen Tanz, und mit dem Rückhalt eines mit insgesamt 18 Paraden überragenden Finn Zecher, hatten sich die Lipper vor 3605 Fans kurz vor Schluss einen Zwei-Tore-Vorsprung herausgespielt. Es roch nach der erneuten Sensation. Doch mit all ihrer Klasse und einem ebenfalls stark aufgelegten Niklas Landin im Tor konnten die Kieler noch ein Remis retten.
Ein halbes Jahr ist seitdem vergangen, beide Teams haben viele Schlachten bestritten. Der THW reist als zweiter Platz der LIQUI MOLY HBL nach Hamburg, Lemgo belegt zurzeit einen guten neunten Tabellenrang. Noch im März ging es für die Zebras in zwei aufeinanderfolgenden Spitzenspielen turbulent zur Sache: Zunächst musste man sich vor heimischem Publikum gegen Verfolger Füchse Berlin (aktuell Platz drei in der Bundesliga) geschlagen geben. Dafür gingen die Nordlichter beim Spitzenreiter Magdeburg zwei Wochen später als souveräner Gewinner (30:25) vom Feld – und bescherten dem Wiegert-Team die zweite und gleichzeitig höchste Niederlage der laufenden Saison.
Zwar wird dies aller Voraussicht nach nichts daran ändern, dass an Magdeburg in Sachen Meisterschaft auch für den THW kein Vorbeikommen mehr ist, jedoch zeigt dieses Ergebnis deutlich, dass die Kieler nicht nur spielerisch, sondern auch mit einer großen Moral und purem Siegeswillen glänzen können. International zeigen sich Duvnjak, Reinkind und Co. ebenfalls bärenstark: Nach dem Erreichen des zweiten Tabellenplatzes (nur Aalborg hatte am Ende einen Zähler mehr auf der Habenseite) steht der THW nun gegen Paris Saint Germain im Viertelfinale der Champions League.
„Individuell sind sie Weltklasse besetzt und auch taktisch sind sie sowohl in der Abwehr als auch im Angriff sehr flexibel“, kennt auch Kehrmann die Klasse des kommenden Kontrahenten nur zu gut. Doch nicht erst einmal hat dieses Lemgoer Team bewiesen, dass es mit dem deutschen Rekordmeister auf Augenhöhe agieren kann – wenn alles passt. Um die erneute Sensation zu verwirklichen, muss der TBV in zwei Tagen das auf die Platte bringen, was er auch in der laufenden Spielzeit in vielen Partien gezeigt hat: großen Kampf, mitreißende Leidenschaft und einen unbändigen Willen. „Vor uns liegt noch eine Menge Vorbereitung und ganz viel Arbeit. Aber auf diese Arbeit freuen wir uns enorm“, so Kehrmann.
„Ich merke bei jedem meiner Spieler und auch bei mir selbst, dass das Kribbeln bereits wieder voll da ist und alle unglaublich dafür brennen, in Hamburg erneut eine Topleistung abzurufen. Wir sind dankbar für jeden, der uns am Wochenende vor Ort oder vor den Bildschirmen die Daumen drückt, uns anfeuert und mit uns mitfiebert. Bis hoffentlich am Samstag in Hamburg!“ Die Spielleitung des ersten Halbfinals des diesjährigen REWE Final4 übernehmen Tobias Tönnies und Robert Schulze. Anwurf in der Barclays Arena ist am Samstag, 23. April, um 13.30 Uhr. Sky startet die Übertragung samt Vorbericht bereits eine halbe Stunde früher.
Pressemeldung: TBV.