Bei der Frühjahrsauktion der traditionsreichen Berliner Autographenhandlung Stargardt am 5. April 2022 gelang der Detmolder Bibliothek ein echter Coup: die Erwerbung eines umfangreichen Konvoluts eigenhändiger Dokumente der bekannten Schriftstellerin und Vorreiterin der Geschlechteremanzipation Malwida von Meysenbug (1816-1903), die ihre Jugend in Detmold verbrachte.
Es handelt sich um 83 Briefe, zwei Postkarten und fünf Brieffragmente aus den Jahren 1876 bis 1902, zusammen über 400 beschriebene Seiten, gerichtet an ihren Neffen Carl. Die Briefe enthalten Privates, familiäre Nachrichten, Lektüreberichte, persönliche Gedanken. Was den Erwerb bedeutsam macht, ist die Tatsache, dass der Inhalt der Briefe der Öffentlichkeit bislang nicht bekannt ist. Die Briefe fehlen in der großen Regestenausgabe des Landesarchivs NRW.
Mit dem Kauf erweitert die Landesbibliothek den im Landesarchiv und in den eigenen Magazinen liegenden Bestand an Meysenbug-Dokumenten um ein Beträchtliches. Bibliotheksdirektor Dr. Joachim Eberhardt sagte, die Einarbeitung einer so umfangreichen Neuerwerbung werde eine Weile dauern. „Natürlich werden wir dann alles digitalisieren und frei online veröffentlichen.“
Bei der Versteigerung hatte die Bibliothek großes Glück. Weil es keine anderen Interessenten gab, konnte das Konvolut sogar unterhalb des Schätzpreises von 16.000 Euro erworben werden. Von einem Schnäppchen will Dr. Eberhardt aber trotzdem nicht sprechen. Sein Dank gilt dem Förderverein der „Freunde und Förderer der Lippischen Landesbibliothek e.V.“ sowie einer namhaften Einzelspende, die angesichts knapper Kassen überhaupt erst ermöglicht haben, bei der Versteigerung mitzubieten.