Gruppenfoto mit allen Leiter:innen der neun geförderten Projekte der „Kooperationsplattformen 2022“, die zum 1. Mai 2023 angelaufen sind. Hier mit Ministerin Ina Brandes (Mitte) und Dr. Cornelia Jers (r.), Leiterin der Abteilung Infrastrukturen für Bildung und Forschung in den Ländern beim DLR Projektträger. Foto: MKW NRW

Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW NRW) fördert die Kooperationsplattform „wasserplus OWL“. Bei dem Projekt handelt es sich um ein sektorübergreifendes Netzwerk, um die Wasserwirtschaft im ländlich geprägten Raum Ostwestfalen-Lippe für immer komplexer werdende Herausforderungen zukunftsfähig aufzustellen. Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, hat den Förderbescheid Ende April an Projektleiter Professor Dr.-Ing. Jörg Felmeden vom Fachbereich Bauingenieurwesen der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) übergeben.

 

Klimawandel, demografische Entwicklungen, Landnutzungsänderungen, technologische Neuerungen und verändertes Konsumverhalten bringen umfassende Veränderungen in der Wasserwirtschaft mit sich. Nicht alle können durch branchenspezifische oder lokale Maßnahmen bewältigt werden. Dies gilt insbesondere für eine ressourcenorientierte Wasserwirtschaft, die sich an extreme Ereignisse wie Starkregen, Dürre, Hoch- und Niedrigwasser sowie Trinkwassernotstände anpassen muss, die immer öfter und intensiver auftreten können.

 

Gleichzeitig erhöht sich im Kontext der Energiewende der Druck, möglichst ressourceneffizient und klimaneutral zu handeln. Damit derartige zukünftige Maßnahmen auch von den Verbraucher:innen akzeptiert werden, ist der Erhalt der Rentabilität verbunden mit einer weitgehenden Preisstabilität ein wichtiger Faktor. „Vor diesem Hintergrund sind inter- und transdisziplinäre Lösungsansätze in der Wasserwirtschaft erforderlich, bei denen sowohl die Zusammenarbeit lokaler Institutionen und Akteur:innen untereinander als auch die Kooperation auf regionaler Ebene von zentraler Bedeutung sein werden“, erklärt Projektleiter Professor Felmeden.

 

Hier setzt die Kooperationsplattform wasserplus OWL an, die nun vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW eine Forschungsförderung erhalten hat. Die Plattform verstärkt zum einen die Vernetzung der wasserwirtschaftlichen Fachgebiete an den TH OWL-Standorten Detmold und Höxter untereinander. Als räumliche Bezugsregion dient das ländlich geprägte Ostwestfalen-Lippe (OWL) mit seinen spezifischen Randbedingungen der kommunalen Daseinsvorsorge, wie zum Beispiel der öffentlichen Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung.

 

Zum anderen ist als Schnittstelle zum urbanen Raum die Ruhr-Universität Bochum (RUB) eingebunden, die als Verbundpartnerin involviert ist. Die Vernetzung der RUB mit den im Ruhrgebiet agierenden Wasserverbänden soll als Transferbeispiel für die Region OWL dienen. Im Startteam der Kooperationsplattform sind zudem auch die Stadt Detmold, die Bezirksregierung Detmold, die Landkreise Lippe und Höxter, die Stadtwerke Detmold GmbH sowie die Stadtentwässerung Paderborn als Kooperationspartner:innen der wasserwirtschaftlichen Praxis involviert.

 

„Wir arbeiten hier sektorübergreifend, da wir aus den zurückliegenden Forschungs- und Entwicklungsvorhaben in vielen Bereichen wissen, wie wir technisch und organisatorisch Herausforderungen wie dem demografischen und dem Klimawandel begegnen können, beziehungsweise müssen. Das Problem liegt oftmals in der Umsetzung. Und für integrierte Lösungen müssen alle Akteur:innen, also auch beispielsweise die Stadtplanung (Stichwort Integrierte Regenwasserbewirtschaftung), die Energiewirtschaft (Stichwort Abwasserwärmerückgewinnung) oder auch die Landwirtschaft (Stichwort Nährstoffrückgewinnung aus Abwasser) gemeinsam und frühzeitig zusammenkommen, Vertrauen aufbauen und integriert planen, bauen und betreiben“, erörtert Professor Felmeden die Hintergründe der Kooperationsplattform. Eine intensivierte Zusammenarbeit ermögliche nicht nur die Mobilisierung von unterschiedlichsten Ressourcen, sondern steigere auch die Planungssicherheit durch robuste Lösungen. Dadurch ergeben sich gute Chancen für erfolgreiche Umsetzungen innovativer und zukunftsweisender Ansätze in der Wasserwirtschaft.

 

Die Kooperationspartner:innen haben Ziele festgelegt, die im Förderungszeitraum realisiert werden sollen. Aufbauend auf einer Bestandsanalyse und der Identifikation von Akteur:innen im Aktionsfeld Wasser sowie der damit verbundenen anderen Disziplinen, wie zum Beispiel Stadt- und Landschaftsplanung, zählt hierzu die verbesserte Kommunikation und Zusammenarbeit der Fachämter der beteiligten Kreise und Kommunen und die bessere Integration anderer Disziplinen in die Belange der Wasserwirtschaft. Außerdem streben sie eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung für heutige und zukünftige Herausforderungen im Bereich Wasser und die Notwendigkeit der transdisziplinären Zusammenarbeit an. Die Aspekte der Versorgungssicherheit und deren Resilienz vor dem Hintergrund der Folgen des Klimawandels und der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung in OWL sollen sichtbar werden.

 

Zudem spielt auch die Nachwuchsförderung und -integration im Bereich der Wasserwirtschaft eine zentrale Rolle. Durch interaktive Formate, Programme zur Talentförderung und Innovation Camps sollen Studierende direkt mit gezielten Tätigkeiten in das Projekt eingebunden werden und erhalten auch die Möglichkeit, ihre Bachelor- und Masterarbeiten bei den Kooperationspartner:innen zu schreiben. Die Vorteile liegen für Felmeden auf der Hand: „Die Studierenden profitieren durch das Netzwerk beim Start ins Berufsleben und durch vielseitige Praxiseinblicke in Unternehmen der Wasserwirtschaft und anderer Sektoren. Sie können sich bereits während ihres Hochschulstudiums mit zukünftigen Branchenkolleg:innen austauschen und an zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten und Branchenveranstaltungen teilnehmen.“

 

Pressemeldung: TH OWL