Die Kreisverwaltung, Jobcenter Lippe und Netzwerk Lippe haben ein gemeinsames Konzept erarbeitet, um ukrainische Geflüchtete in den Kreis Lippe zu integrieren. Mit dem Konzept stellen sich Behörden und Organisationen für die aktuellen und kommenden Aufgaben im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise auf. Außerdem nehmen sie die unterschiedlichen Bedarfe der Geflüchteten direkt nach der Flucht und im Hinblick auf die schrittweise Integration in den Blick. Im Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Arbeit präsentierte nun Sabine Beine, Verwaltungsvorstand Kreis Lippe, das gemeinsame Konzept. Sprache lernen, der Schulbesuch und die Kinderbetreuung sowie die Integration in Arbeit sind die Kernthemen.
„Auch wenn die zukünftige Entwicklung der Fluchtbewegungen aus der Ukraine unklar ist, so wollen wir für die Integration im Kreis Lippe gut aufgestellt sein“, erklärt Landrat Dr. Axel Lehmann. Alle lippischen Städte und Gemeinden, die Kreisverwaltung sowie das Jobcenter Lippe arbeiten an den Aufgaben im Zusammenhang mit Wohnen, Kinderbetreuung, Schule, Gesundheitssystem, Gesellschaft und Arbeit. Das erarbeitete Konzept zeigt die Zuständigkeiten der Kreisverwaltung und des Jobcenters auf und wie diese bestmöglich vernetzt werden können und optimal aufeinander abzustimmen sind.
„Die konzeptionellen Überlegungen beinhalten auch die Vernetzung mit ehrenamtlichen und hauptamtlichen Akteuren, die im engen Austausch mit den Geflüchteten stehen“, sagt Beine. Hierbei kommt auch dem Case Management innerhalb der Servicestelle Einwanderungsmanagement des Kreises Lippe eine wichtige Funktion zu. Sie stimmt sich mit den lippischen Kommunen, dem Jobcenter Lippe und dem Netzwerk Lippe ab, um „Ankommensgespräche“ mit möglichst allen Geflüchtete bis Ende Juli dieses Jahres zu führen. Bei diesen Gesprächen sollen die individuelle Situation und die Bedarfe jedes Einzelnen als Grundlage für die weitere Angebotsplanung erfragt werden.
Integration in Arbeit
Aufgabe des Jobcenters Lippe wird ab Juni sein, den Lebensunterhalt für ukrainische Geflüchtete abzusichern und sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Damit verbunden ist ein Wechsel der Zuständigkeiten von den lippischen Städten und Gemeinden, hin zum Jobcenter. Informationsmaterial und Handouts sind für die Antragstellenden in ihrer Muttersprache erstellt, um den Antragsprozess zu vereinfachen.
Der Fachbereich Markt und Integration will während der Betreuung wissensbasiert agieren und dafür die Bedürfnisse und Perspektiven jeder geflüchteten Person berücksichtigen. Dies funktioniert am besten gemeinsam mit der Person und Ehrenamtlichen sowie Hilfsorganisationen, die aktuell die Geflüchteten mitbetreuen. Derzeit bestehen bereits Kontakte zu betreuenden Organisationen, beispielweise Kirchengemeinden, Flüchtlingshilfe, Freundschaft Druschba e.V. sowie den bewährten Netzwerkpartnern Servicestelle Einwanderungsmanagement, Netzwerk Lippe gGmbH oder dem Sozialkaufhaus Lippe.
Das Jobcenter wird Informationsveranstaltungen im Kreisgebiet organisieren und damit niederschwellig auf die Menschen zugehen. So können gemeinsam die Vorkenntnisse, Wünsche und Vorstellungen an die berufliche Zukunft ermittelt werden. Denn eine solide Bedarfsermittlung ist wichtig für zielgerichtete Unterstützungsangebote im Integrationsprozess.
Spracherwerb
Geflüchtete aus der Ukraine haben kostenlosen Zugang zu den Integrationskursen des Bundes und können eine Teilnahme beantragen. Die Clearing- und Koordinierungsstelle Sprache (CuK) beim Netzwerks Lippe wird alle Phasen des Spracherwerbs mit den verschiedenen Einrichtungen abstimmen und koordinieren. So plant das Netzwerk Lippe gGmbH, begleitend zu den Angeboten des Jobcenters, Sprachkursangebote für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Erste Gespräche mit den lippischen Sprachkursträgern haben bereits stattgefunden, sodass erste Angebote in Kürze starten können.
Schulische Bildung und Kinderbetreuung
Für den Schulbesuch weisen die örtlich zuständigen Schulämter einen Platz in einer lippischen Schule zu. Zuvor führt das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Lippe eine Seiteneinsteigerberatung durch. Die Schulen orientieren sich am Konzept des Schulministeriums, um die Aufnahme und den Unterricht für die ukrainischen Kinder und Jugendlichen zu gestalten.
Die Kinderbetreuung wird mit den Trägern von Kindertageseinrichtungen und den Kommunen in den zwölf Städten und Gemeinden im Zuständigkeitsbereich des Kreisjugendamtes abgestimmt. Dabei soll die Vergabe von Kita-Plätzen zentral über den Kreis Lippe laufen. Vorrangig werden Kinder des Geburtsjahrgangs 2016 aufgenommen, die im Sommer 2022 in die Schule kommen. Ebenfalls wurden alle Kindertagespflegepersonen im Zuständigkeitsbereich nach freien Plätzen abgefragt. Die Angebote sind momentan sehr ausgebucht.
Eine wichtige Säule sind die Brückenprojekte „Internationale Eltern-Kind-Gruppen“. Hierfür hat das Jugendamt des Kreises zusätzliche Mittel vom Land beantragt und das Angebot konnte bereits ausgeweitet werden. Die Gruppenleitungen sind sehr kooperativ und bauen das Angebot bedarfsgerecht aus.
Ansonsten werden Familien mit Kindern in die offenen Angebote der frühen Hilfen oder an das Bildungsangebot des Kommunalen Integrationszentrums vermittelt. Die Jugendförderung ist im Gespräch mit den Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zu speziellen Angeboten, die eine Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen fördern.