Das Originalklangensemble Boulevard Baroque – Moderner und zeitbezogener kann die Auseinandersetzung mit barocker Musik kaum sein. © Nikolai Dering

Das Ensemble Boulevard Baroque kreiert mit Lullys Ballettmusik zu Molières Komödie „Der Bürger als Edelmann“, eine aktuelle Kritik an der Mogelpackung der Gesellschaft.

 

Das Originalklangensemble Boulevard Baroque, das für seine fulminanten Konzertreihen zu gesellschaftskritischen Themenschwerpunkten bekannt ist, zeigt erneut, welch aktuelle Interpretationsspektren barocke Musikwerke zulassen. Erst kürzlich konzertierte Boulevard Baroque beim in der Alten Musik tonangebenden Zamus-Festival in Köln. Nun kommt das international besetzte Alte Musik-Ensemble unter künstlerischer Leitung der gebürtigen Mexikanerin und Wahl-Detmolderin Karla Enríquez für ein Konzert nach Detmold, bevor es im Sommer wiederum u.a. beim legendären AMUZ Festival in Antwerpen (Belgien) gastiert.

 

Unter dem Titel The Impostor-Syndrom setzt das junge Barockensemble am Sonntag, 16. Juni im Detmolder Sommertheater zu Kritik und Reflektion auch über die Nutzung digitaler Medien an. Mit exklusiver Originalmusik des französischen Barock, Textpassagen aus Molières gekonntem Komödien-Coup Der Bürger als Edelmann und einer gehörigen Portion Humor bietet das Barockensemble wiederum ein Programm im Spannungsfeld zwischen historisch-informiertem Musikgenuss und aktuell gesellschaftlicher Relevanz.

 

„Mehr Schein als Sein“ – auf den digitalen Plattformen oder gar im Alltagsleben wimmelt es vor fanatischer Selbstdarstellung. Man setzt sich in Szene, ins richtige Licht, und eifert einem vermeintlichen Lifestyle der High Society nach. Man mag es kaum glauben, aber vor rund 400 Jahren war diese Thematik bereits akut und die Mogelpackung im Dienst der Selbstdarstellung ein Dauerbrenner auf den französischen Theaterbühnen.

 

An thematischer Aktualität hat die barocke Komödie „Der Bürger als Edelmann“ (franz. Le Bourgeois Gentilhomme), die der französische König Ludwig XIV. bei seinem Lieblingsdramatiker Molière bestellte, nichts verloren: Der Parvenü Monsieur Jourdain, der plötzlich zu ein wenig Reichtum gekommen ist, versucht nun den nächsten Schritt Aufstieg in den Adelsstand und sich den gebührenden Pomp und Glanz dafür zu verleihen. Er engagiert einen Tanz-, Musik- und Fechtlehrer, alles in der Absicht sich als angeblicher Edelmann darzustellen. Der Schein trügt. In all seinem Selbstdarstellungs-„Fake“ muss sich der inszenierte Edelmann der Lächerlichkeit preisgeben.

 

Unter musikalischer Leitung des in der Alten-Musik-Szene gefeierten Barockcellisten Ira Givol verbindet Boulevard Baroque die Originalmusik von Jean-Baptiste Lully, Marin Marais und François Couperin zu Molières Schauspiel mit daraus basierenden Textpassagen zu einer eigenen konzerttauglichen Version. Björn Ingmar Böske als Tanzmeister, Andreas Gilger als Musikmeister, Heiner Junghans als Fechtmeister und Andreas Torwesten als Monsieur Jourdain stehen als Sprecher bzw. Schauspieler den musikalischen Einlagen des Ensembles Boulevard Baroque gegenüber.

 

Damit schafft Boulevard Baroque für die barocke Musik den kunstvollen Sprung ins 21. Jahrhundert und bietet auf musikalisch-künstlerischer Ebene eine moderne Reflektion in barockem Kunstgewand über den Nutzen und Umgang digitaler Medien. Moderner und zeitbezogener kann die Auseinandersetzung mit barocker Musik kaum sein.

 

Mit The Impostor-Syndrom ist das Ensemble Boulevard Baroque am Sonntag, 16. Juni 2024, 18Uhr im Detmolder Sommertheater zu hören; Konzerteinführung 17.15Uhr. Keine Konzertpause; der Eintritt ist frei, es werden Spenden zugunsten des Ensembles Boulevard Baroque erbeten. Weitere Informationen unter www.boulevardbaroque.com.

 

Pressemeldung: Ensemble Boulevard Baroque