Trotz weiterer Lockerungen bleibt die Lage der lippischen Unternehmen in der Corona-Krise kritisch. 60 Prozent der Betriebe leiden weiterhin unter einer gesunkenen Nachfrage, 40 Prozent unter stornierten Aufträgen. Bei einem Drittel ist das Geschäft komplett oder in Teilen geschlossen. Dieser Anteil hat sich im Vergleich zur Blitzumfrage Mitte April gebessert, da der Einzelhandel in der Zwischenzeit zum Teil wieder öffnen durfte. Das geht aus der vierten Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) hervor.

 

„75 Prozent rechnen weiterhin für das gesamte Jahr mit Umsatzeinbußen“, informiert Axel Martens, Hauptgeschäftsführer der IHK. Mittlerweile ist der Anteil derjenigen, die ein Umsatzminus von mehr als 50 Prozent erwarten von einem Siebtel auf knapp ein Viertel gestiegen. 380 Betriebe haben an der aktuellen Umfrage teilgenommen. „Das zeigt, dass uns die Folgen der Pandemie noch deutlich länger beschäftigen werden“, befürchtet Martens.

 

Am stärksten betroffenen sind die Branchen, die wegen Schließung oder Reisebeschränkungen bislang kaum oder gar nicht arbeiten konnten. Dazu gehören Reisebüros und -veranstalter sowie Busunternehmen, aber auch die Hotellerie und Gastronomie. Jedem dritten Betrieb droht hier die Insolvenz. Es bleibt zu hoffen, dass die geplante Öffnung im Gastgewerbe die Lage in dieser Branche verbessert. Im Durchschnitt aller Branchen befürchten zehn Prozent, dass ihnen der Gang zum Amtsgericht nicht erspart bleibt.

 

Während zehn Prozent der Unternehmen (bereits wieder) auf dem Vorkrisenniveau arbeiten, hofft ein Drittel, dass im zweiten Halbjahr die Rückkehr zur Normalität möglich ist. Ein Viertel befürchtet, dass erst im Verlauf des Jahres 2021 mit einer Erholung gerechnet werden kann. „Das zeigt, vor welchen enormen Herausforderungen die lippische Wirtschaft jetzt steht“, so Martens. „Bis zur Normalität ist es noch ein weiter Weg. Die Unternehmen werden ihren Beitrag dazu leisten.“ So stellen der Umfrage zufolge drei von zehn Unternehmen ihre Geschäftskonzepte auf andere Produkte und/oder Kundengruppen um oder sie fokussieren neue Absatzwege. Zudem setzen die Betriebe auf eine verstärkte Digitalisierung im Unternehmen. Auch Rationalisierungen werden in vielen Branchen das zukünftige Handeln bestimmen. Industrieunternehmen denken vereinzelt über Rückverlagerungen von Wertschöpfungsaktivitäten nach. Der Großhandel verstärkt die Suche nach neuen Lieferanten.

 

Einen kleinen Lichtblick kann Martens aus der Umfrage ablesen: Immerhin gehen mittlerweile rund 73 Prozent der Antwortenden davon aus, dass sie – auch dank des Kurzarbeitergeldes – ihren Personalstamm halten können. Gut ein Viertel wird Personal abbauen müssen. In der Umfrage Mitte April waren dies noch ein Drittel. Davon betroffen sind insbesondere das Gastgewerbe, die Reisewirtschaft und der Einzelhandel.

 

Martens betont, dass der Re-Start für viele Unternehmen kein Selbstläufer ist, denn er ist zunächst mit weniger Umsatz und hohen Kosten verbunden. Dies belegen die Erfahrungen im Einzelhandel, wo bei zwei Dritteln der Unternehmen die Kundenfrequenz zum Teil stark rückläufig ist. „Und auch das Gastgewerbe wird bei den geplanten Hygiene- und Schutzmaßnahmen nur einen Bruchteil des normalen Umsatzes erwirtschaften können“, fährt Martens fort. Sein Fazit: „Das Ausmaß der Krise können wir noch nicht wirklich absehen.“ Er forderte daher von der Politik, dass weitere Unterstützungsmaßnahmen eingeplant werden müssen.