Eine Aufnahme des Norderteichs vom 26. Oktober 2022. Foto: LVL.

Kreis Lippe und Landesverband Lippe haben sich über weiteres Vorgehen zum Erhalt des Gewässers sowie des gesamten Naturschutzgebiets verständigt.

 

Die Lage am Norderteich hat sich leicht entspannt: Das Stauwerk ist repariert, die wenigen Regenfälle der letzten Wochen haben die Wasserfläche leicht vergrößert. Nun hoffen der Landesverband Lippe als Eigentümer und der Kreis Lippe auf weitere Niederschläge – und wollen die Zeit nun nutzen, um ein Konzept für den zukünftigen Umgang mit dem Gewässer und dem gesamten Naturschutzgebiet „Norderteich mit Naptetal“ zu erstellen.

 

„Wir plädieren für eine ganzheitliche Betrachtung und wollen im Frühjahr 2023 ein Konzept erarbeitet, das Maßnahmen für den Norderteich sowie die Flora und Fauna im gesamten Naturschutzgebiet aufzeigt“, erläutert Jörg Düning-Gast, Verbandsvorsteher des Landesverbandes Lippe, den gemeinsamen Standpunkt von Kreis Lippe und Landesverband. „Kurzfristige Entscheidungen oder Maßnahmen ohne eine Beurteilung der Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem im Naturschutzgebiet, wollen wir vermeiden“, ergänzt Daniel Telaar, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde beim Kreis Lippe.

 

Dürre und Hitze setzen den Gewässern zu. Die Gewässer im Zulauf zum Norderteich sind trocken-gefallen. Verdunstungsverluste in Folge der hohen Temperaturen sorgten für zusätzliche Wasserverluste. Auch der Oktober ist aktuell zu warm und zu trocken. Seit im Mai 2022 festgestellt worden war, dass der Norderteich sehr viel Wasser verliert, haben die Forstabteilung, die Untere Naturschutzbehörde sowie die Untere Wasserbehörde Sofortmaßnahmen umgesetzt:

 

„Wir haben damals unverzüglich eine Blase am Stauwehr gesetzt und wurden dabei von der Stadt Horn-Bad Meinberg und ihrer Feuerwehr hervorragend unterstützt. Außerdem haben wir an zwei Tagen mit Hilfe von Anglervereinen Fische entnommen, um sie in andere Gewässer umzusetzen“, fasst Olrik Meyer, Fachbereichsleiter Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Mobilität beim Kreis Lippe, zusammen. In Abstimmung mit dem Landesverband und der Biologischen Station Lippe hat der Kreis Lippe zudem im Umfeld des Aussichtspunktes auf der trockengefallenen Gewässersohle im Süden des Norderteiches gemulcht.

 

Rund zwei Drittel des aufgekeimten Weidenbestandes wurden ab-gemäht und zerkleinert, das verbleibende Drittel des Weidenbestandes wurde bewusst stehen gelassen, um die Auswirkungen des Weidenaufwuchses bei einem steigenden Wasserstand beobachten zu können. „Zwischenzeitlich haben wir das Stauwehr so repariert, dass es nun dicht ist. Wir haben dazu Holz genutzt, das Konstrukt ist reversibel und könnte bei Bedarf wieder geöffnet werden“, ergänzt Susanne Hoffmann, stellv. Leiterin der Forstabteilung des Landesverbandes.

 

Eine solche Öffnung könnte beispielsweise notwendig sein, wenn das zu erstellende Konzept aus naturschutzfachlichen und wasserökologischen Gründen eine Entschlammung empfehlen sollte – eine Maßnahme, die aktuell in Horn-Bad Meinberg von Bürgerinnen und Bürgern sowie im Stadtrat in die Diskussion gebracht wurde. „Dies halten wir uns offen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird aber auch ohne Entschlammung des Teichs nach Wiederanstieg des Wasserstands der Norderteich einen gleichen oder zumindest vergleichbaren ökologischen Zustand besitzen, wie in den Vorjahren“, so die fachliche Einschätzung von Meyer.

 

„Alle Gewässer im Kreis Lippe werden infolge des Klimawandels immer wieder in Wassermangelsituationen hineingeraten. Unabhängig von potentiellen Maßnahmen zur Verbesserung der Stau-, Zufluss- und Abflusssituation am Norderteich, sind wir beim Norderteich auf Niederschläge angewiesen, und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.“

 

Die vorliegenden Daten und Kartierungen zum Norderteich sind älter als 25 Jahre und deshalb als Diskussionsgrundlage nicht geeignet. Beide Partner wollen diesen Datenbestand und die Entwicklungspotenziale aktualisieren, um ein schlüssiges Maßnahmenkonzept ab 2023 für das gesamte Naturschutzgebiet aufzustellen. „Wir wollen durch das geplante Maßnahmenkonzept eine einheitliche Diskussionsgrundlage zu artenschutzfachlichen Aspekte schaffen.

 

Aktuelle Kartierungen sollen beispielsweise zeigen, ob der Wasserverlust im Norderteich den Zustand des Schutzgebiets tatsächlich verschlechtert hat.“ Geplant sind Erhebungen zu Schmetterlingen, Vögeln und Wasserpflanzen und ein Abgleich der Ergebnisse mit dem Wissen zur Pflanzen- und Tierwelt im Schutzgebiet aus den letzten Jahren. So habe die Vogelwelt in den jüngsten Jahren sowohl durch die Veränderungen im Umfeld des Norderteiches als auch durch den Wegfall von Wasserpflanzen abgenommen. „Hauben- und Zwergtaucher sind im Schutzgebiet nicht mehr heimisch, dafür beobachten wir zunehmend Gänse- und Entenvögel“, nennt Telaar als Beispiel.

 

Nicht zuletzt sollen auch Daten zum Grünland und zu den Eichen- und Röhrichtbeständen im Um-feld des Teichs erhoben werden: „Nicht nur die namensgebende Wasserfläche ist schützenswert, das gesamte Naturschutzgebiet, so zum Beispiel die alten Laubwälder, haben Bedeutung im Kreis Lippe. Daher wollen wir gemeinsam mit dem Landesverband ein robustes Zukunftskonzept erstellen“, so Meyer anschließend.

 

„Allen Akteuren ist die katastrophale Situation durch den Wasser-mangel bewusst. Die vielen Rückmeldungen aus der Bürgerschaft sind verständlich, sie zeigen auch die Bedeutung des Norderteichs für Natur, Landschaft und Naherholung. Wir werden uns für die Zukunft aufstellen. So wird das Konzept den Norderteich als Ort für Naherholung stärken “, betont Düning-Gast.