Unter schwierigen Bedingungen wurden Neuerungen erkämpft und erstritten. Foto: Lippisches Landesmuseum Detmold.

Die Novemberrevolution von 1918 führte in der Endphase des Ersten Weltkrieges zum Sturz der Monarchie im Deutschen Reich. Mit der Republik waren große Hoffnungen auf eine freie, gerechte und friedliche Gesellschaft verbunden. Der Weg in eine parlamentarische Demokratie war allerdings nicht einfach. Nach der Abdankung des Kaisers war die politische Zukunft in Deutschland zunächst unklar.

 

Der Rat der Volksbeauftragten, unter Friedrich Ebert, wollte die Entscheidung über die zukünftige Verfassung und Staatsform einer Nationalversammlung überlassen, für die Wahl einigte man sich die auf den 19. Januar 1919. Dies entsprach auch dem Wunsch der bürgerlichen Parteien. Der Spartakusbund, eine Vereinigung von marxistischen Sozialisten, lehnte das allerdings ab. Deren Ziel war eine internationale Revolution des Proletariats, mit einer Räteherrschaft nach russischem Vorbild.

 

In der Folge kam es zu schweren Unruhen in Berlin. Anfang Januar 1919 kam es in Berlin zu Aufständen, die von Regierungstruppen mit Gewalt niedergeschlagen wurden. Wahlkampf und Wahl fanden also vor dem Hintergrund großer politischer Erregung statt. Unter extrem schwierigen Bedingungen wurden also Neuerungen erkämpft und erstritten, die sich bis heute erhalten haben und uns als Selbstverständlichkeiten vorkommen.

 

Die Wahl zur Nationalversammlung 1919 war die erste deutschlandweite Wahl nach dem Verhältniswahlsystem. Es löste das Dreiklassenwahlrecht ab. Dieses teilte die Wähler in drei Klassen ein, nach der Höhe ihres Steueraufkommens. Der ersten Klasse gehörten in der Regel Großgrundbesitzer und Adelige, der zweiten Klasse überwiegend Kaufleute an, alle übrigen machen die Wähler der dritten Klasse aus. Dank dieses Systems hatte die Stimme eines Wählers der ersten Klasse ein weitaus höheres Gewicht.

 

Erstmals durften auch Frauen wählen. Bei der Wahl konnten mehr als 17 Millionen Frauen erstmals ihr neues Recht nutzen. 300 Frauen kandidierten und 37 weibliche Abgeordnete zogen ins Parlament ein. Die ersten allgemeinen, freien, gleichen und geheimen Wahlen in Deutschland brachten damit knapp neun Prozent Parlamentarierinnen hervor. Heute beträgt der Frauenanteil im Bundestag 30 Prozent. Anlässlich dieses Ereignisses findet am Sonntag, dem 20. Januar, um 15.00 Uhr, eine Führung durch die Sonderausstellung statt.

 

Eine Woche nach der Wahl zur Nationalversammlung fand in Lippe die Landtagswahl statt. Wie der Wahlkampf und die Wahl in Lippe verliefen, beleuchtet eine Spezial-Führung, auf den Tag genau hundert Jahre nach der ersten freien Wahl zum lippischen Landtag, am Samstag, dem 26. Januar, um 15.00 Uhr. Die Ereignisse werden nicht nur in ihrem historischen Zusammenhang, sondern auch in ihrer Bedeutung für die Gegenwart begreifbar gemacht, denn die Revolution vor hundert Jahren war der Aufbruch in die Demokratie.

 

Kosten: 3,00 Euro zzgl. Museumseintritt. Da die Teilnehmerzahl bei diesen Angeboten begrenzt ist, wird um Voranmeldung gebeten. 05231 9925 0 oder shop@lippisches-landesmuseum.de.