Die Nelkenwanderer auf Tour. Foto: TV Blomberg.

Das Wochenende um Himmelfahrt reservieren sich die Blomberger Nelkenwanderinnen und -wanderer schon lange für einen mehrtägigen Wanderaufenthalt. Ziel der Wandertage sollte in diesem Jahr einmal mehr der sagenhafte Harz sein. Die Entscheidung fiel auf den Ostharz. Eine vielversprechende Wanderregion fand sich zwischen Blankenburg und Ballenstedt. Hier haben die im Oberharz entspringenden Flüsse mal enge, mal weite, aber immer tiefe Täler geschaffen. Auch im Vorland entstand mit Hilfe von gebirgsbildenden Kräften eine vielfältige Landschaft.

 

Mit den Vorbereitungen dazu wurden bereits voller Optimismus Anfang des Jahres begonnen. Noch war lange nicht klar, ob alles wie vorgesehen klappen würde. Aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt. Drei Wandertage waren schnell verplant. Mit dem eher sanften Tal der Selke drängte sich ein guter Einstieg regelrecht auf. Der spektakuläre durch die Bode gegrabene Canyon stand auch schnell auf der Liste. Und dann natürlich eine Tour entlang der sagenhaften Teufelsmauer. Eine ausgezeichnete Unterkunft wurde in Thale gefunden. So vorbereitet konnte es dann losgehen. Bereits die Anreise gestaltete sich mit dem Besuch der Rappbodetalsperre zu einem ersten Höhepunkt.

 

Am Himmelfahrtstag wurde ein Teil des Selketals mit einer großen Runde erwandert. Das malerisch gelegene Tal, durch das sich der Selkefluss schlängelt, bietet mit seinen Wäldern und Wiesen ein zu Hause für den Luchs, die Wildkatze, den Eisvogel, den Schwarzstorch, den Feuersalamander. Dieses Schutzgebiet mit seiner abwechslungsreichen Natur, mit grünen Auen am Flussufer der Selke, mit Klippen und Felsen, mit von Mischwäldern begrünten Abschnitten, mit Hochebenen voller seltener Pflanzen ist immer noch ein Geheimtipp für Wanderer und Naturfreunde. Ob Erholen, Entspannen oder Verweilen, die Erwartungen der Blomberger Wandergruppe wurden hier voll erfüllt.

 

Der zweite Tag im auf dem Hexenstieg im Bodetal wurde nach gemächlichem Beginn deutlich herausfordernder. Schroffe Klippen, spektakuläre Aussichtspunkte und ein enges Tal, ein Canyon, eine Wanderung dort gehört zu den spannendsten Touren im Harz. Früh unterwegs ab Altenbrak waren gemeinsam mit den Nelkenwanderern nur die Feuersalamander aktiv. Erst später ab Treseburg wurde es belebter. Die Bode ist im Verlauf ihrer Schlucht sehr naturnah und auf weiten Strecken so gut wie unzugänglich.

 

Mal reißend schnell, mal langsamer fließend hat die Bode ein Flussbett von 7 bis 15 Metern Breite mit Kesseln, Stromschnellen und Auskolkungen, mit Schotterinseln und Flachufern geschaffen. Ein im 19. Jahrhundert angelegter Wanderweg nah am Fluss entlang macht das enge, von bis zu 230 Meter hohen Steilwänden gerahmte Tal passierbar. Die Anstiege zu den Aussichtpunkten sind kurvenreich und steil und entsprechend mühsam.  Zur Belohnung warteten die legendären Felsen von Rosstrappe und Hexentanzplatz mit ihren großartigen Aussichtspunkten auf die Nelkenwanderer.

 

Am dritten Tag wurde es dann sagenhaft. Eine im Vergleich mit den beiden zuvor durchwanderten Flusstälern völlig andere Landschaft wartete auf die Wandergruppe. Von Thale aus ging es, zunächst ganz harmlos, durch das hier weite Bodetal flussabwärts. Und dann tauchten am Horizont zur Linken bizarre Felsen auf. Die sagenumwobene Teufelsmauer stellte sich den Blombergern in den Weg. Tatsächlich wurde hier zwischen Ballenstadt und Blankenburg eine aus hartem Sandstein bestehende, senkrecht stehende Schichtrippe regelrecht in unzählige Einzelfelsen zerfressen.

 

Durch viele Jahrtausende Erosion fantastisch geformt, keiner wie der andere, krönen sie einen langgezogenen Rücken im Gelände. Die Wanderung entlang dieser Felsen übertraf alle Erwartungen, jeder Schritt weiter auf dem Teufelsstieg eröffnete neue Perspektiven. Und nicht zu vergessen die botanischen Kostbarkeiten in den großflächigen Trockenrasen links und rechts der Steine. Stehen die Blöcke wie der Königsstein oder die Gegensteine im östlichen Abschnitt der Teufelsmauer gut sichtbar ganz markant im Gelände, sind im Gegensatz dazu die das westliche Ende der Formation bildenden Felsblöcke des Hamburger Wappens und des Großvaters teilweise durch Kiefern verdeckt.

 

Dafür konnten die Wanderer hier zu Kletterern werden und von hier aus zum krönenden Abschlussgroßartige großartige Ausblicke in die Umgebung genießen. Im Zuge der Heimfahrt stand noch mit einem Besuch Quedlinburgs reichlich Kulturelles auf dem Programm der Wandergruppe. Die Welterbe-Stadt in ihrer historischen Pracht und Vielfalt faszinierte die Wanderinnen und Wanderer im Rahmen einer mit Anekdoten gewürzten Stadtführung immer wieder aufs Neue. Gegen Abend des fünften Tages kamen die Wandersportler zurück nach Blomberg. Im Gepäck dabei ungefähr 60 Wanderkilometer, dazu die Erinnerung an gemeinsame Erlebnisse in einer faszinierenden Natur und obendrauf eine Sahnehaube mit Kultur und Historie.

 

Übrigens:
Die Nelkenwanderer sind jeden Sonntag unterwegs. Meistens in den Regionen Teutoburger Wald/Eggegebirge und im Weser-Leine-Bergland. Jeweils um 9:00 Uhr werden Wanderungen von 12 – 25 Kilometer gestartet. Eine nächste ganz lange Wanderung findet am 25. Juni 2022 mit dem elften Wandermarathon auf dem Nelkenweg statt. Der Start erfolgt um 8:00 Uhr am Flugplatz Blomberg/Borkhausen.