Alles ist angerichtet: Die am Freitag offiziell in Kraft getretenen Lockerungen verleihen dem DHB-Pokal-Viertelfinale zwischen dem TBV Lemgo Lippe und der MT Melsungen einen Rahmen, den dieser Pokalkracher allemal verdient hat. Wenn die Lipper am Sonntag ab 18.30 Uhr mit den Nordhessen die Klingen kreuzen, können nun bis zu 3000 Zuschauer mit von der Partie sein. Für das auserkorene Spiel des Jahres wird Florian Kehrmann deshalb auch nicht müde zu betonen, „dass wir jeden einzelnen Zuschauer in der Halle brauchen. Ohne eine bebende Phoenix Contact-Arena haben wir am Sonntag keine Chance.“ Wer die Neuauflage des letztjährigen Pokalendspiels für sich entscheidet, reist erneut zum Showdown nach Hamburg.

 

Während die Lipper im laufenden Wettbewerb den TSV Bayer Dormagen (31:28) und die Berliner Füchse (32:29 n.V.) ausschalten konnten, bahnten sich die Roten ihren Weg mit Erfolgen über Zweitligist SG BBM Bietigheim (30:28) und Ligakonkurrent Bergischer HC (28:22). Melsungens gefürchteter Rückraumshooter Julius Kühn, der in der Liga die interne Torschützenliste mit 97 Toren und 34 Assists anführt, verkörpert mit bislang 13 Treffern zugleich auch den besten Pokalschützen der MT. Doch allein Kühn in die Mangel zu nehmen, wäre fatal: In Kai Häfner und Andre Gomes besitzt die MT weitere ausgezeichnete Shooter-Qualitäten auf beiden Halbpositionen, darüber hinaus in Mittelmann Elvar Örn Jonsson einen Spieler mit herausstechenden Qualitäten im Eins-gegen-Eins.

 

Kehrmann jedenfalls hält große Stücke auf den 24- jährigen Isländer, der seiner Mannschaft so immer wieder Vorteile verschaffe. Noch vor ihrem Aufstieg ins deutsche Handball-Oberhaus zog die MT Melsungen im Jahr 1996 erstmals ins Final4 ein. Bis heute gelangen drei weitere Finalteilnahmen, wobei dem Klub um Mäzenin Barbara Braun-Lüdicke das ganz große „Kunststück“ bisher vergönnt blieb. In der jüngsten Pokalsaison war der Traum vom ersten Titel zum Greifen nah. Es waren bekanntlich die „Jedi-Lipper“, die ihn begruben.

 

Seit dem jüngsten Aufeinandertreffen beider Teams in der Phoenix Contact-Arena – am 1. Spieltag trennte man sich 26:26-Unentschieden – hat sich bei den Gästen einiges getan: Ihr Cheftrainer heißt nun Roberto Garcia Parrondo, der aktuell zur Wahl zum „IHF World Coach 2021“ steht. Der ehemalige Nationaltrainer Ägyptens trat im September die Nachfolge von Gudmundur Gudmundsson an, der nach dem 1:5-Punktestart beurlaubt worden war. Von da an befindet sich das einst eher „launische“ Melsungen, das sich in der vergangenen Spielzeit des Öfteren weit unter Wert präsentierte, im Aufwind: In der Liga verlor man nur eins der letzten acht Pflichtspiele, es ging rauf bis auf Rang sechs.

 

Ihre Generalprobe fürs „Do or die“- Spiel brachte die MT unter der Woche unaufgeregt über die Bühne: Den HSV Hamburg schlug man 26:22. „Für uns geht es wieder darum, im Angriff gegen die verschiedenen Abwehrsysteme von Melsungen gute Lösungen zu finden“, betont Florian Kehrmann, „und dann werden wir versuchen, jeden Zentimeter Boden der Phoenix Contact-Arena zu verteidigen“. Der TBV-Coach ist davon überzeugt, „dass wir ihnen in puncto Leidenschaft und Einsatzwillen den entscheidenden Schritt voraussein können“.

 

Geleitet wird die Viertelfinalpartie von den Schiedsrichterinnen Tanja Kuttler und Maike Merz. Karten für den Pokalkracher sind nach wie vor an allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie im Online-Ticketshop erhältlich. Darüber hinaus hat auch die TBV-Geschäftsstelle noch am Samstag von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Allen anderen sei an dieser Stelle der Livestream auf unserem Youtube-Kanal ans Herz gelegt. Es kommentieren Daniel Genings und Christoph Theuerkauf.