Ein Blick auf das Programm der vergangenen vier Wochen zeigt, dass das Arbeitspensum der beiden Teams, die sich am Samstagabend in der Phoenix Contact-Arena gegenüberstehen, kaum unterschiedlicher sein könnte. Ein Spiel auf Seiten des TBV, zehn auf Seiten der Löwen! Während die Auswärtspartie in Lemgo für die Rhein-Neckar Löwen am Samstag (Anwurf 18.30 Uhr, Sky Sport 2 HD) den vorläufigen Abschluss intensiver Wochen bildet, gilt es für die Lipper, nach der Corona-Zwangspause und dem kurzfristig abgesagten Coburg-Spiel im Rhythmus zu bleiben.
Wenig überraschend also, dass TBV-Trainer Florian Kehrmann in den zuletzt bestens aufgelegten Nordbadenern „eine wirkliche Mammutaufgabe“ sieht. Dennoch gibt er sich gewohnt angriffslustig: „Jetzt gilt es, vor der Länderspielpause noch einmal alles reinzupacken. Egal, wer auf der Platte steht.“ Was das Spielerpersonal betrifft, werden Kehrmann im Vergleich zum OWL-Derby gegen Minden wieder mehr Optionen zur Verfügung stehen. „Allerdings bedarf es noch einiger Untersuchungen, ob alle Spieler auch wirklich einsatzfähig sind. Auch müssen wir natürlich darauf achten, wie wir die Belastungen verteilen“, so der 43-Jährige.
Auch die Mannheimer werden nicht in Bestbesetzung antreten können: Keeper Mikael Appelgren fehlt seit Saisonbeginn, Uwe Gensheimer befindet sich nach Meniskus-OP in der Reha. In der Abwehr fehlen Jesper Nielsen und Ilija Abutovic. „Trotz dieser Ausfälle haben sie immer noch sehr, sehr viel Qualität in der Mannschaft“, betont der TBV-Coach. Vor allem ein Duo werde seine Mannschaft versuchen müssen, in Schach zu halten: das um Andy Schmid und Jannik Kohlbacher. Immer wieder erweist sich diese Achse für die Löwen als Erfolgsgarant. Zuletzt beim souveränen Halbfinaleinzug gegen den russischen Klub Medwedi Tschechow, als Schmid im für die Löwen bis dato „wichtigsten Spiel des Jahres“ mit acht Toren brillierte.
Beim jüngsten Ligaspiel war es wiederum Kohlbacher, der beim 33:28-Heimerfolg über die Recken aus Hannover mit elf Treffern glänzte. Kehrmann: „Mittlerweile ist Andy Schmid nicht sein einziger Anspieler, auch Lukas Nilsson, Albin Lagergren und Romain Lagarde suchen ihn.“ Das Resultat: Von den 136 Saisontoren vom Kreis, womit die Löwen ligaweit spitze sind, fließen 98 auf das Konto Kohlbachers. Kehrmann fordert von seinen Mannen deshalb, die Räume zum Kreis zu schließen und als Mannschaft sehr viel in den Räumen zu agieren. Auch über die Außen droht mit Patrick Groetzki über rechts und Gensheimer-Vertreter Jerry Tollbring eine Menge Gefahr durch das berüchtigte Tempospiel der Löwen. „Sie versuchen immer wieder, nach Toren oder Ballgewinnen zu schnellen Abschlüssen zu kommen, ihre Gegner zu überlaufen.“
Im eigenen Angriffsspiel sei vor allem der Kopf gefragt, um die verschiedenen Abwehrformationen des Tabellendritten durcheinanderzuwirbeln. Von einer zuletzt kompakten 6:0 bis hin zu aggressiven Vorstößen aus der 5:1, bei den Löwen müssen sich Jonathan Carlsbogård, der bei der 18:26-Hinspielniederlage noch verletzungsbedingt fehlte, und seine Angriffsreihe auf vieles einstellen. Darüber hinaus wird gegen die zuletzt drei Mal in Folge siegreichen Mannheimer erneut eine gehörige Portion Leidenschaft nötig sein, um das Löwenrudel von Trainer Martin Schwalb erneut in Verlegenheit bringen zu können.
An ihr jüngstes Gastspiel im Lipperland dürften sich die Löwen nicht allzu gern erinnert fühlen, als der TBV beim sensationellen 30:25-Erfolg über sich hinauswuchs. Die Phoenix Contact-Arena glich einem Tollhaus. „Auch wenn wir diesmal ohne Zuschauer spielen müssen, freuen wir uns auf die Atmosphäre in eigener Halle. Ich glaube, dass wir in dieser Saison zu Hause auch schon wirklich gute Leistungen gezeigt haben.“ Geleitet wird das 34. Bundesliga-Aufeinandertreffen beider Teams von den Elitekader-Schiedsrichtern Suresh und Ramesh Thiyagarajah. Sky startet um 18.15 Uhr auf Sky Sport 2 HD mit der „Eröffnungspartie“ des abendlichen Handball-Samstags.