IHK-Präsident Volker Steinbach mit Hauptgeschäftsführer Axel Martens und Geschäftsführerin Maria Klaas. Foto: IHK Lippe.

Die Geschäftslage der lippischen Wirtschaft hat sich mit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen sprunghaft verbessert. „Die Erwartungen der Unternehmen ziehen ebenfalls an, sind aber überschattet von der Planungsunsicherheit“, stellt Volker Steinbach, Präsident der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) fest. Während einige Branchen nach wie vor von Corona–Beschränkungen betroffen sind, ist für viele Unternehmen aktuell die Materialknappheit bei Rohstoffen und Vorprodukten in Verbindung mit zum Teil extremen Preissteigerungen und hohen Frachtraten problematisch.

 

Betroffen ist dabei nicht nur die Industrie, sondern auch im Groß- und Einzelhandel fehlt Ware und die Preise steigen. Das bremst die Erholung in der heimischen Wirtschaft. Hinzukommt der Arbeitskräftemangel. „Wir hoffen, dass sich die Lieferschwierigkeiten ab Mitte 2022 auflösen und dann auch der Druck auf die Preise wieder nachlässt“, äußert sich der IHK-Präsident zuversichtlich. Der Konjunkturklimaindikator der IHK Lippe ist im Sommer dieses Jahres um 11,8 auf 119,7 Punkte weiter nach oben geklettert. Das ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage der IHK Lippe an der sich 317 Unternehmen mit knapp 21.100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten beteiligt haben.

 

Die Wirtschaftslage hat sich in vielen Branchen deutlich verbessert. Motor des Wachstums ist die heimische Industrie. Hier ist die Erholung weitaus schneller eingetreten als erwartet und in vielen Bereichen ist das Vorkrisenniveau schon übertroffen. Völlig anders läuft es in anderen Branchen: Bei körpernahen Dienstleistungen, im Gastgewerbe, bei der Reise- und Veranstaltungswirtschaft bleiben Einschränkungen, die diese Branchen unverändert hart treffen.

 

Insgesamt bezeichnen 45,2 Prozent der lippischen Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als gut (Frühjahr: 38, 7 Prozent; Vorjahr: 25,1 %). Die Auftragsbücher sind voll und die Kapazitäten gut ausgelastet. Während in der Frühjahrsumfrage noch fast alle Unternehmen Umsatzrückgänge meldeten, informieren in der aktuellen Umfrage sechs von zehn Unternehmen über ein Umsatzplus. Ein Siebtel ist unzufrieden; im Frühjahr waren das doppelt so viele Unternehmen. Bei diesen Unternehmen ist keine Erholung eingetreten, denn die oben genannten Branchen leiden weiterhin unter den Corona-Einschränkungen mit der Folge, dass die Umsätze das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht haben und auch die Erträge unverändert unter Druck bleiben. Zusätzlicher Druck auf die Margen kommt durch die Preissteigerungen als Folge der Material- und Rohstoffknappheit sowie gestiegener Frachtraten.

 

Der Blick in die Zukunft ist angesichts der aktuell guten Lage eher zurückhaltend. Zwar sinkt der Anteil der Skeptiker von einem Fünftel auf ein Siebtel, gleichzeitig ist aber auch der Anteil der Optimisten rückläufig (aktuell: 23,9 Prozent, Frühjahr 27,1 Prozent). Fast sieben von zehn Unternehmen beklagen die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise. Sie sehen darin das mit Abstand größte Risiko für die künftige Geschäftsentwicklung. Die Umsatzerwartungen ziehen bei jedem dritten Unternehmen an. Gut ein Viertel hofft, dass sich auch die Ertragslage in Zukunft verbessern wird.

 

Die Belebung der heimischen Wirtschaft hat dazu geführt, dass stärker als zur Jahreswende erwartet, im laufenden Jahr investiert und eingestellt wurde. Und auch die Investitions- und Personalplanungen wurden deutlich nach oben angepasst. Die Planungen liegen wieder über dem Vorkrisenniveau. Die Beschäftigungspläne werden jedoch überschattet von Arbeitskräftemangel und steigenden Arbeitskosten. Chancen bieten Innovationen und Neukunden. Durch die Ausweitung des Sortiments mit neuen Produkten, wollen die Unternehmen den Kunden mehr Vielfalt bieten. In Abhängigkeit vom Wahlausgang werden eine weiter zunehmende Bürokratie und eine steigende Steuerbelastung befürchtet.

 

Das Fazit des IHK-Präsidenten: Das Wachstum ist zurück, allerdings gibt es Bremsklötze bei Rohstoffen und Material, Engpässe in der Logistik, Preissteigerungen und immer noch Kontaktbeschränkungen. „Wenn diese Hindernisse in den nächsten Monaten beseitigt werden können, dann kann der Aufholprozess an Fahrt gewinnen. Es darf aber aufgrund steigender Inzidenzwerte nicht wieder automatisch zu einem weiteren Lockdown kommen“, betont Steinbach.