Tauschten sich über die Vorteile und Chancen des Wasserstoffs aus: Olrik Meyer (Fachgebietsleiter Immissionsschutz Klimaschutz und Energie), Achim Oberwöhrmeier (Vorsitzender Verkehrsausschuss IHK Lippe), Matthias Carl, Dr. Ute Röder, Dr. Axel Lehmann, Falk Schulte-Wintrop und Uwe Hofer (v.l).

Längst sind Benzin und Diesel nicht mehr alternativlos. Klimafreundliche Brennstoffe werden zunehmend beliebter und sind gefragt. Bei der Informationsveranstaltung „Wasserstoff – Kraftstoff der Zukunft? Wirtschaftliche Potenziale für Unternehmen und Mobilitätsdienstleistungen“ haben nun Fachleute Chancen und Vorteile des Wasserstoffs vorgestellt. Über 80 Teilnehmer verfolgten die vom Kreis Lippe und der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold in Kooperation mit der EnergieAgentur.NRW organisierte Veranstaltung. „Im Zukunftskonzept Lippe 2025 ist unter anderem die Förderung von postfossiler Mobilität fest verankert. Im Austausch mit Unternehmen und Transportdienstleistern wollen wir den Einsatz von Wasserstoff bekannter machen und Mobilität klimaschonend gestalten“, erklärt Landrat Dr. Axel Lehmann bei der Eröffnung.

 

Deutschland soll laut Klimaschutzplan des Bundes bis 2050 treibhausgasneutral sein. Um dieses Ziel zu erreichen, ist jedoch eine Veränderung des Energie- und Mobilitätssystems notwendig. „Wasserstoff kann zu einem der zentralen Bausteine der Energie- und Verkehrswende werden“, ist Matthias Carl, stellvertretender Geschäftsführer bei der IHK Lippe, überzeugt. Wasserstoff habe mehrere Vorteile, so Carl weiter: Er lasse sich erneuerbar herstellen und anschließend speichern. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass bei der energetischen Nutzung keine CO2-Emissionen entstehen. Zudem ist Wasserstoff ein Alleskönner, da er in Industrie, Wärmeversorgung und Mobilität zum Einsatz kommen kann.

 

Derzeit steht die Elektromobilität im Mittelpunkt der klimaneutralen Mobilität. Uwe Hofer, Klima.Netzwerker der EnergieAgentur.NRW, sieht aber ein klares Potenzial für die Nutzung von Wasserstoff: „Firmenflotten und einige betriebliche Mobilitätbedürfnisse stellen Anforderungen, die zum Beispiel mit einer Energiespeicherung in Fahrbatterien ökologisch und ökonomisch nicht attraktiv scheinen. Hier schlagen Wasserstoff und biogene Kraftstoffe die Brücke.“ Wasserstoff stellt gerade für Nutzfahrzeuge oder den ÖPNV eine gute Alternative dar. Die Brennstoffzelle ermöglicht mit kurzen Tankzeiten große Reichweiten.

 

Aber warum fristen dann Wasserstoffautos immer noch ein Nischendasein? Zurzeit gibt es noch keine ausreichende Infrastruktur in Deutschland – den Nutzern stehen erst rund 80 Tankstellen zur Verfügung. Im Umkehrschluss ist die Nachfrage nach Wasserstoffautos noch gering und die Preise hoch. Der Kreis Lippe will daher mit der Stadt Bielefeld und dem Kreis Minden-Lübbecke zu einer Wasserstoffmodellregion werden. Den Förderantrag zu „HyLand“ haben die Partner vor Kurzem eingereicht. „Lippe bietet durch das Angebot an erneuerbaren Energien optimale Voraussetzungen zur Herstellung von grünen Wasserstoff. Um die gesamte Wertschöpfungskette – von der Herstellung bis zur Nutzung – abbilden zu können, brauchen wir jedoch die Mitwirkung von Unternehmen und Dienstleistern. Die Veranstaltung hat gezeigt, dass diese Bereitschaft besteht“, fasst Dr. Ute Röder, Fachbereichsleiterin Umwelt und Energie, zusammen.

 

Bis 2023 soll ein flächendeckendes Netzwerk von Wasserstofftankstellen im gesamten Bundesgebiet entstehen. Deutschland wäre damit das erste Land, das über ein überregionales Netz zur Betankung von Brennstoffzellenfahrzeugen mit Wasserstoff verfügt. „Die sogenannten Power-to-X-Anlagen sind das Bindeglied zwischen erneuerbarer Stromwirtschaft, nachhaltiger Mobilität und Industrie“, erläutert Falk Schulte-Wintrop von H2 Mobility, die für den Ausbau verantwortlich sind. Insgesamt sind deutschlandweit Investitionen von rund 400 Millionen Euro geplant.