Werkstattleiter Helge Mahlmann (rechts) gibt Projektteilnehmer Romando H. Tipps, wie er sein Werkstück noch verbessern kann.

Es gibt Jugendliche und junge Erwachsene, die aus den unterschiedlichsten Gründen noch nicht den Einstieg in den Beruf gefunden haben oder die keine klaren Vorstellungen davon haben, wo es für sie im Leben hingehen soll. Einige leben ohne feste Tagesstruktur in den Tag hinein, andere sind durch zum Teil gravierende persönliche Problemlagen gehandicapt. Damit der Berufseinstieg gelingen kann, müssen zunächst einmal die Voraussetzungen und Stabilität dafür geschaffen werden.

 

Parallel dazu ist auch eine Idee zu entwickeln, in welchen Branchen der Berufseinstieg erfolgen soll und welche Erwartungen Firmen an Bewerber gemeinhin stellen. Hilfestellung und Orientierung in diesem Kontext bietet die innovative Maßnahme „Finde deinen Weg“, die vom Jobcenter Lippe entwickelt wurde. Seit rund sechs Jahren führt das SOS-Kinderdorf Lippe im Auftrag des Jobcenters Lippe diese Aktivierungsmaßnahme erfolgreich durch. Erfolg bedeutet in erster Linie, dass Jugendliche für sich Orientierung und Perspektiven für Ausbildung, Arbeit, Schule, Therapie usw. finden können.

 

Ziel der Maßnahme ist es, junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren für eine berufliche Qualifizierung bzw. eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu motivieren und sie schrittweise an den Ausbildungs- bzw. Arbeitsmarkt heranzuführen. „Das Projekt ist so erfolgreich, dass sich sogar schon Städte aus dem Ruhrgebiet nach unseren Erfahrungen erkundigt haben“, berichtet Andrea Habig, Bereichsleiterin beim SOS-Kinderdorf Lippe.

 

„Die Maßnahme holt die jungen Menschen genau da ab, wo sie gerade stehen. Mit den Jugendlichen werden individuelle Wege aus ihrer jeweiligen Situation gesucht und entwickelt. Der erste Schritt dafür ist, Vertrauen zu finden“, erklärt Wolfgang Eidmann, Fachgebietsleiter U25 beim Jobcenter Lippe. Ohne Vertrauen sei es kaum möglich, die Voraussetzungen für alles Weitere zu schaffen und wesentliche Themen ansprechen zu können.

 

Denn in nicht wenigen Fällen müssten zunächst einmal die Voraussetzungen für Ziele geschaffen werden, so Eidmann. Dabei kann es u.a. um Themen wie körperliche, psychische und kognitive Beeinträchtigungen, Suchtproblematiken oder Beziehungsstörungen gehen. Inhaltlich stehen das Erlernen lebenspraktischer Dinge, wie z.B. Pünktlichkeit, Termintreue, Verhalten bei Behördengängen oder das Zurechtfinden im öffentlichen Personennahverkehr auf dem Programm.

 

Die Maßnahme „Finde deinen Weg“ dauert in der Regel ein Jahr mit der Option um Verlängerung für weitere sechs Monate und findet von montags bis freitags statt. Der Tagesablauf folgt im Wesentlichen immer folgendem Muster: Nach dem gemeinsamen Frühstück finden projektbezogene Arbeiten in den Berufsfeldern Holz, Metall oder Hauswirtschaft statt. Vormittags gibt es außerdem die Möglichkeit, Beratungsgespräche mit pädagogischen bzw. psychologischen Fachkräften zu führen.

 

Andrea Habig: „Die Teilnehmenden bewegen sich während der Maßnahme in den Strukturen, die vom SOS-Kinderdorf Lippe vorgegeben werden. Im Rahmen dieser Eckpfeiler können sich die Teilnehmenden allerdings frei entfalten – es wird Ihnen nicht alles vorgegeben. Es wird allerdings erwartet, dass sie diese Chance nutzen und sich im besten Falle weiterentwickeln“.

 

Das fängt schon bei der Planung und Zubereitung des gemeinsamen Mittagessens an: „Schon beim Einkauf müssen die jungen Leute mit dem zur Verfügung gestellten Budget auskommen und anschließend mit den Zutaten ein schmackhaftes Menü für alle kochen“, so Habig. Nachmittags ist dann Zeit für Sport und Kultur sowie für Themen wie Bewerbungstraining oder Umgang mit Schulden. Während des Projektzeitraums wird für einen begrenzten Personenkreis eine mehrtägige Gruppenfahrt angeboten, die die beruflichen, persönlichen und sozialen Kompetenzen stärken soll.

 

Stefan Uekermann, beschäftigungsorientierter Berater des Jobcenters begleitet die Maßnahme. „Ich stehe mit den Pädagogen des SOS-Kinderdorfes im engen Kontakt und tausche mich mit Ihnen regelmäßig über Fortschritte aber auch Rückschläge aus“, erklärt Uekermann. „Der Erfolg gibt uns Recht, denn wir verzeichnen nur wenige Abbrüche in der Maßnahme. Das Angebot ist sehr niederschwellig aufgebaut, um den Teilnehmenden entgegen zu kommen“, betont der Jobcenter-Mitarbeiter.

 

Auch beim eigentlichen Ziel, nämlich die Teilnehmenden unabhängig von staatlicher Unterstützung zu machen, hat sich die Maßnahme bewährt: „Wir konnten zuletzt etliche von ihnen in Ausbildung bringen oder in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vermitteln“, freut sich Bereichsleiterin Habig.