Kunst, soweit das Auge reicht. Museen sind bekanntlich echte Schatzkammern, und zwar vor und auch hinter den Kulissen. Das Weserrenaissance-Museum Schloss Brake beispielsweise besitzt mehr Kunst als es zeigen kann. Seit 1986 sammelt das Haus bemerkenswerte Holzschnitte, Kupferstiche und Zeichnungen. Mehr als 1.500 Blätter sind dabei inzwischen zusammengekommen – darunter auch mehrere Werke von Albrecht Dürer und anderen hochkarätigen Künstlern aus der Zeit der Renaissance. Der Fokus liegt auf niederländischen und deutschen Werken des 16. und 17. Jahrhunderts.
Um auch diese lichtempfindlichen Werke in regelmäßigem Wechsel der Öffentlichkeit zeigen zu können, hat das Weserrenaissance-Museum Schloss Brake innerhalb seiner Dauerausstellung die Abteilung „Grafik des Monats“ eingeführt. „Momentan zeigen wir eine exzellente Zeichnung aus dem zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts von dem niederländischen Künstler Pieter Holsteyn dem Jüngeren“, weiß der Kunsthistoriker Dr. Michael Bischoff. Das in Aquarell- und Deckfarben ausgeführte Werk zeigt ein Truthuhn.
Dabei handelt es sich um einen etwas größeren Vogel mit dunklem Gefieder und rötlichem nacktem Kopf und Hals. Die Zeichnung fasziniert durch ihre naturwissenschaftliche Exaktheit und künstlerische Raffinesse. Nicht ohne Grund ist Pieter Holsteyn der Jüngere für seine detailgenauen Zeichnungen von Vögeln, Säugetieren, Reptilien, Insekten und Blumen berühmt geworden. Er gehört zu jenen Künstlern, die in der frühen Neuzeit angefangen haben, die Natur genauer zu beobachten und im Bild festzuhalten.
Sage und schreibe dreizehn von Holsteyns Meisterblättern hat das Weserrenaissance-Museum Schloss Brake in seinem Bestand – das ist im Vergleich zu anderen Museen viel. Ob Wasserbüffel, Meerkatze, Dromedar oder Ameisenbär, Schleichkatze, Siebenschläfer, Kuckuck oder Nachtigall – mit seinen Zeichnungen lädt der Künstler zu einem Zoobesuch der besonderen Art ein. Das Weserrenaissance-Museum Schloss Brake hat dienstags bis sonntags von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.