Nach der Bundesärztekammer hat sich nun auch der Vorstand der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) in seiner gestrigen Sitzung kritisch zu den Plänen von Bundesgesundheitsminister Lauterbach geäußert, nach denen zukünftig in Apotheken Vorsorgeuntersuchungen angeboten werden sollen. „Dieses Vorhaben geht total am Bedarf der Patientenversorgung vorbei. Apotheken sind keine Ersatz-Praxen“, sagt Kammerpräsident Dr. Hans-Albert Gehle.
Ärztliche Vorsorge sei mehr als das schnelle Anlegen einer Blutdruckmanschette, so die einhellige Meinung des ÄKWL-Vorstandes. Vielmehr gehe es in der Vorsorge um Anamnese, Diagnostik, körperliche Untersuchungen, das Erkennen von akuten Krankheiten oder der Anlage für bestimmte Krankheiten sowie die dauerhafte Behandlung von chronischen Krankheiten. Gehle: „Ein weites medizinisches Feld, für das der Arzt sein ganzes Wissen nach sechs Jahren Medizinstudium einbringt.“
Das Thema Vorsorge und Prävention ist der Ärzteschaft laut Gehle sehr wichtig. „Es ist nicht nur ärztliche Aufgabe zu heilen, sondern auch Krankheiten zu verhindern. Der Arzt klärt seine Patienten über potentielle Gesundheitsrisiken auf, motiviert zu einer gesunden Lebensführung und ermöglicht so, eine Krankheit gar nicht erst entstehen zu lassen.“
Insbesondere die Herz-Kreislauferkrankungen und der Diabetes mellitus seien weitgehend im Lebensstil begründet und können durch das Aufgeben des Rauchens, regelmäßige Bewegung und das Vermeiden von Übergewicht wirkungsvoll bekämpft werden. Ein Gewinn an Lebensqualität und Gesundheit könne heute nur erzielt werden, wenn verstärkt präventive Maßnahmen in der Bevölkerung vermittelt werden. „Und dies ist vorrangig die Aufgabe der Ärzteschaft.“
Gehle: „Menschen zu untersuchen, Risikoprofile individuell festzustellen und gleichzeitig zu einer Veränderung ihres Lebensstils zu motivieren, gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben in der ärztlichen Arbeit. Mit Blick auf die Zukunft kommt es darauf an, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken – mittels Vorsorge und Präventionsmaßnahmen durch Ärztinnen und Ärzte.“
Pressemeldung: Ärztekammer Westfalen-Lippe