Landrat Dr. Axel Lehmann (l.), Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast (r.), Hans-Ulrich Braun, Leiter der Forstabteilung des Landesverbandes (2.v.r.), und Daniel Telaar, Leiter der Naturschutzbehörde des Kreises Lippe, stehen inmitten der Blühwiese im Forstrevier Nassesand, wo ihnen u. a. wilde Möhre teilweise bis zu den Schultern reicht. (Foto: Landesverband Lippe).

Schadflächen, die als Folge von Sturm, Dürre und Borkenkäferbefall auch in den Wäldern des Landesverbandes Lippe entstanden sind, bieten Chancen – nicht nur zur Wiederaufforstung mit Setzlingen verschiedener Baumarten, sondern auch zur Belebung mit bunten Farben: Die Förster des Landesverbandes Lippe legen Blühwiesen und Blühstreifen an, der Kreis Lippe liefert dafür das Saatgut.

 

„Aufgrund der Borkenkäferkalamitäten entstandene Freiflächen bieten die einmalige Chance, neben der Wiederaufforstung auch etwas für Insekten zu tun. Wir wollen diese Flächen, und insbesondere auch Rückegassen oder Arbeitstrassen, für Blühpflanzen nutzen“, erläuterte Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast bei einem Ter-min vor Ort, an einer ersten Versuchsfläche, die im Forstrevier Nassesand angelegt wurde. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: „Das Saatgut wurde 2019 ausgebracht, und trotz der extremen Witterungsbedingungen und der anhaltenden Trockenheit hat sich die Wiese hervorragend entwickelt.“

 

Das Saatgut wurde vom Kreis Lippe zur Verfügung gestellt. „Wir liefern auf Anfrage gern Saaten aus heimischen Blühpflanzen, um all jene zu unterstützen, die konkret etwas gegen das Insektensterben tun und den Erhalt der Artenvielfalt unterstützen möchten. Diesem gemeinsamen Artenschutzgedanken haben wir uns auch in unserer Biodiversitätsstrategie ‚Lippes lebendige Vielfalt‘ verschrieben“, sagte Landrat Dr. Axel Lehmann, der vom Landesverband zur Besichtigung eingeladen worden war. „Diese bunte Wiese zeigt, dass Naturschutz auch mit einfachen Mitteln gelingen kann.“

 

Den Landesverband Lippe freut besonders, dass das Saatgut des Kreises Lippe aus dem Genpool der Region stammt und für Lippe typische, heimische Blütenpflanzen aus ihnen wachsen. „Die im Handel üblichen Blühmischungen beinhalten häufig Saaten von Pflanzen aus anderen biogeografischen Regionen. Saatgut aus heimischen Beständen ist knapp und deshalb auch teurer“, betont Düning-Gast. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist dennoch hoch: Ein Gramm Saatgut reicht für einen Quadratmeter.

 

Der Landesverband wird nun weitere Blühwiesen und Blühstreifen mit Saatgut des Kreises Lippe auf in Frage kommenden Flächen anlegen. Besonders geeignet sind Waldareale, die früher einmal landwirtschaftlich genutzt und später in Wald umgewandelt wurden, sie weisen einen guten Nährstoffgehalt im Boden auf. Aufforstung und Blühaussaat sollen dabei Hand in Hand gehen: „Die Blütenstände sind mehrjährig und können ihre Funktion – als Nahrungsquelle für vielfältige Insekten oder als Rückzugsort im Herbst und Winter für z. B. Wild-bienen und Schlupfwespen – zehn Jahre oder mehr erfüllen, bis die gepflanzten Bäume sich zu einem jungen Wald schließen“, so Düning-Gast. Wichtig sei, die Areale einzuzäunen, damit Wild nicht die nahrhaften Blühpflanzen äst.

 

Nicht zuletzt will der Landesverband die Blühwiesen auch als „Lieferant“ neuer Saaten für neue Blühwiesen nutzen: „Das ist Nachhaltigkeit im besten Sinn“, lobte Lehmann.