Großer Jubel nach dem Auswärtssieg in Leverkusen. Foto: Oliver Lippert.

Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung hat sich die HSG Blomberg-Lippe am Samstagabend zwei weitere wichtige Punkte in der Handball Bundesliga Frauen gesichert. Beim direkten Verfolger, Bayer Leverkusen, bewies das junge Team von Trainer Steffen Birkner unglaubliche Nervenstärke und sicherte sich mit dem Ertönen der Schlusssirene den 27:26 (13:14)-Auswärtssieg.

 

Neun Sekunden vor dem Ende nahm Birkner beim Stand von 26:26 noch mal eine Auszeit. Zuvor hatte HSG-Torfrau Marie Andresen erneut glänzend pariert und ihrem Team somit die Möglichkeit eröffnet, mit einem letzten Angriff als Siegerinnen vom Feld zu gehen. Doch von vorne. Schon vor dem Duell hatten beide Trainer ein Spiel auf Augenhöhe prognostiziert und sollten sich dabei zu keinem Zeitpunkt getäuscht sehen. Als Isabelle Jongenelen nach 26. Minuten in einer temporeichen und attraktiven Begegnung den Treffer zum 12:12 erzielte, hatte es noch keins der beiden Teams geschafft sich mit mehr als einem Tor abzusetzen. Dies änderte wenig später Bayer-Spielerin Fanta Keita mit dem Treffer zum 12:14 für die Leverkusenerinnen. Doch noch vor der Pause konterte die sichere Siebenmeterschützin Nele Franz und traf von der Marke zum 13:14-Halbzeitstand.

 

Das Heimteam kam in der zweiten Hälfte zunächst besser in Tritt. Mit dem Rückenwind von drei Siegen, u.a. gegen die Topteams der Liga, Metzingen und den Thüringer HC, legten die deutsche Nationalspielerin Mia Zschocke und Co. auch am 8. Spieltag der Handball Bundesliga Frauen einen starken Auftritt aufs Feld. Nach 35. Minuten netzte Leverkusens Linksaußen Zoe Sprengers sehenswert zum 14:17 aus HSG-Sicht ein und sorgte für die erste 3-Tore-Führung des Spiels. Doch das junge Blomberger Team biss sich zurück in die Begegnung. Mit einer deutlich stabileren Abwehr und einer stark parierenden Andresen im Tor war es in der 38. Minute Marie Michalczik, die, mit einem ihrer sieben Treffer, das 18:18 erzielte und den Spielstand erneut ausglich.

 

Von Minute zu Minute wurde die Spannung in der Ostermann-Arena, in der leider keine Zuschauer zugelassen waren, greifbarer. In der 58. Minute brachte Jennifer Souza die Handballelfen aus Leverkusen mit 25:26 in Front. Nele Franz konterte wenige Sekunden später eiskalt. Uns so kam es zum absoluten Herzschlagfinale. Bei ihrem letzten Angriff gerieten die Leverkusenerinnen ins Zeitspiel. Bayer-Spielmacherin Zivile Jurgutyte fasste sich ein Herz, scheiterte jedoch mit einem Unterarmwurf an Andresen. HSG-Trainer Birkner eilte anschließend zum Zeitnehmertisch und zog seine letzte zur Verfügung stehende Auszeit.

 

Neun Sekunden blieben seinem Team um den goldenen Treffer des Abends zu erzielen. „Unser Ziel war es Marie mit einem Doppelschirm in Wurfposition zu bringen. Dass das am Ende dann auch so geklappt hat, ist sicherlich auch mit etwas Glück verbunden“, schilderte Birkner rückblickend die letzte Szene des Spiels. Cara Hartstock und Laura Rüffieux sperrten die Leverkusener Abwehr erfolgreich weg, und Michalczik pfefferte den Ball in den Winkel. Der anschließende Jubel kannte keine Grenzen.

 

„Das war heute über 60 Minuten eine starke geschlossene Mannschaftsleistung. In den ersten 20 Minuten haben wir jedes Tor der Leverkusenerinnen sofort mit einem Konter bestraft. In dieser Phase hatten wir jedoch noch Schwierigkeiten in der Deckung. Hier sind wir zu spät rausgegangen, waren nicht konsequent am Arm der Gegnerin und haben unsere Torfrauen nicht ausreichend unterstützt“, zeigt sich Birkner gewohnt kritisch. Doch für die zweite Halbzeit fand der gebürtige Stralsunder nur lobende Worte:

 

„Mein Team hat große Moral bewiesen und zwei Mal einen Rückstand aufgeholt. Das liegt in der DNA der HSG niemals aufzugeben und immer weiter zu kämpfen. So auch gestern. Dass wir dann in der letzten Sekunde den Siegtreffer erzielen freut uns alle ungemein“, strahlt der HSG-Trainer. „Klar hätte das hier auch andersrum ausgehen können, im Moment zählen aber nur die Punkte, die wir uns gegen einen sehr starken Gegner erarbeitet, erkämpft und erspielt haben. Ich bin absolut stolz darauf, was meine Mannschaft geleistet hat“, so Birkner weiter.

 

Das Sahnehäubchen eines perfekten HSG-Abends war darüber hinaus noch das Comeback von Kamila Kordovská. Die tschechische Nationalspielerin musste sich im März einer Schulter-OP unterziehen und meldete sich nun nach über sechs Monaten zurück auf dem Feld. „Kamila konnte uns direkt helfen und hat einen wichtigen Teil dazu beigetragen, dass wir einen doppelten Punktgewinn erzielen konnten. Sie hat in den vergangenen Monaten unglaublich hart für ihr Comeback gearbeitet und ich bin sehr glücklich, zukünftig wieder auf sie zurückgreifen zu können“, freut sich Birkner.

 

Durch den Sieg klettern die Blombergerinnen mit 12:4 Punkten auf Platz 3 der Tabelle. In den kommenden drei Wochen erwartet das Team der HSG Blomberg-Lippe noch schwierige Aufgaben, ehe die Europameisterschaftspause Zeit zum Durchatmen bietet. Den Anfang macht am kommenden Samstag (7.11., 16:30 Uhr) das DHB-Pokal-Achtelfinale gegen die HSG Bensheim/Auerbach, welches im kostenlosen Livestream der Lippischen Landes-Zeitung zu sehen sein wird.

 

Tore für die HSG Blomberg-Lippe: Kynast (3), Jongenelen (2), Rajes (1), Franz (7/4), Michalczik (7/2), Murer (5), Schoenaker (2).