Mit der geforderten Leidenschaft und unbändigem Einsatzwillen hat sich der TBV Lemgo Lippe das letzte Ticket fürs REWE Final4 in Hamburg gesichert und steht damit erneut in der Endrunde des DHB-Pokals. Wie schon im Juni zwangen die Lipper in diesem Wettbewerb erneut die MT Melsungen mit 28:24 (15:10) in die Knie. Was sich nach dem Abpfiff abspielte, waren Freude pur auf den Rängen und grenzenlose Jubelarien auf dem Feld. Mit einem „Danke an Lemgo“ eröffnete TBV-Trainer Florian Kehrmann im Anschluss auf der Pressekonferenz sein Statement zum Spiel: „Das hat die Mannschaft aufgenommen und es mit viel Emotionen und sehr viel positiver Energie geschafft, hinten Beton anzurühren.“

 

Schon als die Halbzeitsirene ertönte, drohte der mit 2408 Zuschauern gefüllte Lemgoer Hexenkessel bereits überzukochen: Der Lemgoer Anhang war merklich angetan von dem beherzten Auftreten seines TBV Lemgo Lippe und dem Fünf-Tore-Vorsprung. Was bei der gelungenen Generalprobe in Hannover phasenweise bereits sehr gut gelungen war, setzten bis in die Haarspitzen motivierte Lipper diesmal von Beginn an um: Mit Isaias Guardiola und Frederik Simak auf den Halbpositionen sowie Jonathan Carlsbogård und Gedeón Guardiola im Mittelblock zog der TBV für die Melsunger Angriffsreihe ein regelrechtes Bollwerk empor.

 

Immer wieder übten die Hausherren frühzeitig Druck auf die gefürchteten Rückraumschützen um Julius Kühn auf. Weil dem TBV in der Anfangsphase im Abschluss jedoch noch nicht alles glückte, konnten die Lipper aus ihrer hochkonzentrierten Abwehrleistung zumindest im Ergebnis zunächst keinen merklichen Profit schlagen. Trotzdem: In den ersten zehn Minuten war es der amtierende Pokalsieger, der stets um ein Tor vorlegen konnte. Nachdem sich keiner der beiden Vorjahresfinalisten in der Anfangsviertelstunde entscheidend absetzen konnte (6:6), waren es die Gäste, die durch zwei Distanzhammer Kühns erstmals auf zwei Tore davonzogen.

 

Der TBV ließ sich nicht beirren, blieb enorm griffig in der Abwehr – und zog sein Tempospiel auf. Nach dem 6:8-Rückstand mündeten zwei Lemgoer Blöcke und Melsunger Missverständnisse in einen 4:0-Lauf: Lukas Zerbe, der unter der Woche von Bundestrainer Alfred Gislason für die Lehrgangswoche nominiert worden war, krönte seinen Steal selbst zum 12:9. Elísson, mit insgesamt 10/3 Toren wieder einmal bester TBV-Schütze, überlistete MT-Keeper Nebosja Simic auch beim dritten Strafwurf. Es war eine Phase, in der einfach alles passte: Außer gegen Elvar Örn Jonsson musste Finn Zecher in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit kein einziges Mal mehr hinter sich greifen, I. Guardiola und Zerbe krönten eine schon jetzt vollauf Final4-würdige Leistung zum 15:10-Pausenstand.

 

Trotz der 15-minütigen Unterbrechung knüpfte der TBV an seiner bärenstarken Abwehrleistung nahtlos an. Gleich die erste Szene war beispielhaft: Mit dem Messer zwischen den Zähnen lief die MT an – und verfing sich gleich im Lemgoer Abwehrdickicht. G. Guardiola nutzte das verwaiste Tor der Nordhessen, um auf 16:10 zu erhöhen. Und war kurz darauf mal ein Vorbeikommen für die Gäste, stellte sich ihnen wieder Zecher erfolgreich in Weg. Paraden gegen Melsungens wiedergenesenen Kai Häfner und Linksaußen Yves Kunkel gingen der Sieben-Tore-Führung voraus – weil der Titelverteidiger auf der Gegenseite fast schon humorlos weiternetzte.

 

Julius Kühn brach den Torlosbann für die Nordhessen in Minute 35, hielt sie in der Folgezeit mit seinen unnachahmlichen Wurfgeschossen „am Leben“. Nachdem ein von Tim Suton herrlich bedienter Frederik Simak auf 19:12 gestellt hatte, pirschten sich die Gäste mit einem 4:0-Lauf aber zum 19:16 noch einmal heran. Der TBV war bis zur 45. Minute etwas aus dem Tritt gekommen und fand trotz bester Chancen in dieser Phase kaum noch ein Vorbeikommen an MT-Keeper Nebosja Simic. Im 7:6-Überzahlspiel platzte der Knoten, Elísson und Tim Suton verschafften dem TBV wieder Luft (22:18). Nachdem Simak auch am Kreis aus der Drehung die Nerven behielt, saß den Gästen die Zeit im Nacken.

 

Der eingewechselte Peter Johannesson fügte sich mit einer sensationellen Parade glänzend ein. Und nachdem ein Monsterblock von G. Guardiola den nächsten Elísson-Treffer eingeleitet hatte, hielt es die Zuschauer schon fünf Minuten vor dem Ende nicht mehr auf den Sitzschalen. Den Einzug dicht vor Augen habend, führten selbstbewusste Lemgoer ihre Angriffe nun mit höchster Konzentration zu Ende. I. Guardiola und Simak setzten die frühzeitige Pointe unter einen Lemgoer Bilderbuchabend. Begleiten von den Klängen Ben Zuckers war der Rest grenzenloser Jubel.

 

TBV-Trainer Florian Kehrmann: „Wir haben in den Phasen vor und nach der Halbzeit so gut wie nichts zugelassen und konnten uns so ein Polster erarbeiten, um die Kontrolle übers Spiel zu haben. Wir wussten natürlich trotzdem um die Qualität von Melsungen. Wir hatten zwischenzeitlich große Probleme mit Nebosja Simic im Tor, der sehr viele freie Bälle gehalten hat. Nichtsdestotrotz haben die Jungs heute einen unglaublichen Job gemacht.

 

Man sieht, dass die Mannschaft weiterlebt – und es ist ein Riesentraum für viele, wieder im REWE Final4 zu stehen. Das ist herausragend und macht mich als Trainer stolz. Es ist eigentlich ein bisschen schade, dass wir in zwei Tagen wieder Euroleague spielen. Trotzdem sehe ich so etwas immer als Belohnung für erreichte Ziele. So müssen wir das auch angehen, als Belohnung für tolle Leistungen. Aber: Heute dürfen sie feiern – weil ganz Lemgo stolz auf diese Jungs sein wird.“

 

TBV Lemgo Lippe: Johannesson (1 Parade), Zecher (7 Paraden); Elísson (10/3), I. Guardiola (2), Simak (4), Carlsbogård (1), Schagen, Schwarzer, Suton (5), Zerbe (3), G. Guardiola (2), Cederholm (1), Reitemann, Blaauw, Geis.

 

Pressemeldung: TBV.