Seit der neuen Herausforderung durch die Corona-Pandemie im März bestimmt Corona auch weiterhin das Arbeitsmarktgeschehen sehr deutlich. In Deutschland greift die Strategie der Kurzarbeit und sichert Arbeitsplätze. Auch in Lippe haben die Anzeigen zur Kurzarbeit ein Rekordniveau erreicht. Das Gute dabei: Jeder Arbeitgeber, der von der Kurzarbeit Gebrauch macht, kann sein Personal halten und seinen Betrieb von jetzt auf gleich wieder hochfahren. „Wann das aber sein wird, ist ungewiss. Der Zugang von Stellenangeboten und damit auch die Vermittlungsmöglichkeiten bewegen sich auf niedrigem Niveau. Es wird derzeit wenig eingestellt.
Das ist auch der Hauptgrund für den Anstieg in der Arbeitslosigkeit trotz Kurzarbeit“, bilanziert Heinz Thiele, Leiter der Agentur für Arbeit Detmold, die aktuellen Mai-Arbeitsmarktzahlen des Kreises Lippe. Wenn überhaupt von einer erfreulichen Entwicklung gesprochen werden kann, ist es die Tatsache, dass sowohl die meisten Arbeitgeber als auch Arbeitnehmervertreter alles daransetzen, möglichst viele Menschen in Beschäftigung zu halten. Dabei ist das Kurzarbeitergeld das entscheidende Instrument.
Deutlich wird dies auch im Vergleich zur Wirtschaftskrise 2008/ 2009. So lag damals der Höhepunkt der Kurzarbeit von März bis Mai 2009 bei gut 300 Betrieben und rund 11.350 Personen. Von März bis Mai 2020 kumuliert sind es dagegen schon 3.127 Anzeigen mit 46.604 Personen. Im Mai 2020 sind 244 Anzeigen verbunden mit 4.706 Personen in Anzeige eingegangen. Die Arbeitslosigkeit liegt im Mai 2020 mit 12.537 Personen immer noch unter der Zahl von 15.884 Personen im Mai 2009.
In den vergangenen Wochen hat es sich gezeigt, dass einige Betriebe nicht wissen, dass zwischen der Anzeige und der Beantragung von Kurzarbeit unterschieden werden muss. Das Kurzarbeitergeld wird erst nach der eigentlichen Beantragung gezahlt. Wer jedoch nicht vorab „angezeigt“ hat, kann nicht „beantragen“. Thiele stellt klar: „Insgesamt sind drei Schritte zu beachten: anzeigen, beantragen und dann wird abgerechnet.“ Bei Rückfragen melden sich Arbeitgeber idealerweise unter der kostenfreien Service-Hotline des Arbeitgeber-Services der Detmolder Arbeitsagentur unter 0800 4 5555 20. Thiele: „Wir möchten, dass die Unternehmen schnell und ohne lange Wartezeit die erforderliche Unterstützung erhalten. Liegt der Antrag auf Kurzarbeitergeld komplett vor, erfolgt eine Bearbeitung aktuell innerhalb von anderthalb Wochen.“
Arbeitslosigkeit:
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Lippe im Mai gestiegen. Insgesamt waren 12.537 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 562 Personen oder 4,7 Prozent mehr. Im Vergleich zum Mai des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 1.936 Personen bzw. 18,3 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im Mai 6,7 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 5,7 Prozent (plus 1,0 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung – SGB III:
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 4.326 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat erhöht um 221 Personen bzw. 5,4 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Erhöhung um 1.408 Personen oder 48,3 Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung – SGB II:
In der Grundsicherung sind 341 Arbeitslose mehr als im Vormonat und 528 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies plus 4,3 Prozent zum Vormonat bzw. plus 6,9 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind es 8.211 Personen und damit 65,5 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.
Jugendarbeitslosigkeit:
1.396 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Lippe unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 45 weniger und im gleichen Monat des Vorjahres 252 weniger arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf plus 3,3 Prozent zum vorherigen Monat bzw. plus 22,0 Prozent im Vorjahresvergleich.
Arbeitslose ab 50 Jahre:
Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen (plus 50 Personen oder plus 1,3 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 473 Arbeitslose mehr (14,3 Prozent). Insgesamt sind 3.779 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Lippe betroffen.
Langzeitarbeitslose:
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Lippe im Berichtsmonat gestiegen. 4.597 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 92,3 Prozent (4.243 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 99 Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um fünf Personen.
Stellenangebot:
Unternehmen aus dem Kreis haben in diesem Monat 305 Stellen gemeldet (plus 75 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 2.064 offene Stellen, 151 weniger als im Vormonat und 387 weniger als im Vorjahresmonat.
Ausbildungsmarkt:
Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober vergangenen Jahres meldeten sich im Bezirk der Agentur für Arbeit Detmold 2.830 Bewerber für Berufsausbildungsstellen, das waren 5,3 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Zugleich gab es 1.843 Meldungen für Berufsausbildungsstellen, das entspricht einem Minus von 8,6 Prozent. Ende Mai waren 1.053 Bewerber noch unversorgt und 786 Ausbildungsstellen noch unbesetzt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es mehr unversorgte Bewerber für Berufsausbildungsstellen (plus 3,4 Prozent), die Zahl der unbesetzten Berufsausbildungsstellen war kleiner (minus 2,1 Prozent).
Agenturchef Thiele kommentiert: „Die Ausbildungsvermittlung hat absolute Priorität. Ich kann nur an alle Arbeitgeber appellieren, trotz aller Schwierigkeiten angesichts der Pandemie auch in diesem Sommer und Herbst auf hohem Niveau auszubilden, und alle Ausbildungsstellen zur Vermittlung zu melden. Die Jugendlichen dürfen nicht die Verlierer der Corona-Pandemie sein. Und Gewinner in den Unternehmen sind perspektivisch solche, die Zukunftssicherung betreiben. Dazu gehört insbesondere eine eigene Ausbildung angesichts des fortschreitenden demografischen Wandels und der verstärkten Fachkräftesicherung.“
DER ARBEITSMARKT IN OSTWESTFALEN-LIPPE:
Im Mai ist die Zahl der Arbeitslosen in Ostwestfalen-Lippe aufgrund der Corona-Krise erneut deutlich gestiegen. So stieg in unserer Region die Zahl der Menschen ohne Arbeit im Vergleich zum April 2020 um 4,8 Prozent auf 71.699 Personen. Das sind insgesamt 3.301 Arbeitslose mehr.
Im Mai 2019 waren noch 24,3 Prozent oder 14.018 Menschen weniger ohne Arbeit registriert. Damit gibt es im Jahresvergleich einen sehr deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe.
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat betrifft aufgrund der derzeitigen Krise alle Personengruppen. Die Zahl der offenen Stellen, die von den Jobcentern und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden konnten, lag im Mai auf einem deutlich sinkenden Niveau. Der Bestand lag mit 16.183 freien Stellen um 5.149 Stellen niedriger, als noch vor einem Jahr. Gleichzeitig sank die Zahl der von den Arbeitgebern in der Region gemeldeten neuen Stellen im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1.839 Stellen. Die günstigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Agenturbezirk Paderborn (5,7 Prozent), gefolgt von den Bezirken Herford (6,2 Prozent), Bielefeld (6,6 Prozent) und Detmold (6,7 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 6,3 Prozent.