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Ein Solo-Bett mitten in der City: „In Detmolder Hotels bleiben die Betten leer. Denn es gibt keinen mehr, der sie macht.“ – Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten ruft den „Betten-Notstand“ für Hotels in Ostwestfalen-Lippe aus. Mit einer Protestaktion will die NGG in Detmold auf die „katastrophale Situation“ im Hotel- und Gaststättengewerbe hinweisen: Am kommenden Mittwoch (Hinweis f.d. Red.: 17. November) werden die Gewerkschaft und Gastro-Beschäftigte am Rathaus in der Detmolder Innenstadt ein ungemachtes Bett aufstellen.

 

Das verwaiste Hotelbett mitten in der Innenstadt steht dabei symbolisch für die Arbeit, die in der Branche schon seit Monaten nicht mehr erledigt werden kann: „Vom Koch bis zum Kellner, von der Rezeptionistin bis zum Zimmermädchen und Roomboy – Hotels, Restaurants und Gaststätten leiden extrem unter Personalschwund. Nach Corona-bedingter Kurzarbeit in Dauerschleife sind ihnen die Leute von Bord gegangen. Die Personaldecke ist nicht mehr dünn, sie ist gewaltig löchrig“, sagt Thorsten Kleile.

 

Der Geschäftsführer der NGG-Region Detmold-Paderborn warnt vor einem „Gastro-Personal-Kollaps“, der viele Unternehmen „mit voller Wucht“ treffen werde. Die Branche lebe von der Leistung und von der Servicebereitschaft ihrer Beschäftigten. „Es ist deshalb höchste Zeit, die Motivation zu pushen und an der ‚Job-Attraktivitätsschraube‘ zu drehen. Die Arbeitgeber müssen eines begreifen: Gutes Essen und guter Service geht nur mit gut bezahlten Leuten“, sagt Kleile.

 

Deshalb müssten die Arbeitgeber jetzt bei den bevorstehenden Tarifverhandlungen zwischen der NGG und dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Nordrhein-Westfalen deutliche Zeichen setzen. „Es geht darum, dass der Lohn bei 12 plus X Euro liegen muss – in jeder Kneipe genauso wie in jedem Luxushotel. Dazu ein spürbares Lohn-Plus für Fachkräfte. Und die Branche braucht Perspektiven: neue Lohn-Stufen auf einer ‚Gastro-Karriereleiter‘. Also ein System, das den Beschäftigten ein wichtiges Signal gibt: Wer sich engagiert und der Gastronomie die Treue hält, für den lohnt sich das auch“, sagt NGG-Geschäftsführer Thorsten Kleile.

 

Bei der Bezahlung müsse sich dringend etwas tun: Wer heute Vollzeit im Gastgewerbe im Kreis Lippe arbeite, gehe mit einem Bruttolohn von gerade einmal 1.898 Euro im Monat nach Hause. Das seien 44 Prozent weniger als der Durchschnittsverdiener im Kreis Lippe mit einem Vollzeitjob am Monatsende in der Tasche habe, rechnet Kleile vor. Er beruft sich dabei auf die aktuelle Lohnstatistik im Arbeitsmarkt-Monitor des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.

 

Das Hotel- und Gaststättengewerbe müsse sich vor allem aber auch deutlich besser um seine Auszubildenden kümmern: „Die Qualität in der Ausbildung ist teilweise richtig mies. Auch das Betriebsklima ist oft unter aller Kanone. Die hohe Abbrecherquote hat viele Gründe. Da müssen wir dringend ran“, so Kleile. Zudem sei die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze im Gastgewerbe im Kreis Lippe zurückgegangen: Waren es im Ausbildungsjahr 2019/20 noch 64 gemeldete Azubi-Stellen, sei ihre Zahl im Ausbildungsjahr 2020/21 auf 50 geschrumpft. Dabei seien gerade Fachkräfte für die Zukunft der Branche unerlässlich.