120 Pflege- und Adoptiveltern aus ganz Lippe kamen jetzt mit ihren Beraterinnen der Pflegekinderdienste des Kreises Lippe sowie der Städte Bad Salzuflen, Detmold, Lage und Lemgo zu einem Seminar „Den Alltagskonflikten die Schärfe nehmen“ im Detmolder Kreishaus zusammen. Auf Einladung der Pflegekinderdienste referierte Thomas Lutz vom Zentrum für Traumpädagogik Hanau zum Thema. Lutz verfügt als Traumapädagoge und Traumfachberater, Systemischer Berater und Sozialpädagoge über ein breites Wissen und langjährige Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen, die traumatische Erfahrungen gemacht und Bindungsabbrüche erlebt haben.
Der Referent zeigte die Hintergründe von Konflikten auf, denn oftmals haben Kinder und Jugendliche Erfahrungen gemacht, die nachwirken. Vor diesem Hintergrund können Verhaltensweisen besser verstanden und Möglichkeiten überlegt werden, mit ihnen umzugehen und den Kindern zu helfen, Alternativen zu entwickeln. Thomas Lutz: „Es ist ganz normal, wütend, genervt und sauer zu sein, auch in Familien, die schon viele Jahre mit Pflege- und Adoptivkindern leben. Und deshalb ist es so wichtig zu verstehen, weshalb uns traumatisierte Kinder an die Grenzen bringen.“
Auch ließ Lutz keinen Zweifel daran, dass jedes Pflege-und Adoptivkind ein Trauma erlebt hat und so auch die teilweise im Alltag belastenden Verhaltensweisen verstanden werden müssen: „Die Kinder haben eine seelische Wunde und Sie als Pflegeeltern versorgen und pflegen diese Wunde.“ Ganz praktisch ging es dann auch um Fragen der Teilnehmenden, z.B. einer Pflegemutter: „Was soll ich tun, wenn er mir den ganzen Tag überall hin nachfolgt und ich keine ruhige Minute finde?“ Methoden wie ein „Stressbarometer“ wurden vorgestellt, das Kindern helfen kann, die eigenen Gefühle zu verstehen und damit umgehen zu lernen.
Birgit Piltman, Fachgebietsleitung der sozialen Dienste des Kreisjugendamtes, dankte dem Referenten am Endes des Seminartages für seine Einblicke in das Thema Trauma und die konkreten, alltagsnahen Hinweise und Hilfestellungen für Pflege- und Adoptiveltern. Sie betonte, wie wichtig die Bereitschaft Kinder aufzunehmen für unsere Gesellschaft und für jedes einzelne Kind ist und verband das mit Anerkennung und großem Dank an die Pflege- und Adoptiveltern. „Es ist gut, dass Ihre Kinder Sie haben, denn für die allermeisten Kinder ist das Aufwachsen in einer Familie wichtig. Und ich hoffe sehr, dieser Tag trägt etwas dazu bei, den oft durchaus anstrengenden Alltag etwas zu entschärfen.“
Die Pflegekinderhilfe des Kreises Lippe und der Stadtjugendämter Bad Salzuflen, Detmold, Lage und Lemgo suchen laufend Pflegefamilien für Kinder und Jugendliche. Neben Paaren können sich auch Familien mit Kindern oder Einzelpersonen als Pflegefamilie bewerben. Besondere berufliche Qualifikationen werden nicht vorausgesetzt. Jedes Jugendamt in Lippe beantwortet Fragen zur Aufnahme von Pflegekindern, gibt Informationen und berät auch unverbindlich. Auf den Internetseiten der Städte und des Kreises sind jeweils Ansprechpartnerinnen zu finden.