Präsentation in der Abteilung Kulturen der Welt (v.l.n.r. Dr. Michael Zelle, Leiter des Lippischen Landesmuseums; Arne Brand, allgemeiner Vertreter der Verbandsvorsteherin des Landesverbandes Lippe; Dr. Annette Nünnerich-Asmus, Geschäftsführerin des Nünnerich-Asmus Verlags; Roger Meyer, der sich seit vielen Jahren intensiv mit der altperuanischen Sammlung des Museums beschäftigt) / Foto: Lippisches Landesmuseum.

Sie sind 2.000 Jahre alt und geben einen eindrücklichen Blick in die Welt einer Kultur, die von etwa 100 v. Chr. bis 800 n. Chr. die Flusstäler zwischen dem Pazifik und den Anden in Nordperu bevölkerte: Die Keramikgefäße der Moche-Kultur, von Victòria Solanilla Demestre zweisprachig vorgestellt in dem Band „Die Keramik der Moche Kultur in den Sammlungen des Lippischen Landesmuseums“. Die runden Gefäße sind unverwechselbar in ihrer detailverliebten Darstellungsweise.

 

Vor allem die Porträtgefäße vermitteln menschliche Nähe, denn sie sind mit ihren individuellen Gesichtszügen Abbilder der Gesichter von Priestern, Kriegern oder Handwerkern und geben wichtige Hinweise auf Gesichtsbemalung oder Schmuck. Sie sind ein Spiegel der damaligen peruanischen Gesellschaft. Andere Antlitze sind der menschlichen Sphäre geradezu entrückt und zu Dämonenfratzen oder Mischwesen aus Mensch und Tier geformt. Diese keramischen Darstellungen führen in die Glaubens- und Vorstellungswelten der Moche-Kultur.

 

Immer wieder aber findet die reale Welt des Moche-Volkes, wie die Fauna in den figürlichen Gefäßen, den akkuraten und naturgetreuen Formen von Geiern, Eulen oder Raubkatzen ihren Ausdruck. Die künstlerische Absicht und die Thematiken sind stets dem symbolischen System der Religion verpflichtet. In ihrem ikonografischen Codex bewegte sich die Gesellschaft.

 

Zu verdanken ist diese Sammlung Carl Eduard Gaffron. Als Augenarzt verbrachte er fast zwanzig Jahre in Peru und galt als einer der wichtigsten Kenner und Sammler der dortigen archäologischen Kulturgüter. Er schenkte die Stücke Anfang des 20. Jahrhunderts an das Lippische Landesmuseum, das sich in den 180 Jahren seiner Geschichte ganz im Geist Alexander von Humboldts, ausgehend von einer Naturkunde-Sammlung zu einer universalen Sammlung ausweitete.

 

128 Exemplare außergewöhnlicher Gefäße der peruanischen Moche-Kultur , ausdrucksstark präsentiert in einem bildreichen Objektteil und abgerundet mit prägnanten Beschreibungen sowie Deutungen der Gefäße. Verbunden mit einer zweisprachigen Einführung in die Geschichte der Moche-Kultur sowie der Mythen- und Vorstellungswelt Südamerikas durch Victòria Solanilla Demestre sowie Hintergründe zur Person des Sammlers Carl Eduard Gaffron – dieser Band wirft neues Licht auf die faszinierenden präkolumbianischen Kulturgüter, die einen der größten Schätze des Lippischen Landesmuseums darstellen. Erschienen ist das Werk im renommierten Nünnerich-Asmus Verlag, ein auf Archäologie, Kunst und Geschichte spezialisierter Verlag.