Heinz Thiele, Leiter der Detmolder Arbeitsagentur, bilanziert: „Wie nicht anders zu erwarten, hinterlässt die Corona-Pandemie deutliche Spuren auf dem heimischen Arbeitsmarkt im April. Sowohl gegenüber dem Vormonat als auch gegenüber dem Vorjahresmonat ist die Arbeitslosenquote um 0,6 Prozentpunkte gestiegen. Üblicherweise sinkt die Arbeitslosigkeit allein aufgrund saisonaler Effekte – Stichwort Frühlingsbelebung – deutlich.“

Kurzarbeitergeld:

Dass die Auswirkungen im Zuge von Corona nicht noch erheblicher ausfallen, ist in großem Maß auf das arbeitsmarktpolitische Instrument des Kurzarbeitergeldes zurückzuführen. Im Kreis Lippe, der deckungsgleich ist mit dem Agenturbezirk Detmold, wurden im April 1.498 Anzeigen für Kurzarbeitergeld gemeldet. Addiert man diese zu den nun vorliegenden statistischen Daten aus dem März (1.267 Anzeigen), so kommt man auf insgesamt 2.765 Anzeigen über Kurzarbeit, die mit großer Wahrscheinlichkeit allesamt auf die Corona-Krise zurückzuführen sind. In diesen Anzeigen wurden – im März und April – 36.216 Personen als Kurzarbeiter benannt. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass nicht jede angezeigte Kurzarbeit dann auch tatsächlich umgesetzt wird. Dies zeigt sich erst, wenn mit der Arbeitsagentur abgerechnet wird.

 

Thiele: „Die Kurzarbeit ist ein wichtiges Mittel, um Arbeitslosigkeit zu vermeiden, Fachkräfte zu sichern, und so eine kurzfristige Wiederaufnahme der Produktion zu ermöglichen. Es ist also eine gute Botschaft, dass viele Unternehmen in Lippe das Instrument Kurzarbeit nutzen, um Arbeitslosigkeit zu vermeiden.“ Durch erhöhten Personaleinsatz, die Ausweitung der Arbeitszeiten und Wochenendarbeit hat sich die Arbeitsagentur kurzfristig umorganisiert, um ein Ziel klar zu erfüllen: die schnelle Leistungsgewährung bei Kurzarbeitergeld und Arbeitslosengeld

 

Arbeitslosigkeit:
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Lippe im April 2020 gestiegen. Insgesamt waren 11.975 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 1.164 Personen oder 10,8 Prozent mehr. Im Vergleich zum April des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 1.272 Personen bzw. 11,9 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im April 2020 6,4 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 5,8 Prozent (plus 0,6 Prozentpunkte).

 

Agenturchef Thiele erläutert: „Zahlreiche Personen haben sich aufgrund von Entlassungen oder der Aufgabe ihrer selbstständigen Erwerbstätigkeit neu arbeitslos gemeldet. Gleichzeitig haben durch die Corona-Krise deutlich weniger arbeitslose Personen eine Beschäftigung als saisonüblich aufgenommen. Auch die Abgänge aus Arbeitslosigkeit in eine arbeitsmarktpolitische Maßnahme gingen deutlich zurück, weil viele Fördermaßnahmen seit Mitte März ausgesetzt wurden. Zusammengefasst heißt das: Das Ausbleiben der Frühjahrsbelebung und damit das Ausbleiben von Abgängen in Arbeit oder Maßnahme in Zeiten von Corona führen maßgeblich zu der aktuell gestiegenen Arbeitslosigkeit.“

 

Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung – SGB III:
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 4.105 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat erhöht um 514 Personen bzw. 14,3 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Erhöhung um 1.132 Personen oder 38,1 Prozent.

 

Entwicklung in der Grundsicherung – SGB II:
In der Grundsicherung sind 650 Arbeitslose mehr als im Vormonat und 140 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies plus 9,0 Prozent zum Vormonat bzw. plus 1,8 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind es 7.870 Personen und damit 65,7 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.

 

Jugendarbeitslosigkeit:
1.351 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Lippe unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 175 weniger und im gleichen Monat des Vorjahres 186 mehr arbeitslose junge Menschen. Die aktuelle Arbeitslosenquote der Personengruppe liegt bei 6,5 Prozent nach 5,7 Prozent im Vormonat.

 

Arbeitslose ab 50 Jahre:
Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen (plus 234 Personen oder plus 6,7 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 422 Arbeitslose mehr (plus 12,8 Prozent). Insgesamt sind 3.729 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Lippe betroffen. Die anteilige Arbeitslosenquote liegt bei 5,5 Prozent.

 

Langzeitarbeitslose:
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Lippe im Berichtsmonat gestiegen. 4.498 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 92,2 Prozent (4.148 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 133 Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Zahl dieser Arbeitslosen um 130 Personen.

 

Stellenangebot:
Unternehmen aus dem Kreis haben in diesem Monat 230 Stellen gemeldet (minus 328 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 2.215 offene Stellen, 226 weniger als im Vormonat und 235 weniger als im Vorjahresmonat.

 

Ausbildungsmarkt:
Agenturleiter Thiele sieht die derzeitige Bilanz des Ausbildungsmarktes als aktuelle Wasserstandsmeldung, „nicht mehr und nicht weniger“, denn „keiner kann heute absehen, wie sich das Ausbildungsgeschehen ab August bzw. September tatsächlich entwickeln wird. Wichtig ist es jetzt, junge Menschen in der Krise nicht ohne Perspektive stehen zu lassen, auch gehört der aktuelle Jahrgang zum Fachkräftepotenzial von morgen.“ Wir geben den Ausbildungsmarkt nicht auf, und werden alles Erforderliche tun, um mit unseren Partnern Lösungen für Ausbildungsbetriebe und Auszubildende zu finden.

Nur so viel ist klar: Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober vergangenen Jahres meldeten sich im Bezirk der Agentur für Arbeit Detmold 2.759 Bewerber für Berufsausbildungsstellen, das waren 4,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Zugleich gab es 1.829 Meldungen für Berufsausbildungsstellen, das entspricht einem Minus von 6,7 Prozent. Ende April waren 1.218 Bewerber noch unversorgt und 887 Ausbildungsstellen noch unbesetzt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es mehr unversorgte Bewerber für Berufsausbildungsstellen (plus 2,4 Prozent), die Zahl der unbesetzten Berufsausbildungsstellen war ebenfalls größer (plus 1,1 Prozent).

 

DER ARBEITSMARKT IN OSTWESTFALEN-LIPPE:

Im April ist die Zahl der Arbeitslosen in Ostwestfalen-Lippe aufgrund der Corona-Krise deutlich gestiegen. So stieg in unserer Region die Zahl der Menschen ohne Arbeit im Vergleich zum März 2020 um 11,3 Prozent auf 68.398 Personen. Das sind insgesamt 6.917 Arbeitslose mehr. Im April 2019 waren noch 19,3 Prozent oder 11.089 Menschen weniger ohne Arbeit registriert. Damit gibt es im Jahresvergleich einen sehr deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat betrifft aufgrund der derzeitigen Krise alle Personengruppen.

 

Die Zahl der offenen Stellen, die von den Jobcentern und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden konnten, lag im April auf einem deutlich sinkenden Niveau. Der Bestand lag mit 17.279 freien Stellen um 3.547 Stellen niedriger, als noch vor einem Jahr. Gleichzeitig sank die Zahl der von den Arbeitgebern in der Region gemeldeten neuen Stellen im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2.391 Stellen. Die günstigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Agenturbezirk Paderborn (5,5 Prozent), gefolgt von den Bezirken Herford (5,8 Prozent), Bielefeld (6,3 Prozent) und Detmold (6,4 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 6,0 Prozent.