Begrüßten im Juni die neue Leiterin der Fachstelle Kinderschutz: (v.l.) Karl-Eitel John (Verwaltungsvorstand Kreis Lippe), Kerstin Alexandra Plischka (Fachstelle Kinderschutz) und Landrat Dr. Axel Lehmann. Foto: Kreis Lippe.

Im aktuellen Jugendhilfeausschuss des Kreises Lippe hat die Verwaltung über die bisherige Aufarbeitung rund um die Missbrauchsfälle im lippischen Südosten und wie der interdisziplinäre Dialog fortgesetzt wird berichtet. Das abgestufte Verfahren mit wissenschaftlicher Begleitung wird weiterhin umgesetzt und verfolgt den klaren Fokus: Lehren aus der Vergangenheit ziehen und im Dialog mit vielen Beteiligten den Kinderschutz in Lippe weiterentwickeln.

 

„Den Kinderschutz wollen wir als Leitziel in das Zukunftskonzept Lippe 2025 aufnehmen. Einen entsprechenden Antrag plane ich in den Kreistag einzubringen“, erklärt Landrat Dr. Axel Lehmann. Darin sind fünf Maßnahmen zusammengefasst: Implementierung einer Fachstelle für Kinderschutz beim Kreis Lippe, die Einrichtung eines Präventionsfonds, Qualifizierungsmaßnahmen für Fachkräfte im Kreis Lippe, Zusammenarbeit der Systeme Jugend, Schule, Gesundheit und Beratung ausbauen sowie der Aufbau einer Kinderschutzambulanz beim Klinikum Lippe. Die Maßnahmen sind teilweise bereits umgesetzt.

 

Der Kinderschutz in Lippe ist auf einem guten Weg, findet auch Karl-Eitel John: „Wir wollen nicht in einer Laborsituation stehen bleiben, sondern die wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis umsetzen“, gibt der Leiter des Jugendamts eine Antwort auf die Kritik des Paderborner Kinderschutzforschers Michael Böwer. Der Wissenschaftler hatte als Sachverständiger für das Land Niedersachen die Rolle der Behörden untersucht und dabei die bisherige Aufarbeitung im Kreis Lippe kritisiert.

 

„Ich erwarte von einem Wissenschaftler zu recherchieren und sich zu erkundigen, welche Maßnahmen und Prozesse in Lippe auf der Agenda stehen. Den Fachvortrag von Christine Gerber vor rund 150 Teilnehmenden aus den Bereichen Jugendhilfe, Beratung, Kita und Schule, Gesundheitswesen und Polizei zu einer ‚Fallwerkstatt‘ aufzubohren, ist eine Idee, die in der Praxis besser in kleineren Runden funktioniert“, ergänzt John. Der Fachvortrag gehörte zu einer Reihe von Qualifizierungsmaßnahmen, die der Kreis Lippe für die Fachkräfte aus dem gesamten Kreisgebiet anbietet.

 

Vielmehr hat eine beim Kreis Lippe eingesetzte Steuerungsgruppe „Kinderschutz“ den Sinn und Zweck, die Fälle zu diskutieren, die dahinterliegenden Prozesse zu analysieren, um die Ergebnisse in die Verwaltungsbereiche und an externe Partner einzusteuern. Regelmäßig kommen hierfür der Verwaltungsvorstand John mit der Jugendhilfe, also Mitarbeiter der Frühen Hilfen, des Allgemeinen-Sozialen-Dienstes (ASD) und der offenen Kinder- und Jugendarbeit, mit dem Gesundheitsamt, der Polizei, der Familienberatung und der Schulpsychologischen Beratung zusammen.

 

Während der Aufarbeitung des mehrfachen Kindesmissbrauchs im Südosten Lippes hat der Kreistag auch die Einrichtung der Fachstelle Kinderschutz beschlossen. Sie bietet die Möglichkeit zum fachlichen Austausch mit externen Einrichtungen, Trägern, Organisationen sowie der Öffentlichkeit. In der Fachstelle Kinderschutz organisiert die Leiterin, Kerstin Alexandra Plischka, den neu eingerichteten Präventionsfond und verteilt die Fördermittel – aktuell 25.000 Euro pro Jahr.  Eine Aufstockung der Mittel ist für den Landrat denkbar, wenn mehr geeignete Projekte vorliegen.

 

Lippische Initiativen können sich darauf mit ihren Projekten für den Kinderschutz bewerben. Vier Einrichtungen haben sich bisher um Mittel beworben. Zudem liegt der Schwerpunkt der Fachstelle in der Vernetzung. Sie wird bestehende Kooperationen weiterentwickeln. So fließt der Austausch mit Medizinern, Psychologen, der Polizei und Justiz in Kinderschutzkonzepte und Strategien ein, um in Notsituationen wirkungsvoll und schnell zu intervenieren.

 

„Denn die Fachstelle Kinderschutz arbeitet präventiv, analysiert hierfür mögliche Schwachstellen oder Lücken im Kinderschutz. Die erarbeiteten Maßnahmen sollen Kinder und Jugendliche schützen sowie Familien in schwierigen Lebensphasen unterstützen“, unterstreicht Landrat Dr. Axel Lehmann.