Diskussionen über die Zukunft der Bahn: Nach einer Woche intensiver Beschäftigung mit einzelnen Themen pitchten die Teilnehmer der ersten Rail Week des RailCampus OWL ihre Ideen und Ergebnisse. Selbst während der Abschlussveranstaltung wurde noch eifrig über die Ergebnisse diskutiert. Foto: TH OWL.

Mit der Präsentation kreativer und innovativer Ideen ist die erste „Rail Week“ des RailCampus OWL zu Ende gegangen. Eine Woche lang hatten 15 Studierende aus den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik, aber auch Auszubildende der DB Systemtechnik und DB Cargo sowie Schülerinnen und Schüler begleitet von methodischem Input aus dem Institut für Wissenschaftsdialog der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe ihre Köpfe zusammengesteckt und an Fragestellungen zur Zukunft der Bahn gearbeitet.

 

„Seid mutig und werdet kreativ“ hatte der Vorsitzende des RailCampus OWL und Vizepräsident der TH OWL für Forschung und Transfer Professor Dr. Stefan Witte Anfang der Woche die Teilnehmer der Rail Week ermutigt, eingefahrene Denkmuster zu verlassen. „Ihr wart mutig und ihr wart kreativ“ stellte Miriam Hanke vom Institut für Wissenschaftsdialog am Ende der Woche fest. Das Motto der Woche „Der Ideenzug nimmt Fahrt auf“ sei gut umgesetzt worden, der Zug sei in der Zukunft angekommen.

 

Dabei bearbeiteten die verschiedenen Gruppen durchaus unterschiedliche Teilaspekte des komplexen Systems Bahn. So brachte beispielsweise eine Gruppe das Thema „Europa neu erleben“ mit der Tiny-House-Bewegung zusammen. Die Idee: Man kann Tiny-Häuser in unterschiedlichen Ausführungen für einen Europa-Trip mieten. Die Häuser werden auf Frachtwaggons transportiert und an den unterschiedlichen Aufenthaltsorten, etwa in Großstädten, auf Vorortbahnhöfen „geparkt“.

 

„Von hier aus können dann auch durch die hervorragenden Anschlussmöglichkeiten an den Bahnhöfen die Regionen erkundet werden“, so die Idee der Gruppe. Den Gedanken der „Kreuzfahrt auf Schienen“ erweiterten die jungen Leute dann noch mit der Idee, auch bahngebundene Umzugsmöglichkeiten mit Tiny-Häusern anzubieten. Dies sei etwa in Australien oder den USA bereits durchaus üblich, in Europa komme diese Art des Wohnens gerade erst an.

 

Eine andere Gruppe hatte sich mit der Erweiterung der Navigator-App der Deutschen Bahn befasst. Sie könnte künftig eine automatische Sitzplatz-Reservierung und Ticketkontrolle, ein Echtzeit-Leitsystem auf dem Bahnsteig und im Zug sowie weitere Features wie die Handybestellung in der Bordgastronomie oder eine Ausstiegserinnerung mit Wecker- und Vibrationsalarm enthalten.

 

Auch das Leselicht oder gar die Temperatur am Sitzplatz könnte über die App geregelt werden. Besonders praktisch: in der App könnte man nicht nur sehen, wo sich der Zug gerade tatsächlich befindet, sondern auch, wo die tatsächlich besten Einstiegsmöglichkeiten zum reservierten Sitzplatz oder etwa zum Fahrradwaggon wären. „So ließe sich auch viel Umsteigezeit einsparen“, ist sich die Gruppe sicher.

 

Eine dritte Gruppe hat sich während der Woche mit dem Datenmanagement der Bahn befasst und hier drei Cluster definiert: Sicherheit, Transparenz und Zufriedenheit. Noch immer würden trotz aller Sicherheitsvorkehrungen vermeidbare Unfälle passieren. Viele könnte durch eine frühzeitige Fehlererkennung und -information vermieden werden, so die These dieser Gruppe.

 

Auch müsse für die Attraktivität der Bahn die Transparenz erhöht werden: „Ich will doch wissen, warum der Zug später kommt oder auf einem anderen Gleis einfährt. Das erhöht doch die Akzeptanz“, so ein Gruppenmitglied. Auch könnten durch intelligentes Auslesen der Daten viel genauere Angaben über den aktuellen Standort des Zuges gemacht werden. Die Gruppe schlug hier vor, die digitale Zugerfassung mit einer Schienennetzkarte zu verbinden. Die könnte dann auch in den DB-Navigator integriert werden.

 

Mit dem „Business-Traveling“ von Vertriebsmitarbeitern beschäftigte sich eine weitere Gruppe. Sie schlug vor, spezielle Waggons mit Arbeitskabinen zur Verfügung zu stellen, in denen Menschen ungestört telefonieren und – verbunden mit dem Internet – arbeiten können. So könnten viele Vertriebsmitarbeiter, die derzeit noch mit einem Firmenwagen unterwegs sind, von der Nutzung der Deutschen Bahn überzeugt werden.

 

„Das heutige Problem im Zug ist doch, dass man dort zwar mit dem Laptop arbeiten, allerdings keine vertraulichen Gespräche führen kann“, so die Feststellung dieser Gruppe. Das Fahren im Auto sei zwar für viele Vertriebsmitarbeiter attraktiv, da Firmenfahrzeuge in der Regel auch privat genutzt werden könnten, allerdings werde viel Zeit durch die Fahrt gebunden, die anders genutzt werden könne.

 

Der Vorsitzende des RailCampus OWL, Professor Dr. Stefan Witte zeigte sich nach den Präsentationen überrascht von den zahlreichen Ideen. „Wir haben viele Punkte gesehen, bei denen ich sagen würde: „Ja, lass uns das machen, lass uns damit nach draußen gehen“. Auch dankte er allen Teilnehmern für das Engagement in dieser Woche und für die Unterstützung bei allen Partnern des RailCampus OWL.

 

Miriam Hanke vom Institut für Wissenschaftsdialog und RailCampus OWL-Geschäftsführer Jürgen Tuscher, die die jungen Leute die Woche über begleiteten, überreichten jedem Teilnehmer am Ende eine Urkunde und ein T-Shirt mit einem Gruppenbild aller Teilnehmer. Während der anschließenden Diskussionen auch mit Vertretern der Deutschen Bahn zeigte sich, dass die Idee, mit dem Tiny-House Europa zu bereisen gute Chancen hat, zumindest ernsthaft geprüft zu werden.