Es drohte noch eine ganz knappe Kiste zu werden, am Ende aber jubelte der Gastgeber: Mit einem 25:29 (12:16) in Leipzig verabschiedet sich der TBV Lemgo Lippe nach dem Mammutprogramm in die Länderspielpause. Im dritten Spiel binnen fünf Tagen drohte der Kontakt zunächst früh abzureißen, doch die Lipper bewiesen nach dem Seitenwechsel einmal mehr große Moral. Bis zur 49. Minute kam der TBV auf zwei Tore heran, „und dann entscheiden wieder Kleinigkeiten, dass Leipzig wegziehen kann“, attestierte TBV-Trainer Florian Kehrmann seiner Mannschaft dennoch einen leidenschaftlichen Auftritt: „Natürlich fehlten am Ende auch irgendwo die Kraft und die letzte Konsequenz, trotzdem haben sich die Jungs ein Kompliment und ein paar Tage Pause verdient.“

 

Vor 2732 Zuschauern in der Quarterback-Arena fanden zunächst die Lipper besser ins Spiel: Den ersten Leipziger Treffer konterten Bjarki Már Elísson, der beim Pfosten-Abpraller von Isaias Guardiola goldrichtig stand, und Jonathan Carlsbogård zur 2:1-Führung. Da auf beiden Seiten Fehler geschahen, profitierten beide Mannschaften von schnellen Umschaltmomenten. Vor dem Tor aber hatten zunächst die Lipper die Nase vorn: Zwei starke Zecher-Paraden und ein Pfostentreffer des Leipzigers Marko Mamic mündeten schließlich in einem Lemgoer 3:0-Lauf: Erst vollendete Elísson die zweite Welle, dann brach I. Guardiola durch, ehe erneut Elísson eine Leipziger Einladung dankend zum Gegenstoß annahm. DHfK-Coach André Haber sah sich nach fünf technischen Fehlern seiner Truppe zum Handeln gezwungen.

 

Kurz nach der Leipziger Auszeit bot sich Lemgos Tormaschine sogar die große Möglichkeit, auf plus drei zu stellen, doch der Isländer fand im Eins-gegen-eins kein Vorbeikommen an Kristian Saeveraas. André Haber ließ viel rotieren und stellte die Lemgoer Deckung damit immer wieder vor neue Aufgaben. Aber: Lemgo hielt dagegen, schaltete bei eigenem Angriff ins 7:6 mit zwei Kreisläufern – und glich zunächst zweimal aus. Doch nach 18 Minuten geriet vorne wie hinten zunehmend Sand ins Getriebe.

 

Da in der Abwehr keine Ballgewinne mehr gelangen, war der TBV gezwungen, vieles aus dem Positionsangriff zu lösen. Mehr als ein verwandelter Strafwurf von Elísson gelang zwischen Carlsbogårds Ausgleich zum 8:8 (17.) und der 24. Minute allerdings nicht. Vor allem Tim Suton hatte einen schweren Stand, wurde früh attackiert und fand so kaum den Abschluss. Leipzig zog auf 12:9 davon, ehe sich Lukas Zerbe noch rechtzeitig in Position bringen konnte, um auf 12:10 zu verkürzen. Vor allem I. Guardiola, der sich zweimal aus der Distanz ein Herz fasste, hielt den TBV bis zur Halbzeit so zumindest bei minus vier.

 

Der TBV bewies nach dem Seitenwechsel unheimlich Moral, steckte nicht auf und blieb bis in die Schlussphase auf Tuchfühlung. Das lag vor allem an einem schwedischen Trio: Peter Johannesson, der Zecher zur Halbzeit abgelöst hatte, hielt seine Mannen mit wichtigen Paraden im Spiel, Andreas Cederholm riss bei seinem Comeback regelmäßig Löcher im Leipziger Geflecht – und Regisseur Carlsbogård erhöhte die Lemgoer Schlagzahl immer wieder mit druckvollen Pässen und schnellen Richtungswechseln. Der Lohn: Nach 49 Minuten waren die Lipper wieder auf zwei Tore dran (20:22).

 

In der Schlussphase überschlugen sich dann ein wenig die Ereignisse – leider zu Ungunsten der wacker kämpfenden Gäste: Erst wurde Elísson nach einem missglückten Strafwurf disqualifiziert, nachdem er Saeveraas versehentlich am Kopf getroffen hatte (53.). Dann bot sich Zerbe kurz darauf trotzdem die Riesenchance im Tempogegenstoß, den Rückstand auf zwei Tore zu verkürzen. Doch Lemgos Nationalspieler scheiterte beim Stand von 23:26 im höchsten Tempo am Leipziger Torwart, den er im Fallen versehentlich mit umräumte, sodass der „Abstauber“ von Kian Schwarzer aberkannt wurde. Als sich die Lipper nach harten Entscheidungen gegen Carlsbogård und I. Guardiola in doppelter Unterzahl sahen, machten Sime Ivic vom Strich und Lucas Krzikalla per Gegenstoß den nächsten Leipziger Heimsieg perfekt.

 

TBV-Trainer Florian Kehrmann: „Wir haben gerade in den Anfangsphasen beider Halbzeiten einen wirklich guten Job gemacht. Leider sind uns zum Ende der ersten Halbzeit ein paar Fehler zu viel unterlaufen, so haben wir Leipzig die Kontrolle übers Spiel gegeben. In der zweiten Halbzeit haben wir uns wieder herangekämpft. Letzten Endes entscheiden Kleinigkeiten das Spiel, aber man muss auch sagen, dass wir gegen eine sehr stabile Mannschaft gespielt haben. Jetzt haben sich die Jungs ein paar Tage Pause verdient, einige reisen zu den Nationalteams – und dann beginnt auch schon die Vorbereitung aufs Final4.“

 

TBV Lemgo Lippe: Johannesson (5 Paraden), Zecher (5 Paraden); Hutecek, Elísson (7/3), I. Guardiola (4), Simak (3), Carlsbogård (4), Schagen, Schwarzer, Suton, Zerbe (2), G. Guardiola, Cederholm (5), Reitemann, Blaauw.

 

Pressemeldung: TBV.