Ein „Schliefenfuchs“ in einer der umstrittenen Schliefanlagen, hier der in Klein-Auheim/ Hessen. FOTO: Wildtierschutz Deutschland e.V. (Lovis Kauertz)

Der BUND Lippe unterstützt die bundesweite Mahnwache zum Protest gegen Schliefanlagen für die Baujagd am Freitag, den 23. Juni und beteiligt sich an der Mahnwache mit Blick auf die Schliefanlage in Lemgo-Voßheide.

 

Zu den bundesweit stattfindenden Mahnwachen rufen Tierschützer um das Aktionsbündnis Fuchs auf. Thematisiert wird sowohl die ökologisch nutzlose Fuchsjagd als auch die weder weidgerechte noch tierschutzkonforme Baujagd. Bei dieser Art der Jagd stöbern kurzbeinige Jagdhunde Füchse oder Fuchsfamilien in ihrem Bau auf und jagen sie Jägern zum Abschuss zu. Entsprechende Jagdhunde werden mittels lebender Füchse in sogenannten Schliefanlagen geprüft. Selbst die Unterbringung dieser Füchse in Teckel- und Foxterrier-Clubs ist nicht artgerecht. Kritiker fordern zwecks Tierschutzes ein Verbot der tierquälerischen Baujagd und von Schliefanlagen und stattdessen eine ganzjährige Schonzeit für Füchse.

 

Mit initiiert werden die Veranstaltungen von Wildtierschutz Deutschland, einer Organisation, die die Abschaffung der Jagd, wo sie tierquälerisch ist, zum Ziel hat. Die Mahnwache in Lemgo findet am Freitag, 23. Juni ab 11.00 Uhr in der Mittelstraße 73-79 (SB-Center Sparkasse) statt. Zeitgleich auch in Bautzen, Berlin, Dresden, Düsseldorf, Hannover, Mainz, München, Saarbrücken und Stuttgart. Weitere Informationen unter: www.bund-lippe.de.

 

Hintergrundinformation Baujagd:

Ausgerüstet sind Baujäger mit Spaten, Fuchszange, Notfallapotheke, dem kurzbeinigen, raubwildscharfen Bauhund und Flinte. Meist gehen Baujäger in den Wintermonaten bis Ende Februar auf die Jagd, wenn Füchse in ihrem Bau Schutz vor der Witterung oder Feinden suchen. Immer wieder kommt es vor, dass dann schon Welpen geboren sind.

 

Die Jagdausübungsberechtigten positionieren sich mit Gewehr in der Nähe der Ausgänge des Fuchsbaus. Der Erd- oder Bauhund (ein Teckel oder kurzbeiniger Terrier) hat die Aufgabe in den Bau vorzudringen, um die dort verweilenden Tiere zur Flucht aus der manchmal weit verzweigten Höhle zu zwingen. Sind Welpen im Bau, versucht die Füchsin, ihren Nachwuchs zu verteidigen. Häufig kommt es zu Beißereien, bei denen auch der Hund schwer verletzt werden kann – deshalb die Notfallapotheke. Kommt ein Fuchs aus dem Bau, feuern die davor stehenden Jäger Schrotsalven auf ihn ab. Gibt der Fuchs im Bau nicht nach, wird er entweder vom Jagdhund totgebissen oder wird der Bau von den Jägern aufgegraben und der Fuchs mittels einer Fuchszange gefasst und aus dem Bau gezerrt.

 

Falls der Hund selbständig nicht mehr aus dem Bau findet oder steckengeblieben ist, wird er mit dem Spaten ausgegraben. Dabei werden die mitunter Jahrzehnte alten Zufluchts- und Lebensstätten der Wildtiere zerstört. Führt der Spaten nicht zum Erfolg, kommt eventuell ein Kleinbagger zum Einsatz.

 

Besonders für eine Füchsin und ihre Welpen ist der Bau ihr letzter, vermeintlich sicherer Rückzugsort. Ausgerechnet dort, wo die Tiere am verletzlichsten sind und zu einer Zeit, wo Welpen kurz vor der Geburt stehen oder bereits geboren sind, werden sie durch die Baujagd brutal verfolgt. Die Füchse sind dabei höchster Angst und Qualen ausgesetzt. Diese Praxis ist nicht mit dem Minimum einer von Jägern geforderten ethischen Grundeinstellung vereinbar. Schon deshalb ist die Baujagd – selbst nach anerkannten Regeln der Jagd – nicht weidgerecht und erscheint rechtswidrig.

 

Sind die Fuchswelpen bereits geboren, wird aus der Baujagd ein Straftatbestand, sobald eines der beiden Elterntiere getötet wird. Selbst wenn die Welpen noch vor der Füchsin totgebissen, erschlagen oder erschossen werden – das wäre ein Umgehungstatbestand – liegt ein Verstoß gegen die in den Jagdgesetzen geregelte Elternschonzeit vor.

 

Hintergrundinformation: Mittel zur Baujagd: Die Schliefanlage

In Deutschland gibt es etwa 100 Teckel- oder Terrier-Clubs, die Jägern sogenannte Schliefanlagen zur Verfügung stellen. Das sind enge, manchmal verzweigte künstliche Tunnelsysteme, die für Übungszwecke einen Fuchsbau simulieren sollen. Sie dienen der Prüfung entsprechend geeigneter Hunde zu Bauhunden.

 

Den Ablauf einer „Übung“ in der Schliefanlage kann man sich so vorstellen: Der Fuchs wird in den Eingang des Tunnelsystems gesetzt und von Helfern durch einzeln zu öffnende Luken mit Stöcken durch das System bis zu einem Kessel getrieben. Ist er im Kessel angekommen, wird er dort durch einen Schieber vom restlichen Tunnel abgetrennt. Das soll den Fuchs vor körperlichen Übergriffen durch den Übungshund sichern. Danach geht der Übungshund in den Tunnel, nimmt die Fährte des Fuchses auf, folgt ihr bis zum Kessel und verweilt dann eine gewisse Zeit aggressiv bellend vor dem Kessel, wo der Fuchs ohne Fluchtmöglichkeit eingesperrt ist.

 

Filmaufnahmen aus Schliefanlagen zeigen, dass Füchse während der gesamten Zeit der „Arbeit“ im Tunnelsystem großen Stress und Angst verspüren. Das wiederholte Aussetzen in der Schliefanlage, um von Hunden gejagt zu werden, ist eine enorme Belastung, an die ein Fuchs sich auch nicht gewöhnt. Er ist in dieser Zeit ohne Fluchtmöglichkeit seinen Todfeinden ausgesetzt.

 

Die Haltung von Füchsen in Schliefanlagen

Füchse in Schliefanlagen, deren Herkunft in den meisten Fällen nicht nachgewiesen ist, werden in Deutschland in der Regel nicht tierschutzkonform gehalten. Viele Veterinärämter legen das maßgebende Säugetiergutachten so aus, dass sie bei der Haltung von Füchsen in den Hunde-Clubs von einer sog. „intensiv betreuten Haltung“ ausgehen, obwohl die Anforderungen dafür meist nicht gegeben sind. Bei Annahme einer „intensiv betreuten Haltung“ müssen Jäger lediglich eine Gehegegröße von 40 qm für zwei Füchse nachweisen. Das ist halb so viel wie für die „extensive Haltung“ und nur ein Bruchteil der im Gutachten empfohlenen 300 qm. So müssen die Füchse ihr Leben in viel zu kleinen Gehegen verbringen, die ihrem enormen Bewegungsdrang unmöglich gerecht werden.

 

Füchse werden in Schliefanlagen kaum von sachkundigen Personen intensiv betreut, wie das i.d.R. in Wildparks oder in Zoos der Fall ist. Oft werden die überaus sozialen Tiere verbotswidrig einzeln gehalten oder in kleinen Zwingern mit Betonboden eingepfercht. Futterversorgung und Pflege sind häufig mangelhaft, die Gehege verdreckt und sie weisen kaum Beschäftigungs- und Versteckmöglichkeiten auf. Nicht selten zeigen die dort gehaltenen Füchse Bewegungsstereotypien. Derartige Verhaltensstörungen werden grundsätzlich als Anzeichen für erhebliche Leiden gewertet.

 

Pressemeldung: BUND Lippe