Nach vier Jahren Pause liegt das Blomberger Schützenfest 2023 nun leider schon wieder hinter den Blombergern. Wenn eine solche Veranstaltung nicht stattfinden kann, wie in 2021 geschehen, dann kann das Spuren hinterlassen. Fehlendes und eingeschränktes Vereinsleben kann der Gemeinschaft schaden, doch war dem auch beim Alten Blomberger Schützenbataillon oder den angeschlossenen Röttern so? Unsere Redaktion hat auch in diesem Jahr wieder versucht so nah es eben geht an den Schützen zu sein und ein paar „Stimmungen“ und „Situationen“ aufgenommen. Durch den Besuch der Rottversammlungen konnten wir wie folgt einfangen:

 

Wenn für die „Älteren“ mitgedacht wird, diese besonders umsorgt werden – und wenn Witwen nicht vergessen werden.

 

Wenn der sichtbare Stolzvon Vätern, deren Söhne ins gleiche Rott eingetreten sind, so ganz offensichtlich Gesichtern abgelesen werden kann.

 

Wenn es zahllose anerkennende Kommentare über Leistungen der Rottschwestern gibt, ohne die das Schützenfest in uns bekannter Form gar nicht möglich wäre.

 

Wenn der heimische Spielmannszug Istrup die Rötter auf deren Versammlungen besucht und einen wichtigen Teil zur Einstimmung auf das große Fest leistet.

 

Wenn der gemeinsame Schlachtruf der Rottbrüder im Allgemeinen lautstark ertönt. Wenn der Ruf des Fahnenrotts, die mit kleiner Abordnung auf einer Rottversammlung vertreten waren, einen unglaublichen Dezibelwert erreicht und für Gänsehaut sorgt.

 

Wenn „Männerverein“ gerufen werden darf, ohne das jemand Anstoß daran nimmt.

 

Wenn bei den härtesten Männern die Augen nicht nur feucht werden, sondern auch mal Tränen der Rührung die Wangen herunterlaufen. Sei es aufgrund von Beförderungen, Wertschätzungen oder anderer Gesten von ABS-Vorstand, Rottführung oder Rottbrüdern.

 

Wenn „Wo Menschen singen lass Dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder“ gilt, weil ein Rottbruder die Quetschkommode bedienen kann und die zu „Chorbrüdern“ mutierten Rottmitglieder beginnen textsicher zu singen und für Stimmung sorgen.

 

Wenn es einen gemeinsamen Besuch von Majestäten gibt, die aus drei verschiedenen Röttern kommen und dennoch in absoluter Harmonie agierend alle anderen Rötter besuchen (zudem alljährlich gemeinsam Essen gehen).

 

Wenn die Dankbarkeit der Schützenbrüder über die Beherbergung bei den Rottversammlungen an verschiedenen Orten deutlich wird.

Wenn Rottbrüder das Rott wechseln und es kein böses Blut gibt sondern die Freude über das Verbleiben im ABS überwiegt.

 

Wenn ein Schützenbruder unzählige Stunden in ein Rottbuch mit fast 350 Seiten investiert und am Ende eine emotionale Chronik mit unfassbar vielen Erinnerungen entsteht, dieses Buch auf den Rottversammlungen nach vielen Jahren noch immer für Unterhaltung sorgt und dem Gestalter dafür auch Jahre nach der Entstehung noch immer Anerkennung entgegengebracht wird.

 

Wenn die Vokabel „Drachenfutter“ wieder häufiger gebraucht wird.

 

Wenn auf Rottversammlungen „Blödsinn“ gemacht, „Stuss“ erzählt und die Rottführung beim Vortrag ganz bewusst gestört wird, damit somit freiwillige „Verdonnerungen“ für das Füllen der Rottkassen sorgen.

 

Wenn es bei den „Alten“ oder den in ihrer Mobilität Eingeschränkten kribbelt und diese in Erinnerungen schwelgend am liebsten wieder so dabei wären, wie sie es noch vor 30 Jahren sein konnten.

 

Wenn der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Blomberg inkl. ABS-Vorstand im Haus Abendfrieden antritt um den SeniorInnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und diese die „alten Knochen“ rhythmisch zur Musik bewegen.

 

Wenn für betagtere Schützenbrüder extra Stühle statt harter Bierzeltbänke bereitgestellt werden, diese jedoch nicht abseits sondern genau mittig im Geschehen platziert werden.

 

Wenn für Mitmenschen, die gerade finanziell etwas schwächer auf der Brust sind eingesprungen wird ohne das darüber in großer Runde gesprochen wird und Betroffene glücklich und ohne Gesichtsverlust mitfeiern können.

 

Wenn kleine Streitigkeiten privater Natur aus vergangenen Tagen im Sinne der Sache in den Hintergrund rücken, sogar beigelegt werden und sich „Brüder“ wieder lachend in den Armen liegen.

 

UND: Wenn der Nebenplatz an der Schützentafel auf einer Rottversammlung für einen leider verstorbenen Kameraden freigehalten und mit einem Glas Bier eingedeckt wird um ihm zu gedenken.

 

Wenn, abschließend und als Dank an ALLE Rötter gerichtet, die Presse überall mit offenen Armen in doch eigentlich eher privaten Reihen aufgenommen wird.
Ja wenn unter anderem all diese Dinge geschehen, dann hat Blomberg Schützenfest gefeiert. Denn vom Blomberger Schützenfest geht regelrecht ein Hauch Magie aus.

 

Randnotiz: Um eine Sache komme ich (Markus Bültmann) als Medienvertreter nicht umher. Ich finde es äußerst befremdlich, wenn am 27.6.2023, also nur zwei Tage vor dem Start eines gesellschaftlichen Ereignisses, welches immer wieder Generationen verbindet, die Kollegin eines anderen Mediums einen Bericht unter der Überschrift „Ein Schützenfest im Zeichen des Hakenkreuzes“ veröffentlicht. Da fehlt mir persönlich das Fingerspitzengefühl und auch das vorangestellte „Blick in die Blomberger Geschichte:“ hilft da wenig.