Arbeiten en miniature von Anja Fritsch und Sabine Timmer.

Kunstverein Schieder-Schwalenberg lädt zur Ausstellungseröffnung am 23. Oktober – Lippische Miniaturen im Fokus.

 

Nähe wird es brauchen, wenn die nächste Ausstellung des Kunstvereins in der Galerie Haus Bachrach eröffnet wird. Nähe zum Kunstobjekt. Zehn Zentimeter zum Quadrat, viel größer werden die Arbeiten nicht sein, die unter dem Titel „Lippische Miniaturen“ ausgestellt werden. 19 Künstler und Künstlerinnen der Region und darüber hinaus präsentieren ihre Sicht auf den Raum Lippe en miniature. Im Gegensatz zu großformatigen Werken, die den Blick schon aus der Ferne auf sich ziehen, zwingen Miniaturen zur Annäherung und genauem Hinsehen, um die verschiedenen Aspekte zu erfassen, die dargestellt werden:

 

Landschaft, Waldsterben, Fachwerk, Persönlichkeiten, Politik und Mystisches wechseln thematisch. Die Bandbreite der technischen als auch der inhaltlichen Darstellung ist groß. Kleine Formate lassen eine Vielzahl von Werken für die Ausstellungsfläche zu. „Es ist ein besonderes Format mit langer Tradition, das oft unterschätzt wird“, so Gesa Reuter als stellvertretende Vorsitzende des Vereins, die sich seit über einem Jahr mit Miniaturen beschäftigt, die die Ausstellung kuratiert und diese auch am 23. Oktober um 11:30 Uhr eröffnen wird.

 

Begleitend zur Ausstellung wird es in Kooperation mit der VHS Lippe-Ost zwei Paperclay-Workshops geben, die von der Berliner Künstlerin Claudia Hartwig geleitet werden. In einem humorvoll künstlerischen Experiment sollen wundersame Miniaturplastiken sowie Wald- und Zaunwesen des Lipperlands geschaffen werden. Die Kurse, die sich auch an Familien richten, beginnen am 4. und 6. November und finden im Künstlerhaus im Papenwinkel statt. Anmeldungen sind bis zum 30. Oktober möglich. Zu sehen ist die Ausstellung Lippische Miniaturen vom 23. Oktober bis zum 8. Januar 2023 jeweils samstags und sonntags von 14 bis 17:30 Uhr

 

Zum Konzept:
Miniaturen entstanden in Europa durch die Schreiber des Mittelalters mit bildhafter Gestaltung des Wortanfangs. Später als Porträt für die Brautwerbung. In Medaillonform konnte man geliebte Menschen »bei sich« zu tragen.

 

Definition: Ein vollständiges Werk mit eigener Aussage, in der Hand zu halten und transportabel (Größe: max. 100 cm2). Miniaturen zwingen genau/konzentriert Hinzuschauen; sich »näher« mit einem Werk zu beschäftigen. Es gibt berühmte Miniatursammlungen. Miniaturwettbewerbe werden bis heute veranstaltet.

 

Die Ausstellung stellt Fragen:
Welche Vorteile bietet Kunst »en miniature« und was macht sie interessant?
Wir leben in einer Zeit von Ressourcen-Knappheit, was u. a. Ortswechsel und Umzügen auslöst; große Stadtwohnungen werden immer unbezahlbarer. Im ländlichen Raum finden große Gemälde selten geeignete Privaträume. Der Trend zu Tiny Houses nimmt zu. Könnte nicht die Begleitung liebgewonnener Kunstwerke schwere Zeiten in Krankenhäusern u. Pflegeheimen erleichtern? Verändert der Ausschnitt den Focus, speziell auf eine Region wie Lippe? Gibt es hier Unterschiede in der Wahrnehmung/Motivwahl bei regionalen und überregionalen Künstler:innen?

 

Erlaubt nicht das kleine Format, im Gegensatz zur großen Geste, das Versinken in intime Gedanken und Träume – als Serie: vertiefend erweitert?
Fördert Reduzierung die Wahrnehmung des Wesentlichen und/oder Kostbaren? Sind Miniaturen nur vorbereitende Skizzen und keine »vollwertige« Kunst?
»Große Formate machen einen großen Eindruck. Wenn wir vor ihnen stehen, überfluten sie uns mit ihrer Präsenz.

 

Mittelgroße Gemälde lassen uns dagegen etwas Spielraum, wir können ausweichen, wegsehen, stehen nicht wie betäubt davor, und deshalb ist ein Urteil auch eher möglich; wir sind hier schon kritischer. Eine Skizze (Miniatur) schließlich, die sogenannte Handzeichnung oder ein handflächengroßes Aquarell, verlangt, dass wir uns ihm zuwenden, uns vorbeugen, richtig hinsehen…« (Klaus Fußmann, Skizzen, Zeichen, Zufälle: Lob der Skizze, 2015) »Es strahlt für mich auch etwas Wertvolles aus, … Die Botschaft ist schwieriger zu formen… zu entschlüsseln, deshalb wird sie so kostbar«.  (Wilhem Fikisz)

 

Links und weiterführende Informationen
Artikel zur Geschichte und kunsthistorischen Entwicklung der Miniaturen: https://www.hisour.com/de/miniature-art-21500/.

 

Gedanken zum Malen von Miniaturen und Anregungen zur Herangehensweise: https://kunstschoen.de/das-kleine-format-die-kunst-der-konzentration/.