Zweites Heimspiel in etwas mehr als 48 Stunden, European League statt Bundesliga. Zu Gast: Chekhovskie Medvedi, das Nonplusultra des russischen Vereinshandballs. Die Mission: „Mit diesem Spiel vielleicht schon den ersten Schritt in Richtung Achtelfinale zu machen“, sieht TBV-Trainer Florian Kehrmann für das fünfte Gruppenspiel Ansporn in Hülle und Fülle, am Dienstagabend (Anwurf 18.45 Uhr, live auf DAZN) „noch einmal trotz des schweren Spiels gegen Hannover alles reinzuwerfen“.
Im Erfolgsfall würde der deutsche Pokalsieger die Russen auf acht Punkte distanzieren, das Mindestziel (Platz vier) fürs Weiterkommen wohl so gut wie erreicht haben. Doch genau wie das Leben spielt auch der Sport nicht im Konjunktiv. Und wie schon im Hinspiel erwartet die Lipper eine geballte Portion Physis, gegen die es sich zu stemmen gilt.
„Wir treffen auf eine körperlich sicherlich sehr präsente Mannschaft mit großgewachsenen und starken Spielern“, weiß Kehrmann um die Wucht der noch punktlosen, aber international sehr erfahrenen Gäste, „die in der Abwehr versuchen, über eine 5:1-, aber auch eine sehr aggressive 6:0-Abwehr immer wieder ins Foulspiel zu kommen und Ballgewinne zu erzwingen.“ Der russische Serienmeister versuche viel übers Tempospiel abzuschließen und verfüge über Spieler, „die wirklich sehr schnell umschalten“. Einzig gegen den TBV blieben die Russen in ihren vier Partien bislang unter der 30-Tore-Marke, zuletzt unterlagen sie Gruppenfavorit HBC Nantes mit 31:35 (15:20).
Damit das auch im Rückspiel gelingt, müssen die Lipper defensiv vor allem Medvedis Kreisläufer und Topscorer Aleksandr Ermakov in Schach halten, der bisher auf 19 Tore im laufenden Wettbewerb kommt, sechs davon erzielte der 25-Jährige beim Lemgoer 30:28-Hinspielsieg in Moskau. „In unserer Abwehr geht es darum, die Achse zum Kreis zu unterbinden“, lautet daher Kehrmanns Auftrag für seinen Defensivverbund, der dabei nach wie vor ohne Peter Johannesson und Gedeón Guardiola auskommen muss. Die Handlungsmuster des Gegners hat Kehrmann ausgiebig inspizieren können, der mal mit einem, mal mit zwei Kreisläufern und immer wieder mit Rückstoß- und Sperre-Absetz-Bewegungen agiert. „Das ist dann oft ein sehr zermürbendes Spiel.“
Zu den treibenden Kräften im Rückraum zählen allen voran die Brüder Alexander und Kirill Kotov, die beide auf jeweils 17 Treffer kommen. Kein Wunder also, dass Kehrmann seinen Schützlingen mit auf den Weg geben wird, „auch den Rückraum weit von der Sechs-Meter-Zone fernzuhalten“, um im Gegenzug auch das eigene Tempospiel zu forcieren. „Wir müssen ihnen die Räume sehr aktiv zustellen und immer wieder diese Anspiele zum Kreis verhindern.“
Spätestens jetzt dürfte also klar sein, dass dem TBV eine unangenehme Aufgabe ins Haus steht – und mit dem großen Ziel vor Augen erneut auf lautstarke Unterstützung von den Rängen angewiesen ist. Alle Zuschauer sind im Zuge der Einlasskontrollen dazu angehalten, neben ihrem 2G-Nachweis auch einen Lichtbild-/Personalausweis vorzuzeigen. Der TBV Lemgo Lippe weist unter Berücksichtigung der neuesten Coronaschutzverordnung in NRW ausdrücklich darauf hin, dass andernfalls kein Zutritt zur Halle erfolgen darf. „Tun wir das doch und werden erwischt, drohen Strafen bis zu 25.000 Euro. Daher müssen wir im Sinne aller da wirklich sehr, sehr streng sein.“