Vorne stark, hinten noch besser, Kastelic am besten! So oder ähnlich könnte man die überragende Leistung des TBV Lemgo Lippe am 7. Spieltag der LIQUI MOLY HBL in aller Kürze zusammenfassen. Mit 26:21 (11:7) setzten sich die Lipper vor einer überragenden Kulisse in der Phoenix Contact-Arena am 7. Spieltag der LIQUI MOLY HBL gegen die SG Flensburg-Handewitt durch. Mit dieser bärenstarken und jederzeit überzeugenden Mannschaftsleistung hat sich der TBV den ersten Sieg der noch jungen Saison mehr als verdient. „Ganz großes Lob an alle Zuschauer: Die Unterstützung der Fans hat uns heute ein großes Plus gebracht“, sprach TBV-Trainer Florian Kehrmann im Anschluss auch den großartigen Rückhalt der Zuschauer an.

 

Der Spielfilm: Das erste Tor des Nachmittags ging auf das Konto der SG Flensburg-Handewitt. Insgesamt erwischten die Gäste aus dem hohen Norden einen guten Start und lagen somit nach sieben Spielminuten mit 3:5 in Führung. Dann übernahm Lemgo: Defensiv wurde Beton angemischt, der so hart wurde, dass Jim Gottfridsson, Franz Semper und Co. immer wieder daran abprallten. Jan Brosch, Gedeon Guradiola und auch Frederik Simak bildeten einen überragenden Innenblock und ließen kaum etwas zu.

 

Die brutale Qualität Flensburgs konnte natürlich nicht vollkommen verhindert werden. Doch wo es mal kurzzeitig brannte, spielte einer mit Vorliebe den Löscher: Urh Kastelic. Der Lemgoer Keeper war mit einer Abwehr-Quote von 53 Prozent der Mann der ersten Halbzeit und parierte alles, was zu halten war. Der TBV-Schlussmann brachte auch viele positive Emotionen ins Spiel und drehte sich nach Paraden regelmäßig zu den Fans um auch auf den Rängen für Ekstase zu sorgen.

 

Nur 2 (!) Tore erzielte die SG von Minute sieben bis zur Halbzeit. Hin und wieder wirkte das Angriffsspiel der Flensburger gar ideenlos gegen die mehr als bissigen Lemgoer. Über diese extrem starke Defensive setzten sich die Blauen dann nach und nach ab. In der 19. Minute traf der im ersten Durchgang starke Emil Laerke zum 8:5. Im 7-gegen-6 erzielte Bobby Schagen fünf Minuten später das 10:7. Tim Suton legte zum 11:7 nach und setzte damit den Schlusspunkt der ersten Halbzeit, auch, weil Kastelic einmal mehr überragend gegen den freien Johannes Golla reagierte und dafür sorgte, dass die ganze Halle Standing Ovations gab, als die Sirene das Zeichen gab, dass die ersten 30 Minuten dieser mitreißenden Partie bereits vorbei waren.

 

Kaum wieder angepfiffen, nahm das Geschehen erneut unmittelbar ein bemerkenswert hohes Tempo auf. Man sah den Gästen an, dass sie sich vor allem offensiv nun von einer anderen Seite zeigen wollten. Doch den besseren Start in diese Halbzeit erwischte trotzdem Lemgo. Gleich zweimal traf TBV-Kapitän Lukas Zerbe in kürzester Zeit und stellte den Spielstand damit auf 13:8. In den ersten fünf Minuten von Halbzeit zwei erzielte die SG drei Treffer – ein Tor mehr als in den 23 Minuten zuvor. Doch davon ließ sich Lemgo keinesfalls beeindrucken. Abwehr- und Torhüterleistung blieben weiterhin bärenstark und in der Offensive spielten es alle TBV-Akteure geduldig und clever.

 

Die Voraussetzung dafür, dass das 7-gegen-6-Spiel auch in Durchgang zwei sehr gut funktionierte. In der Folge führten lange Lemgoer Angriffe häufig zu erfolgreichen Torabschlüssen und die SG kam nie in ihr ansonsten häufig so gefährliches Tempospiel. Lukas Hutecek führte ganz stark Regie, war zu jeder Zeit selbst torgefährlich und steuerte aus eigener Hand fünf Treffer bei. Spätestens als der ebenfalls starke Samuel Zehnder (insgesamt 6 Treffer) zum 16:11 einnetzte (44.) war der Glaube an einen Sieg in der gesamten Halle deutlich spürbar.

 

Es dauerte bis 15 Minuten vor dem Ende, bis Flensburgs Gottfridsson einen seiner berüchtigten Schlagwürfe an Katzen-Kastelic vorbeibrachte – ein Sinnbild für die Weltklasse-Defensive der Lipper an diesem Tag. In den folgenden Minuten drehte SG-Spielmacher dann etwas auf, zeigte einige sehenswerte Anspiele und war dazu auch selbst torgefährlich. Noch einmal ging ein gewisser Ruck durch das Gäste-Team, doch Lemgo war zu wach, zu stark und hatte den absoluten Willen, den ersten Saisonsieg perfekt zu machen. Der TBV setzte sich bis knapp zehn Minuten vor dem Ende wieder auf 20:15 ab und ließ bis zum Schluss gar nichts mehr anbrennen.

 

Das Lemgoer Publikum war begeistert von dem überragenden Auftritt ihres Teams und die Halle wurde von Minute zu Minute mehr zum Tollhaus. Als G. Guardiola quer über das Feld ins leere SG-Tor zum 22:16 traf, gab es auf und neben dem Feld kaum noch ein Halten. Dann wurde sogar noch einmal gezaubert: Mit einem Zuckerpass hinter dem Rücken bediente Schagen Simak am Kreis, der eiskalt zum 24:18 traf. „Der Zug hat keine Bremsen“, heißt es in dem Lied der Schlager-Stars Mia Julia und Lorenz Büffel, das in Halbzeit zwei durch die Halle klang – selten passte ein Songtext so gut zu dem, was in den 60 Minuten auf dem Feld zu sehen war. Dieser TBV-Express war nicht aufzuhalten!

 

TBV-Trainer Florian Kehrmann zur Partie: „Das ist das Schöne an unserer Sportart: man kann nie alles voraussagen. Flensburg ist sicher mit breiter Brust hergefahren. Wir haben in den letzten Spielen schon sehr gut Abwehr gespielt und das heute noch einmal getoppt. Als es 3:5 stand, kann so ein Spiel auch einen ganz anderen Verlauf nehmen. Dann hilft uns Urh mit ein paar starken Paraden und wir kriegen das Gefühl, das heute etwas gehen kann. Wir haben im Angriff strukturiert gespielt und wenig Fehler gemacht, so haben wir der SG ihre gefährlichste Waffe, das Tempospiel, genommen. Entscheidend war am Ende auch die Überzeugung, auch immer weiter an das 7-gegen-6 zu glauben. Jetzt geht es in die Nationalmannschaftspause, dann wartet wieder ein ganz schweres Programm.“

 

TBV Lemgo Lippe: Zecher, Kastelic; Hutecek (5), Zehnder (6/1), Brosch, I. Guardiola, Simak (2), Laerke (3), Schagen (2), Blaauw, Schwarzer, Suton (1), Zerbe (3), Versteijnen (3), G. Guardiola (1).

 

Pressemeldung: TBV.