Lukas Zerbe kann es nicht fassen: Der letzte Wurf landet nur an der Torlatte. (Foto: TBV Lemgo Lippe)

Der TBV Lemgo Lippe hat die große Überraschung gegen den amtierenden Meister aus Kiel am Sonntagabend denkbar knapp verpasst. In einem Herzschlagfinale unterlagen die Lipper den Zebras am 27. Spieltag der LIQUI MOLY HBL mit 27:28 (13:14). Dabei scheiterte TBV-Rückraumspieler Niels Versteijnen in letzter Sekunde am Querbalken der Gäste und verpasste somit die Belohnung für einen starken Kampf. Ein besonderes Aufeinandertreffen war die Begegnung bereits im Vorfeld für Connar Battermann, der auf seinen ehemaligen Verein traf, sowie Lukas Zerbe, der in der kommenden Saison zum THW Kiel wechseln wird. Verzichten musste TBV-Trainer Florian Kehrmann auf Tim Suton, welcher den Lippern krankheitsbedingt fehlte.

 

Anwurf: Der TBV startete im heimischen Blau-Weiß und fand zunächst gut in die Begegnung. Niels Versteijnen konnte den ersten Angriff direkt erfolgreich verwandeln (1., 1:0). Doch für lange Zeit sollte dies die letzte Lemgoer Führung bleiben. Denn auch der THW startete nach der Derbyniederlage mit reichlich Wut im Bauch in die Begegnung. Durch leichte Ballverluste der Lemgoer Spieler konnten sich die Zebras nach neun Minuten erstmals mit vier Toren auf 3:7 absetzen. Kehrmann reagierte mit einer Auszeit und entschied sich früh Finn Zecher für Urh Kastelic zu bringen. Mit Erfolg: Gleich mit seiner ersten Aktion konnte Zecher den Kieler Wurfversuch vereiteln und half auch in der Folge dabei, den Rückstand Tor für Tor schmelzen zu lassen.

 

Doch auch auf der Gegenseite erwischte THW-Keeper Thomas Mrkva einen starken Abend und ließ u.a. TBV-Linksaußen Samuel Zehnder verzweifeln. Angetrieben von den lautstarken Lemgoer Fans, in der mit 4.520 Zuschauern ausverkauften Phoenix Contact-Arena, gelang den Lippern in der 19. Minute durch Lukas Zerbe der 8:9-Anschlusstreffer. Als die Kieler in der 24. Minute beim Stand von 10:12 wieder mit drei Toren in Führung gehen konnten, stand erneut Zecher im Weg und parierte den Wurf von Elias Skipagotu. Auf der Gegenseite verpasste Leos Petrovsky kurz vor der Halbzeitsirene mit einem Lattentreffer den Ausgleich, sodass die Lemgoer mit einem knappen 13:14-Rückstand in die Kabine gingen.

 

Zweite Hälfte: Das Team von der Förde fand mit einem Treffer von Patrick Wiencek auch im zweiten Abschnitt besser in die Partie (31., 13:15) und konnte sich durch einen weiteren Treffer vom Kreis nach 35 Minuten auf 14:17 absetzen. Doch der TBV gab sich an diesem Abend zu keinem Zeitpunkt geschlagen. Nach einer kurzen Spielunterbrechung netzte Frederik Simak vom Kreis ein und verkürzte damit erneut auf nur ein Tor (37., 17:18). Wenig später sollten die Lemgoer Fans dann auch den Ausgleich bejubeln können. Durch einen erneuten Treffer von Emil Buhl Laerke (39.) gelang es den Hausherren erstmals nach der zweiten Minute wieder mit den Gästen gleichzustellen (18:18).

 

In eigener Unterzahl erzielte Lukas Hutecek schließlich die so lang ersehnte Führung. Nach 40 Minuten stand es nun also 20:19 – und die Halle Kopf. Die Punkte schienen nun zum Greifen nah und der THW wackelte nach der Derbyniederlage erneut. In der 44. Minute war es Leve Carstensen, der die Lemgoer weiter in Front hielt (21:20). Doch die Kieler ließen sich nicht abschütteln und bestraften die TBV-Fehler im Sieben-gegen-sechs konsequent. Mit zwei Treffern auf das leere Tor konnten die Kieler den Vorsprung wieder auf zwei Tore ausbauen (51., 24:26). Als wenig später auch noch Niclas Ekberg mit einem erfolgreichen Siebenmeter zum 24:27 (53.) traf, schien die Messe gelesen. Ein letztes Mal bündelten die Lemgoer Handballer ihre Kräfte und sollten Sekunden vor dem Ende tatsächlich noch einmal die Möglichkeit auf einen Punktgewinn erhalten.

 

Nach dem 27:28-Anschlusstreffer von Jan Brosch, scheitert der THW dabei, das vorentscheidende Tor zu erzielen. So blieben dem TBV schlussendlich noch 30 Sekunden, um zumindest einen Punkt in Lemgo zu behalten. In einer Auszeit gab Kehrmann seiner Mannschaft noch letzte Anweisungen mit auf den Weg und sah in der Folge mit an, wie seine Spieler den Punktgewinn nur um Haaresbreite verpassten. Nach einem schönen Kempa-Anspiel von Laerke auf Versteijnen, traf dieser nur die Latte. Der Abpraller landete in den Händen der Kieler, sodass diese die letzten Sekunden runterlaufen lassen konnten und den 27:28-Auswärtserfolg bejubelten. Erfolgreichster Lemgoer Werfer war mit sechs Toren Laerke.

 

Der TBV rutscht durch die Niederlage zunächst auf Tabellenplatz zehn, während der THW die MT Melsungen wieder überholen kann und sich den vierten Rang zurückerobert. Weiter geht es für die Lemgoer am nächsten Sonntag mit einem Auswärtsspiel beim SC DHfK Leipzig (7.4., 16:30 Uhr).

 

Stimme zum Spiel von Florian Kehrmann: „Wenn man mit einem Tor zuhause verliert, ist das immer schwierig. Und jetzt herauszufinden, woran es gelegen hat ist auch nicht leicht. In den ersten zehn Minuten haben wir uns vorne schwergetan und die waren vielleicht entscheidend. Wir haben das Tempospiel von Kiel nicht in den Griff bekommen und dann steht es 4:8 nach elf Minuten. Dann ist es gegen so eine Mannschaft natürlich schwer, sich da wieder ran zu kämpfen. Das haben wir aber geschafft, eine sehr gute Abwehr gespielt und ihnen das Tempospiel ein wenig weggenommen. Zur Halbzeit war das Spiel dann wieder offen. Aber wir kommen nicht gut in die zweite Hälfte und treffen ein paar schlechte Entscheidungen. Die Halle kommt dann aber mit jedem Tor und wir haben sogar die Chance auf eine Zwei-Tore-Führung zu kommen. Es fehlt uns dann aber der letzte Zentimeter, der so ein Spiel entscheidet.“

 

Stimme zum Spiel von Frederik Simak: „Ohne die Fans hätten wir das heute nicht so knapp gestalten können. Ein großes Dankeschön dafür! Es ist sehr ärgerlich, wir spielen gut mit, haben aber einfach in der zweiten Hälfte eine kurze Phase, wo wir ein paar technische Fehler zu viel machen und freie Bälle verwerfen und dann ist es einfach schwer, wenn der THW das sofort bestraft. Trotzdem war das ein toller Kampf der gesamten Mannschaft.“

 

TBV Lemgo Lippe: Zecher (7 Paraden), Kastelic (1 Parade); Hutecek (2) Theilinger, Zehnder (1), Brosch (5), Battermann, Simak (1), Laerke (6), Schagen, Carstensen (3), Zerbe (4), Versteijnen (4), Petrovsky (1).

 

THW Kiel: Mrkva (6 Paraden), Bellahcene (4 Paraden), Ehrig, Duvnjak (1), Reinkind (6), Overby (2), Weinhold, Wiencek (6), Ekberg (5), Pabst, Johannson (3), Dahmke (2), Szilagyi, Wallinius, Bylik (2), Ellefsen a Skipagotu (1).

 

Pressemeldung: TBV