Katapultierte das Publikum im Sommertheater in den Hendrix-Himmel: Gerd Sossnierz an der E-Gitarre. Fotorechte: Detmolder Sommertheater

Kreischendes Feedback, verzerrte Soli, die Saiten der Gitarre mit der Zunge bearbeiten – bis er kam, hatte die Welt so etwas noch nie gehört und gesehen: Jimi Hendrix. Seine Musik nachzuspielen, ist alles andere als leicht. Viele haben es versucht, viele sind gescheitert. An Hendrix kommt nichts heran, das wissen auch „Noize But Noise“. Aber wenn es Musiker gibt, die den Sound von damals so echt wie nur irgendwie möglich ’rüberbringen, dann sind es Gerd Sossnierz (Gesang, E-Gitarre), Hansey Kuhnke (Drums), Horst Potthoff (Bass, Gesang).

 

Vielleicht auch deswegen, weil es bei „Noize But Noise“ immer um mehr geht als um abgeschmackte Show-Erfolge, sondern darum, Hendrix’ Musik zu ergründen und sie ins Hier und Jetzt zu transportieren. Und zwar nicht nur mit den legendären Hits wie „Hey Joe“, „Purple Haze“ oder „The Wind Cries Mary“, sondern auch mit weniger häufig gehörten Titeln.

 

Wenn Gerd Sossnierz in die Saiten greift, wird nicht nur Hendrix-Fans warm ums Herz. Sein Instrument heult, wimmert, schluchzt, grellt, zerrt, wah-waht. Nicht nur die phänomenalen Soli bei „Voodoo Chile“ zeigen, dass er ein kongenialer Wiedergänger der US-Gitarristen-Legende ist. Und wen das noch nicht in den Riff-Himmel katapultiert hatte, den entführt spätestens das Zusammenspiel mit Paulina Hornung, Marta Hornik (beide Gesang), Hans Sohns (Akustik-Gitarre, Gesang), David Paerson (Akustik-Gitarre, Gesang, Trompete) und Axel Benning (Keyboard), die als „Gäste“ gekonnt ins Geschehen einsteigen, in den Hendrix-Kosmos.

 

Und so wie Hendrix mit innovativen Klangtechniken Grenzen experimentell überschritten hat, so wagt auch Gerd Sossnierz eine Neuausrichtung: Songs wie etwa „Foxy Lady“ präsentiert er in einer Akustik-Version mit größerer Besetzung – zwei Akustik-Gitarren, Bass, drei Sänger, Querflöte, Trompete, Keyboard und Cajon statt Schlagzeug – und beamt Herz und Verstand der circa 150 Besucher unweigerlich in ungeahnte Sphären. Wohl auch, weil die Band die Hendrix´sche Version nicht einfach nachspielt, sondern sie – entmythologisiert und entkleidet von dem zwangsläufig harten Sound der E-Gitarre – zurück auf ihren Kern führt.

 

Ja, und wenn „Noize But Noise“ in der Zugabe ein zweites Mal mit Hingabe „Stone Free“ interpretiert und Gerd Sossnierz auf der Gitarre die Gehörgänge zerfetzende explosive Soli bietet, dann geht’s zum Abschluss des Abends noch einmal ohne Chance auf Gegenwehr geradewegs „Back to the Sixties“. Aber das ist noch nicht alles. Denn bei allem intensiven Bühnengeschehen schwingt immer auch noch etwas anderes mit, etwas jenseits allen handwerklichen und musikalischen Könnens.

 

Etwas Irrationales. Etwas Charismatisches. Es ist ein überzeugendes Bekenntnis zu Jimi Hendrix, das „Noize But Noise & Friends“ abgeliefert haben. Sie haben eindrucksvoll gezeigt, was Hendrix meinte und wollte, und vor allem was er war: der größte Rock-Gitarrist des 20. Jahrhunderts. Vom Publikum werden sie dafür am Ende ausgiebig gefeiert.