Die parlamentarische Staatssekretärin der FDP im Bundesverkehrsministerium Daniela Kluckert hat sich gemeinsam mit den FDP-Bundestagsabgeordneten Christian Sauter und Frank Schäffler über den aktuellen Stand der MONOCAB-Entwicklung informiert. Mit dabei war auch die scheidende Präsidentin der Bezirksregierung Detmold Marianne Thomann-Stahl.
Die geplante Vorführung des fahrenden MONOCABs vor Ort auf den Versuchsständen in der Versuchshalle im Humfelder Bega Park musste aufgrund von Anreiseverspätungen leider ausfallen. So standen TH OWL-Vizepräsident für Forschung und Transfer Professor Dr. Witte und Gesamtprojektleiter Professor Dr. Thomas Schulte dann am Standort Lemgo der TH OWL auf dem Innovation Campus Lemgo den Verkehrspolitikern der FDP und der Präsidentin der Bezirksregierung Rede und Antwort. Die reale Demonstration konnte über eine Live-Schaltung in die Testhalle aber dennoch zumindest eingeschränkt erfolgen. Ab dem 3. Oktober werden die beiden Experimentalmodelle im Größenverhältnis 1:1 auch schon mit den aufgesetzten Kabinen die 300 und 1000 Meter lange Teststrecke im Extertal absolvieren. „Allerdings kann dann die Öffentlichkeit noch nicht mitfahren“, dämpften Schulte und Witte die Freude Sauters über eine neue Attraktion im Nordlippischen. Versicherungsgründe würden dies in der jetzigen Projektphase nicht erlauben, denn es sind noch immer Demonstratoren im Sinne eines Reallabors für Forschungszwecke.
Und trotzdem sollen die MONOCABs nach dem Willen der Wissenschaftler der TH OWL in fünf bis sieben Jahren in Kleinserie gehen können und dann regionale Nahverkehre – ganz besonders im nordlippischen Raum – bereichern. „Das wird dann eine ganz neue Art des öffentlichen Personennahverkehrs: autonom und on-demand betrieben, mit einem minimalen Aufwand für die Reaktivierung von nicht genutzten Bahninfrastrukturen“, ist sich Professor Schulte sicher. Bereits jetzt gäbe es durch Anfragen weitere Einsatzgebiete, etwa im Tunnelverkehr oder als Werksverkehr. „Auch denken wir an eine etwa 1000 Meter lange Strecke mit nur einer Schiene für eine Campus-Bahn rund um den Innovation Campus Lemgo als Referenzprojekt, mit Anschluss an den Bahnhof Lüttfeld“, so Schulte. Allerdings sei dies bisher lediglich eine Idee.
Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium Daniela Kluckert zeigte sich wie auch die beiden Bundestagsabgeordneten beeindruckt von dem Projekt, an dem unter der Federführung der TH OWL auch die FH Bielefeld, das Fraunhofer IOSB-INA sowie die Landeseisenbahn Lippe e.V. als Ideengeber beteiligt sind. „Die MONOCABs passen hervorragend in die Zeit. Vor dem Hintergrund fehlender Zugführer ist ein Autonomie-Konzept genau die richtige Entscheidung“, so Kluckert. Das Bundesverkehrsministerium könne derartige Projekte im Betrieb zwar kaum direkt finanziell fördern, dies sei Ländersache, aber dennoch über sein Netzwerk unterstützend helfen. Frank Schäffler brachte eine spannende Vernetzung zu den Themenfeldern am RailCampus OWL und zu den Planungen zum Deutschen Zentrum für Mobilität der Zukunft (DZM) ins Gespräch. Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing (FDP) hatte für das von seinem Vorgänger geplante Zentrum eine Neukonzeptionierung angestoßen.
Angesprochen auf die Planungen zum DZM unterstrich Kluckert auch gegenüber der Präsidentin der Bezirksregierung, dass die Standorte Annaberg-Buchholz, Karlsruhe, Hamburg und Minden nach wie vor innerhalb der neuen Konzeptentwicklung gesetzt seien. Bundestagsabgeordneter Frank Schäffler erinnerte daran, dass der Haushaltsausschuss von der Bundesregierung bis zum Herbst einen Vorschlag eingefordert habe, wie es mit dem DZM nun weitergehen solle. „Minden ist für uns ein entscheidender Standort, um die Bahn für eine vernetzte und nachhaltige Mobilität für Personen und Gütern stärker zu machen. Hierfür engagieren sich auch die vier Campus OWL Hochschulen Uni Bielefeld, FH Bielefeld, Uni Paderborn und TH OWL u.a. mit einem ersten Studiengang, der im kommenden Wintersemester am RailCampus OWL entsteht“, sagte Witte.
Die beiden Professoren stellten zudem das Konzept einer geplanten „Modellregion für postfossile Mobilität“ in OWL vor. Hier gehe es darum, ein Reallabor für Mobilitätslösungen mit postfossilen Antriebsenergien zu errichten – von Batterieelektrischen Lösungen, über Wasserstoff bis hin zu E-Fuels. Denn klar sei, dass die Mobilität über Jahrzehnte sehr heterogen sein wird, und die verschiedenen Lösungen wissenschaftlich in ihrer ganzen Komplexität begleitet und erprobt werden müssen, in Hinblick auf CO2-Bilanz, Nachhaltigkeit und Migrationsfähigkeit für die gesamten Prozessschritte. Hier seien dringend Forschungen und ein technologieoffener Wissenschaftsdialog notwendig.
Staatssekretärin Kluckert begrüßte diesen Projektansatz. „Wir müssen wieder realistischer auf die Dinge schauen und brauchen Lösungen für unsere Bestandsflotten, die wir nicht alle binnen kürzester Frist gegen Elektrofahrzeuge eintauschen können“, sagte Kluckert. Die Diskussionen um nachhaltige Energieversorgung in Fahrzeugen werde in Wellenbewegungen geführt. Derzeit sehe sie eine Debatte über EFuels, also CO2-arme Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren aufkommen. Das sei eine richtige Richtung.