V.l.: Bürgermeister Christoph Dolle, Hermann Ritter (Geschäftsführung euwatec) und Fachbereichsleitung „Senioren, Jugend und Soziales“ Rüdiger Winter im Gespräch. Foto: Stadt Blomberg

So kurz vor Weihnachten hat das Sozialkaufhaus „Tüddelkram & Gedöns“ das Sortiment angepasst: Weihnachtskugeln, Kerzenhalter, Engel aus Keramik, Fensterdeko oder Lichtobjekte – die Räumlichkeiten am Paradies erstrahlen in bunten Farben. Wer noch auf der Suche nach Dekoartikeln ist, wird in Blomberg garantiert fündig. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Zeitgleich leistet man einen Beitrag zum Umweltschutz, indem man Neukäufe vermeidet. Darüber hinaus erhalten die Kunden natürlich auch weiterhin alles für den täglichen Bedarf. Geschirr, Kleidung, Spielwaren, Haushaltsartikel, Filme oder Musik.

 

Die letzten zwei Jahre zeigen: Das Sozialkaufhaus kommt gut an! Alle paar Minuten kommen neue Kunden rein, die Mitarbeitende räumen im Minutentakt neue Ware in die Regale. Immer mehr Menschen sind auf die günstigen Artikel angewiesen, weil das Geld knapp ist und der tägliche Bedarf immer teurer wird. Viele kommen aber auch, weil sie nachhaltig leben wollen. Mehr als 70 Personen stöbern täglich in dem vielfältigen Sortiment.

 

Die Mitarbeitenden des Sozialkaufhauses sortieren die abgegebene Ware nach Größen und Farben, prüfen ihre Funktionalität, um sie schließlich dekorativ im Sozialkaufhaus zu platzieren. Kleidung wird zuvor sogar frisch gewaschen und nach Bedarf aufbereitet. Die Preise variieren je nach Gegenstand und dessen Zustand. Geöffnet hat der Laden von Montag bis Donnerstag zwischen 9 und 16 Uhr sowie freitags von 9 bis 12 Uhr.

 

In den letzten zwei Jahren ging es aber nicht nur um den Verkauf günstiger Waren. Getragen vom Kreis Lippe sowie der Stadt Blomberg konnte mit der euwatec gGmbH als Träger einiges darüber hinaus ermöglicht werden. Wer hier beschäftigt ist, hat gewöhnlich eine lange Phase der Arbeitslosigkeit hinter sich. Die Einrichtung hat einen wichtigen Beitrag zur aktiven Beschäftigungsförderung von Langzeitarbeitslosen geleistet. Mit dem Förderinstrument nach §16i SGB II (Teilhabe am Arbeitsmarkt für Langzeitbezieher) erhielten auch Personen, die bislang nicht von der Arbeitsmarktlage in der Region profitieren konnten, eine Chance.

 

Das integrierte „AktivCenter“ ermöglichte den (Wieder)Einstieg in den Arbeitsmarkt. Erwachsene arbeitssuchende werden dabei individuell an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt herangeführt. Das Projekt “AktivCenter” unterstützt die Teilnehmenden darin, ihre Lebens- und Berufswegeplanung zu strukturieren und zu stabilisieren. Sie lernen ihre individuellen Kompetenzen zu entwickeln und neue zu erwerben. Die Arbeit im Sozialkaufhaus zeigt, was im Verkauf wichtig ist, wie ein Lager funktioniert und wie es im Umgang mit Kunden gut klappt. Doch was noch wichtiger ist: Sie werden Teil eines Teams, das darauf zählt, dass sie morgens pünktlich auf der Matte stehen.

 

Mit der ausgerufenen Haushaltssperre des Kreises Lippe und dem zugehörigen Jobcenter ist das bisherige „AktivCenter“-Projekt auslaufend gestellt und soll vorerst nicht verlängert werden, und damit ein wesentlicher Teil in der sozialen Infrastruktur vor Ort künftig wohl hinten rüber fallen. „Dieses Maßnahmenbündel war hier im Lippischen Süd-Osten bislang einzigartig. Es stand für einen verlässlichen Beitrag zur Sozialpolitik in Stadt und Kreis. Die alten Garagen konnten in funktionstüchtige Werkstätten umgebaut werden, diese sind nun ungenutzt. Wir haben einiges dafür getan, die Räumlichkeiten des Sozialkaufhauses umzugestalten, um möglichst viele Maßnahmen an einem Ort zu bündeln.

 

Umso mehr erschüttert es mich, dass dieser Mehrwert aktuell keine Berücksichtigung mehr finden kann. Vorerst bleibt uns nur die Hoffnung, dass man im Jobcenter und an verantwortlicher Stelle beim Kreis Lippe bereit ist, in einen Dialog über mögliche Alternativangebote zum AktivCenter und weitere arbeitsmarktpolitische Maßnahmen vor Ort zu kommen“, so Bürgermeister Christoph Dolle. Hermann Ritter, der nur noch bis Ende des Jahres als Geschäftsführer der euwatec tätig ist, ergänzt:

 

„Ohne die Maßnahme fehlt uns nicht nur die Möglichkeit, weitere Mitarbeitende zu werben. Ohne in sich greifende Maßnahmen und Programme vor Ort wäre letztlich auch der Arbeitsplatz des vorhandenen Personals gefährdet. Gerade bei Krankheitswellen oder Urlaubszeiten ist es aktuell schon schwierig die Arbeit zu verteilen. Gern würden wir zudem die Öffnungszeiten erweitern, ohne weiteres Personal ist dies leider nicht umsetzbar.“

 

Pressemeldung: Stadt Blomberg