Mit sehr außergewöhnlichen und fantasievollen Exponaten hat das Weserrenaissance-Museum Schloss Brake sein Publikum in den vergangenen viereinhalb Monaten verzaubert. Große und kleine Besucherinnen und Besucher waren begeistert von der aktuellen Sonderausstellung „Ausgezeichnet. Prämierte venezianische Kostümkreationen aus OWL“ von Horst Raack.
Über die Grenzen Lippes hinaus hat die Kostümausstellung von sich reden gemacht. Zeitungen, Radiostationen und auch das Fernsehen haben darüber berichtet. Sogar Vertreterinnen und Vertreter der Stiftung Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen waren zu Gast, haben sich von der Qualität der Ausstellung überzeugt und nun Interesse daran bekundet, einzelne Objekte künftig im Behrensbau in Düsseldorf auszustellen. Nun neigt sich die Sonderausstellung dem Ende entgegen. Am Sonntag, 21. August, besteht zum letzten Mal die Gelegenheit, sich die bunten Kostüme anzusehen.
Da das Weserrenaissance-Museum Schloss Brake ein großes Herz für Veranstaltungen hat, die zur jeweiligen Sonderausstellung passen, lädt das Haus am Sonntag, 21. August, um 15 Uhr zu einem Künstler-Interview der besonderen Art ein. In dem Programm „Lebendige Masken“ schlüpft der Schauspieler Jochen Schlüter in die Haut des Kostümkünstlers Horst Raack und berichtet in einem unterhaltsamen Zwiegespräch von dessen Schaffen – denn die Kostümkreationen sind inzwischen Gesprächsthema Nummer eins auch auf dem Planeten Vega. Die musikalische Umrahmung übernimmt Katrin Grüger am Cembalo.
Der Eintritt kostet 16 Euro (erm. 8 Euro). Um vorherige Anmeldung wird gebeten unter Tel. 05261/94500 oder kasse@museum-schloss-brake.de. Ein Rundgang durch die Sonderausstellung ist im Eintrittspreis enthalten.
Informationen zur Sonderausstellung:
Das Weserrenaissance-Museum Schloss Brake überrascht mit einer Sonderausstellung der besonderen Art. Ausgesprochen bunt, kreativ und fantasievoll sind die prächtigen Ausstellungsstücke, die gezeigt werden und dieses Mal überwiegend aus Stoff bestehen. „Ausgezeichnet! Prämierte venezianische Kostümkreationen aus OWL“ heißt der Titel der Ausstellung des aus Lippe stammenden Kostümkünstlers Horst Raack.
Freuen kann man sich auf thematisch unterschiedlich ausgerichtete Kostüme. Mal geht es um die Natur, mal um Shakespeare, um Porzellan oder auch um Tiere. Blumen, Rüschen, Spitzen, Schleifen, Fächer aus dem 18. Jahrhundert, Schirme und Masken dürfen dabei natürlich nicht fehlen. Mit dabei ist beispielsweise ein türkisfarbenes Kostüm mit langem Mantel und weißen Kniestrümpfen. Pfauenfedern schmücken den Kopf und die Ärmel. Oder wie wäre es mit einem Huhn-Kostüm mit rosa-farbenem Schnabel, Eiern und einem Korb voller Küken?
„Die Kostüme sind allesamt in aufwändiger Handarbeit entstanden“, verrät Horst Raack, der eigentlich gelernter Goldschmied ist. Von 2009 bis 2021 hat er insgesamt sieben Mal beim internationalen Wettbewerb „La maschera più bella“ des Karnevals von Venedig den ersten Preis für die besten Kostüme gewonnen. Bis heute ist er einer der erfolgreichsten Teilnehmer.
„Uns hat das Thema auch kunst- und kulturhistorisch gereizt. Italien ist schließlich die Wiege der Renaissance. Und die Einflüsse sind auch hier bei uns deutlich sicht- und spürbar“, sagt das Museumsteam. Jahrhundertelang wurde der Karneval in Venedig zelebriert. Ausgehend von den italienischen Fürstenhöfen entwickelten sich seit dem Mittelalter immer prunkvollere Formen bis hin zu ausgelassenen Festen mit Masken, Tierkämpfen und Feuerwerken.
In Venedig feierte man den Karneval vom 26. Dezember bis zum Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch. Dies war die Zeit, in der sich arm und reich mischten, denn unter der Maske blieb der Träger verborgen. Im 18. Jahrhundert erreichte der Karneval seine größte Pracht. Diese Blütezeit endete 1797 mit dem Ende der Markusrepublik durch Napoleon Bonaparte. Dennoch gab es im 19. Jahrhundert Bestrebungen, den Karneval wieder zu beleben, jedoch erreichte er nicht mehr seine alte Bedeutung.
Erst 1979 wurde der venezianische Karneval durch eine Gruppe von Künstlern neu belebt und lockt seitdem unzählige Besucher aus aller Welt in die Stadt. Viele traditionelle Masken und Kostüme werden getragen, die an die Historie der Stadt erinnern, so zum Beispiel an die „Commedia dell’arte“. Darunter versteht man die verschiedenen Varianten des traditionellen Theaters im Italien des 16. bis 18. Jahrhunderts. Dazu kommen neue Einflüsse, insbesondere auch von Individualisten, die ihre zum Teil selbst gefertigten Kostüme stolz präsentieren.
Einen Höhepunkt bildet der Wettbewerb „La maschera più bella“ – die Wahl des schönsten Kostüms. Eine Fachjury, bestehend aus Modeschöpfern, Künstlern und Kostümmeistern, die teilweise Produktionen für Hollywood ausstatten, begutachtet die Teilnehmer. Je einzigartiger ein Kostüm ist, desto höher wird es bewertet. Horst Raacks Kostümkreationen stehen dort stets hoch im Kurs. Nun werden sie bis zum 21. August im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake ausgestellt.
Abgesehen von den Kostümkreationen sind auch Plakate, Fotos, Druckgraphiken, Fächer und weitere zum Thema passende Exponate in der Ausstellung zu sehen. Die aus Herford stammende Künstlerin Kirsten Serowski präsentiert zudem stimmungsvolle Bilder mit venezianischen Motiven, und zwar unter dem Titel „Serenissima“.
„Außerdem zeigen wir einen von der Deutschen Welle gedrehten Dokumentarfilm über Horst Raack und seine Kostümkreationen“, sagt Susanne Hilker vom Weserrenaissance-Museum Schloss Brake. Damit die Besucherinnen und Besucher voll und ganz in diese faszinierende Welt eintauchen können, lädt im Museum eine Selfie-Station mit Gondel dazu ein, Fotos von sich vor dem Markusplatz zu machen.
Alle Kindergärten und Schulklassen können sich auf zur Sonderausstellung passende, museumspädagogische Programme freuen. Theorie und Praxis werden dabei in besonderem Maße miteinander verbunden. Nach einer Führung durch die Ausstellung kann man zum Beispiel eine Pompomrakete basteln und einen Maskenball starten oder je nach Altersklasse auch jede Menge über Totenmasken oder Schandmasken erfahren. Nähere Informationen zur Ausstellung und zu allen Veranstaltungen gibt es unter www.museum-schloss-brake.de.