Bis zum Schluss lieferten sich der TBV Lemgo Lippe und der SC DHfK Leipzig ein Spiel „mit allen Dingen, die den Handballsport so schön machen“, blickte Florian Kehrmann auf die Dramaturgie zurück. Die 1957 Zuschauer in der Phoenix Contact-Arena hatten beim 26:27 (12:14) ein Wechselbad der Gefühle durchlebt. Die kalte Dusche zum Ende einer hochspannenden Schlussphase erwischte diesmal aber die Lipper. „Wir müssen daran arbeiten, in den entscheiden Phasen, wenn wir das Spiel vielleicht für uns drehen können, konsequenter zu sein.“
Zum Spielverlauf: Der TBV-Express lief der Musik nach etwas schwerfälligen Angriffsversuchen zunächst etwas hinterher, nahm vor allem in Person von Isaias Guardiola dann aber Fahrt auf: Erst traf der Spanier selbst zum 3:4, dann legte er für Marcel Timm auf und fand nach zehn Minuten selbst die Lücke zum 5:5. Als die Blauen einen Leipziger Wurfversuch erfolgreich blockten, blieb Gedeón Guardiola auf dem Pedal und vollendete die 2. Welle zur ersten Führung, 6:5. Von da an legten die Lipper zwar stetig vor, abschütteln ließen sich die Sachsen aber nicht.
Nach einer Viertelstunde erhöhte der TBV die Schlagzahl im Angriff, ließ den Ball schnell hin- und herzirkulieren und schaffte so immer wieder Lücken im Leipziger Abwehrverbund. 21 Minuten waren gespielt, als Isaias Guardiola mit seinem fünften Treffer auf 10:9 stellte. Nachdem Peter Johannesson ein weiteres Mal Sieger gegen Leipzigs Oskar Sunnefeldt blieb, hatte der gerade sein Ligadebüt feiernde Kian Schwarzer umgehend freie Bahn – und drehte nach seinem ersten Saisontor jubelnd ab. Der TBV schien die Gäste nun im Griff zu haben, brachte sich in den Schlussminuten mit zwei verworfenen Chancen aus dem Gegenstoß um den Lohn: Ein 4:0-Lauf des SC DHfK mündete in einem 12:14-Rückstand zur Pause.
Besser in Tritt kam nach dem Seitenwechsel erneut der Vorjahressechste. Kehrmann: „Wir haben bis zum 16:20 Probleme gehabt, Lösungen im Angriff zu finden“, analysierte Kehrmann die ersten zehn Minuten nach Wiederbeginn. Als sich die von André Haber trainierten Gäste in Unterzahl sahen, meldete sich der TBV mit konsequentem Überzahlspiel eindrucksvoll zurück: Erst Timm, dann Bjarki Már Elísson vom Punkt und schließlich Isaias Guardiola ließen den Lemgoer Hexenkessel wieder aufkochen. Endgültig zum Beben brachten ihn dann Gedeón Guardiola und Carlsbogård, die das Momentum nach einem Leipziger Lattentreffer wieder zurück auf Lemgoer Seite holten.
Die anschließende Auszeit des SC DHfK nahm den Lippern etwas den Spinn. „Leider Gottes ist es dann zum dritten Mal passiert, dass wir nicht konsequent sind. Nach dem 23:23 verwerfen wir zwei freie Bälle und einen Siebenmeter“, konstatierte Kehrmann auf der Pressekonferenz. Der TBV stemmte sich nach Lovro Jotics 23:25 in der 56. Minute vehement gegen die drohende Niederlage, „aber irgendwann reichen dann Zeit und Kraft nicht, um noch einmal aufzuholen“.
Als sich Johannesson erfolgreich Leipzigs Maciej Gebala in den Weg gestellt hatte, markierte Lukas Zerbe den Ausgleich. Und als wiederum Hutecek selbiges gelang, war die dramatische Schlussminute perfekt. Als sich Leipzigs Marko Mamic mit dem letzten Pass zum Wurf hochstemmte und traf, blieben den Lippern 21 Sekunden für den letzten Angriff.
Auszeit, ein letzter Schachzug. Doch was Hutecek gegen Melsungen noch geglückt war, misslang an diesem Abend: Birlehms Parade besiegelte die zweite TBV-Niederlage in Folge. Kehrmann: „Wenn der letzte Pass von Leipzig nicht reingeht, haben wir wahrscheinlich noch sogar die Chance, zwei Punkte zu holen. So müssen wir heute in den bitteren Apfel beißen und stehen mit leeren Händen da. An den Ursachen werden wir arbeiten.“
TBV Lemgo Lippe: Johannesson (11 Paraden), Zecher; Hutecek (2), Elísson (1/1), Kogut (1), I. Guardiola (5), Carlsbogård (7), Schagen, Timm (3), Schwarzer (1), Zerbe (2), G. Guardiola (4), Reitemann, Blaauw.