Dass die Würde, die persönlichen Rechte und das persönliche Wohlergehen jeden Menschen betreffen, daran soll am 03. Dezember mit dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung erinnert werden. Die Agentur für Arbeit Detmold nimmt den Tag zum Anlass, für Menschen mit Behinderung und deren Teilhabe am beruflichen Leben zu werben.
Und wie können die beruflichen Belange von Menschen mit Behinderung(-en) besser erzählt werden, als von Menschen mit Behinderung selbst. Birgit Richter hat Jahre der extremen Belastung hinter sich. „Der Weg war schwer“, erinnert sich die heute 53-Jährige, „aber was jetzt ist, ist gut!“
Die Situation im Einzelnen: Die gebürtige Bad Salzuflerin erkrankte an Krebs während der Corona-Pandemie, parallel erhielt sie ihre Kündigung als Bekleidungstechnikerin im Zuge einer betrieblichen Umstrukturierung, und wurde für ein halbes Jahr in eine Transfergesellschaft überführt. „Wie soll man sich da schon fühlen!“ gibt Birgit Richter rhetorisch zu verstehen.
Ein erster kleiner Lichtblick zeigte sich im Beratungsgespräch mit Bianca Kuhlmann vom Team Rehabilitation und Schwerbehinderung der Agentur für Arbeit Detmold. Die Idee: die Beantragung einer medizinischen Reha-Maßnahme zur gesundheitlichen Stabilisierung nach der Krebs-Behandlung sowie die Perspektive einer Umschulung, da der Arbeitsmarkt im Bereich Bekleidungstechnik in der Region äußerst schlecht ist. Richter: „Ich hatte damit wenigstens ein Ziel vor Augen, auch wenn ich zu dem Zeitpunkt nicht sicher war, ob ich bereits bereit war für die nächsten Schritte.“
Die medizinische Reha-Maßnahme wurde zügig bewilligt und durchgeführt, und aufgrund der voranschreitenden Gesundung war Richter schließlich bereit, sich mit der beruflichen Neuorientierung auseinanderzusetzen. „Als wiederungelernte, schwerbehinderte, arbeitslose Frau erfüllte Frau Richter alle Fördervoraussetzungen“, erläutert Beraterin Kuhlmann. Richter hatte allerdings Sorgen, ob das „Lernen im fortgeschrittenen Alter“ funktionieren würde. So vereinbarte das Duo eine Eignungstestung, die äußert erfolgreich verlief. Einer Umschulung als Kauffrau im Büromanagement stand demnach nichts mehr im Wege.
Bei der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA) in Herford erlernte Richter von 2021 bis 2023 den theoretischen Teil in der Ausbildung. Ihr sechsmonatiges Praktikum während der Umschulungszeit erfolgte bei der Unternehmensgruppe „CCD Weber“ in Enger, spezialisiert auf energieeffiziente Kälte- und Klimaanlagen, Gebäudeautomation, Heiz- und Lüftungsanlagen, Video- und Sprachalarmierungsanlagen sowie die Einrichtung von Großküchen.
Unternehmensgeschäftsführer Frank Plogstert, der rund 110 Mitarbeitende und acht Auszubildende beschäftigt, und Birgit Richter waren auf der Bildungsmesse my job-OWL ins Gespräch gekommen. „Was sehr angenehm war“, so der Firmenchef, „weshalb ich mit Frau Richter erstmals eine Umschulung in unserem Unternehmen begleitet habe, und das mit großem Erfolg.“ Inzwischen ist Richter nach erfolgreichem Abschluss der Umschulung als Kauffrau für Büromanagement bei CCD Weber unbefristet beschäftigt, und, so Plogstert, „unsere gute Seele im Betrieb.“
Die Agenturen für Arbeit haben ein vielfältiges Angebot zur Unterstützung der Ausbildungs- und Arbeitssuche für Menschen mit Behinderung. Es umfasst auch finanzielle Hilfen für Arbeitgeber, die Menschen mit Behinderung einstellen:
Ausbildungssuche
Mit einem Ausbildungszuschuss (Zuschuss zur Ausbildungsvergütung) können Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber unter bestimmten Voraussetzungen für die betriebliche Aus- oder Weiterbildung von behinderten oder schwerbehinderten Menschen gefördert werden. Der Zuschuss wird für die gesamte Ausbildungszeit gezahlt. Auch eine Kostenübernahme für eine behindertengerechte Ausstattung des Arbeitsplatzes kann möglich sein.
Arbeitssuche
Arbeitgeber können Zuschüsse zum Arbeitsentgelt erhalten, wenn sie Arbeitssuchende einstellen, deren Vermittlung erschwert und die Förderung zu deren beruflicher Eingliederung erforderlich ist. Die Zuschüsse sollen Einschränkungen der Arbeitsleistung ausgleichen. Auch Beschäftigungsverhältnisse von behinderten und schwerbehinderten Menschen beziehungsweise besonders betroffene schwerbehinderte Menschen können gefördert werden.
Für Arbeitgeber, die an Förderleistungen im Zusammenhang mit der Ausbildung oder Beschäftigung von Menschen mit Behinderung interessiert sind, gibt es spezielle Ansprechpartner in den Agenturen für Arbeit. Für die Kreise Herford und Minden-Lübbecke Miriam Pahl, Telefon 05221/985-264 und für den Kreis Lippe Sven von Mansberg, Telefon 05231/610-189.
Pressemeldung und Foto: Tanja Liebke, Agentur für Arbeit Detmold